Tolle Unternehmen – und warum ich ihre Aktien (noch) nicht kaufe

Wie meine Stammleser mittlerweile wissen, nehme ich Unternehmen sehr genau unter die Lupe, bevor ich die Entscheidung treffe, ob ich mich an ihnen beteilige. Es gibt eine ganze Reihe großartiger Unternehmen, die es beinahe in mein Depot geschafft hätten. Heute möchte ich die Gründe diskutieren, warum sie es (noch) nicht geschafft haben.

Ausschlusskriterium 1: Underperformance (BASF, BMW, Daimler, Procter & Gamble, Exxon Mobil)

Ich habe mir ein hohes Ziel gesetzt: Ich glaube daran, langfristig eine Überrendite (Neudeutsch: Outperformance) gegenüber meinem Benchmark erzielen zu können, indem ich auf Einzelwerte anstatt auf Aktien-ETFs setze.

Wer, glaubt ihr, werden die Gewinner von morgen sein – die Gewinner von gestern oder die Verlierer von gestern? Darüber könnte ich allein 3 Beiträge schreiben. Um es in einem Satz zu sagen: The trend is your friend. Oder: Trends tendieren dazu, bestehen zu bleiben.

Ich setze auf Gewinner. Dazu zählen für mich keine Aktien, die es seit Jahren nicht schaffen, besser zu performen als ihr Index.

Ausschlusskriterium 2: Hohe Verschuldung (Colgate-Palmolive, Hershey, General Mills)

Ich liebe Unternehmen mit einer geringen Verschuldung (d.h. einer hohen Eigenkapitalquote). Je höher das Eigenkapital im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten, desto besser. Leider haben es ansonsten tolle Unternehmen wie Colgate-Palmolive oder General Mills aufgrund ihrer hohen Verschuldung nicht in mein Depot geschafft.

Verschuldung

Die Altria Group ist ein weiteres Beispiel eines Unternehmens mit einer hohen Verschuldung. Zu Altria komme ich jedoch noch in einem anderen Ausschlusskriterium.

Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Artikel „Warum ich 1000 Euro in Schokolade investiere“. Ich habe nun doch nicht vor, in Hershey zu investieren. Von den Zahlen her sah das Unternehmen wunderbar aus. Als ich las, dass Hershey weniger Kakao und mehr Zucker als europäische Schokoladenhersteller verwendet, wollte ich es genauer wissen.

Ich googelte, wie Hershey-Schokolade schmeckt und las etwas von Wachs, Plastik und Holzasche. Und ihr glaubt nicht, was die automatische Google-Vervollständigung vorschlägt, wenn man „Hershey schmeckt“ eintippt: „Hershey Schokolade schmeckt nach Kotze“. Ekelhaft! Ohne das hätte ich die geringe Eigenkapitalquote vielleicht gerade noch so durchgehen lassen, die immerhin höher ausfällt als bei Colgate-Palmolive und General Mills.

Ausschlusskriterium 3: Hohe Bewertung (Fielmann, Kraft Heinz, Reckitt Benckiser, Novo Nordisk, Ross Stores)

Ach, wie gern hätte ich Fielmann-Aktien in meinem Depot, doch es ist wichtig, nicht jeden Preis zu bezahlen. Um zu ermitteln, ob ein Unternehmen zu hoch bewertet ist, gibt es meiner Meinung nach 2 Wege:

a) Vergleich des aktuellen KGV mit einem KGV-Mittelwert über einen längeren Zeitraum.

b) Vergleich des aktuellen KGV mit dem geschätzten Gewinnwachstum in den kommenden Jahren.

Fielmann

Die Wachstumsschätzung für künftige Gewinne könnt ihr bspw. auf finanzen.net ermitteln. Als Grundlage dienen Durchschnittswerte der Analysten. Außerdem geben viele Unternehmen selbst Schätzungen dazu heraus. Oft findet ihr sie auf den Investor Relations Seiten der Unternehmen.

Diese Werte (KGV geteilt durch jährliches Gewinnwachstum) werden natürlich erst dann aussagekräftig, wenn ihr sie mit anderen Unternehmen vergleicht.

Ausschlusskriterium 4: Unsichere Zukunft (Google, Altria)

Wie Warren Buffett mag auch ich Unternehmen, bei denen man 10, 15 Jahre Jahre in die Zukunft schauen kann und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sagen kann, wie das Unternehmen dann aufgestellt sein wird. Bei Nestlé, Johnson & Johnson oder Tyson Foods kann ich mir das besser vorstellen als bei Google. Wer sagt, dass Google nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird wie Yahoo? Wer kann sagen, womit Google in 15 Jahren sein Geld verdienen wird?

Ich lasse lieber die Finger davon und investiere stattdessen in Unternehmen, die seit Jahrzehnten Zahnpasta, Waschmittel, Nahrungsmittel, Kleidung und Medikamente herstellen und das aller Voraussicht nach auch in 15 Jahren noch tun werden.

Tabakkonzerne wie Altria sind ein weiteres Beispiel für eine ungewisse Zukunft. Ich denke und hoffe, dass Tabakkonsum von der Gesellschaft immer weniger geduldet wird.

Ausschlusskriterium 5: Hohe Abhängigkeit von XY (Apple, Nike, Union Pacific)

Ich mag es nicht, wenn Aktien/Unternehmen von einer Sache stark abhängig sind.

Union Pacific ist ein tolles Unternehmen. Leider sind Transportunternehmen stark konjunkturabhängig. Die Aktie kann um 80% einbrechen ohne eine einzige falsche Entscheidung der Unternehmensführung.

Union Pacific

Apple ist ein weiteres Beispiel. Das Unternehmen generiert mehr als die Hälfte seines Umsatzes aus dem Verkauf der iPhones. Apple-Kunden gelten zwar als treu, doch was geschieht, wenn ihnen ein Modell nicht gefällt? Um Unternehmen, die von einem einzigen Produkt so abhängig sind, mache ich einen Bogen.

Beispiel Nummer 3: Beim Kauf von Nike-Aktien setzt man nur auf eine einzige Marke. Ich setze lieber auf die VF Corporation und damit auf eine Reihe von Marken, vereint in einem einzigen Unternehmen (Lee Jeans, Wrangler, Eastpak, Vans, The North Face, Timberland, JanSport usw).

Gibt es irgendwann einen Nike-Skandal, so werden die Umsätze stark zurückgehen. Die Kunden erkennen Nike-Artikel sofort. Bei Nahrungsmitteln von Nestlé oder Tyson Foods, Medikamenten von Johnson & Johnson, Amgen, Gilead Sciences oder Produkten von Church & Dwight ist der Name der Unternehmen nicht auf den ersten Blick erkennbar, was zum großen Vorteil werden kann, wenn ein Unternehmen an den Pranger gestellt wird.

Apropos Pranger: Ich könnte noch näher auf die Abhängigkeit der Rüstungskonzerne von der Politik eingehen, doch das passt nicht unter die Überschrift „tolle Unternehmen“.

Ausschlusskriterium 6: Die falsche Branche (Wells Fargo)

Kurz und knapp: Banken kommen mir nicht ins Depot, weil ich nicht einschätzen kann, wie viele Leichen sie im Keller liegen haben, d.h. wie hoch die in den Bilanzen versteckten Risiken sind.

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10 Gedanken zu „Tolle Unternehmen – und warum ich ihre Aktien (noch) nicht kaufe

    • Danke sehr!

      🙂 Wells Fargo scheint mir von den großen US-Banken noch die Vernünftigste zu sein. Wie ich sehe, hast du kürzlich zugeschlagen.

      Neulich hab ich den Film „Too Big to Fail“ gesehen. Eine der witzigsten Szenen: Als der US-Finanzminister die Vorstände aller großen Banken zusammenruft, um über mögliche Lösungen der Finanzkrise zu sprechen, sagt der Mann von Wells Fargo: „Ich weiß gar nicht, warum Sie mich hier mit diesen Leuten an einen Tisch setzen!“

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      • Oh – witzig. Die scheinen echt eine Art Sonderstellung zu haben.

        Ich beschäftige mich letzter Zeit auch mit Immobilien und dabei kam mir der Gedanke, dass es einen Grund gibt, warum es auch in Zukunft noch so einige von diesen klassischen Großbanken geben wird (trotz aller FinTechs) und das sind eben die Immobilien. Keine Online- oder Direktbank finanziert dir dein Eigenheim oder eine vermietete Immobilie, denn die kennen dich einfach nicht und können dich nicht wirklich einschätzen.

        Ich bin mal gespannt…

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  1. Pingback: The trend is your friend – Papa Planlos

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