Ich kaufe den verdammten Heuhaufen

Ich habe mich entschieden, meine Strategie radikal umzustellen.
Viele von euch werden überrascht sein, einige schockiert, doch ich habe mich diesem Schritt über die Jahre immer weiter angenähert.

September 2014:
Ich zeichne Aktien zum Börsengang meines Arbeitgebers und werde Aktionär.
(ETF-Anteil: 0%)

August 2015:
Ich beende eine fünfmonatige Trading-Phase (46 Transaktionen) und beginne langfristig orientiert zu investieren.
(ETF-Anteil: 0%)

Dezember 2015:
Ich lese das Buch „Souverän investieren in Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer.
(ETF-Anteil: 0%)

Februar 2016:
Ich äußere mich so positiv über ETFs, dass Alexandra von „Sauerkraut und Zaster“ prognostiziert, dass ich in sechs Monaten zum reinen ETF-Anleger werde.
(ETF-Anteil: 0%)

Oktober 2018:
Ich beginne damit, Freunden regelmäßig 90-minütige Anfänger-Trainings zum Vermögensaufbau zu geben, in denen ich am Ende empfehle, mit einem kleinen (25€/Monat) ETF-Sparplan zu starten.
(ETF-Anteil: 0%)

Dezember 2018:
Ich investiere erstmals in einen ETF.
(ETF-Anteil: 10%)

Januar 2019:
Warren Buffett gewinnt seine Wette. Er hatte vor über 10 Jahren gewettet, dass fünf aktiv gemanagte Fonds über 10 Jahre einen einfachen Indexfonds auf den S&P 500 nicht schlagen werden. Hedgefondsmanager Ted Seides nahm die Wette an, wählte fünf Fonds aus, die wiederum in mehr als 100 Hedgefonds investierten. Von 2008 bis 2018 haben alle fünf Fonds schlechter abgeschnitten (0,5% bis 6,5% p.a.) als der S&P 500 (8,5% p.a.). Hunderte Fondsmanager, deren Job es ist, den S&P 500 zu schlagen, sind krachend gescheitert.

Dezember 2019:
Der ETF-Anteil in meinem Portfolio ist inzwischen beträchtlich gestiegen.
(ETF-Anteil: 25%)

Januar 2020:
Mein Blogbeitrag „Engel links, Teufel rechts“ ist ein erster Hilferuf und der Beginn meiner Sinn-Krise.
Ich hole einen zweiten ETF ins Depot.
(ETF-Anteil: 37%)

Februar 2020:
Im Rahmen meiner bislang aufwändigsten Rendite- und Benchmark-Berechnung wird mir klar, dass die Rendite meiner Einzelaktien-Investments hinter meiner Erwartung zurück blieb in den vergangenen 4 ½ Jahren.
Nach reiflicher Überlegung und Konsultation von 8 Finanzbloggern/Finanzbloglesern, die mich seit 4-5 Jahren begleiten, entscheide ich mich, auf eine 100%-ETF-Strategie zu wechseln (einzig mit dem Vanguard S&P 500 ETF, der bereits über 20% meines Portfolios einnimmt).

Ich habe das Vertrauen, in den nächsten 50 Jahren etwas zu schaffen, was ich in den letzten 5 Jahren nicht geschafft habe, völlig verloren.

19% der US-Amerikaner glauben, zu den einkommensstärksten 1% zu gehören laut einer Umfrage von 2007. Vermutlich denken über 80% der Autofahrer, überdurchschnittlich sicher zu fahren. Und ich war mir so sicher, meinen Benchmark in den letzten 5 Jahren geschlagen zu haben. Mit meinem Strategiewechsel haue ich meiner Selbstüberschätzung voll eins in die Fresse.

Ich schätze, dass ich in den letzten fünf Jahren 1.000 bis 1.300 Stunden für meine Einzelaktien-Strategie aufgewendet habe. (Recherche für potentielle Investments; auf dem Laufenden bleiben bei bestehenden Investments; Blogbeiträge zu einzelnen Unternehmen schreiben inkl. Diskussion; persönliche Diskussionen bei Leser-/Bloggertreffen oder unter Kollegen über einzelne Unternehmen und das Für und Wider einer Investition in diese)

1.000 Stunden auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, anstatt einfach den ganzen Heuhaufen zu kaufen.

Hin und her macht Taschen leer. Das ist keine abgedroschene Stammtisch-Weisheit, sondern eine Tatsache. Es brauchte über 150 Kauf- und Verkaufstransaktionen, bis mir das klar wurde (2015: 60; 2016: 25; 2017: 22; 2018: 21; 2019: 26). Und konsequentes Buy & Hold von Einzelwerten (also unter keinen Umständen zu verkaufen) würde ich niemals durchziehen.

Ich danke Nico, Dummerchen, Albert, Sebastian, Jenny, Michael, Jasper, Holger Grethe, Tim Schäfer, Alexander, Alexandra, Gerd Kommer und Warren Buffett dafür dass sie mir geholfen haben, eine Strategie-Evolution zu durchlaufen. Und ganz besonders danke ich „Dummerchen“ dafür, dass er mich ermutigt hat, regelmäßig meine Rendite zu ermitteln und diese einem fairen Benchmark-Vergleich zu unterziehen.

Auch das Lesen von 6 Biografien (Warren Buffett, Steve Jobs, Elon Musk, Arnold Schwarzenegger, Andre Agassi, Phil Knight) half mir dabei, gute Entscheidungen zu treffen.

Abschließend noch ein Hinweis auf einen Beitrag, auf den ich neulich gestoßen bin. Absolute Pflichtlektüre: „The Math That Explains Why Net Worth Goes Crazy After the First $100k

 

71 Gedanken zu „Ich kaufe den verdammten Heuhaufen

  1. Hallo Stefan,

    du schreibst an Pascal: „Nenn mir doch mal bitte einen deutschsprachigen Finanzblogger oder Finanzblogleser mit einer aktiven Strategie, der so ausführlich wie ich seine Rendite einem fairen Benchmark-Vergleich unterzogen hat.“

    Ich bin ein solcher Finanzblogleser. Meine Strategie: Einzelaktien von derzeit 73 Qualitätsunternehmen, die Umsatz und Gewinn ziemlich beständig steigern und dies über lange Phasen bewiesen haben (z.B. Intuit, Brown-Forman, Hexagon, Ecolab, Church & Dwight, FacSet, Hermès, Nike, Sherwin-Williams, Tyler, Lindt & Sprüngli, Stryker …). Ergänzt wird es um „jüngere“, aber recht stabile Techwerte wie Alphabet, Amazon, Adobe, ASML. Mein Portfolio ist sehr breit diversifiziert nach Branchen und Regionen, wobei ich in die Emerging Markets durch 3 ETFs investiere. Trotz dieses umfangreichen Depots ist mein Zeitaufwand nicht besonders hoch. Bei einer längeren Kursverlustphase schaue nach den Gründen. Ansonsten läuft alles ziemlich entspannt vor sich hin und wird von mir nach dem Gleichgewichtungsansatz investiert.

    Nun zu meinem Benchmarkvergleich: Parallel zu meinen realen Investments führe ich eine Excel-Datei, in der ich die jeweiligen Kaufsummen zeitgleich fiktiv in zwei ETFs „investiere“. Und zwar zu 70 % in den iShares Core MSCI World und zu 30 % in den iShares Core MSCI Ermerging Markets (jeweils thesaurierend). Ich berechne so die „einfache Rendite“ inklusive Dividenden und Kosten vor Steuern. Da sich die Steuergesetzgebung permanent ändert und ich einen sehr langfristigen Vergleich führe, macht es Sinn, die Steuern unberücksichtigt zu lassen.

    Ich bin den umgekehrten Weg gegangen. Vom ETF-Anleger zum Einzelaktien-Anleger. ETFs waren mir einfach zu langweilig. Zudem soll meine Geldanlage direkt sein. Ich mag keine Abhängigkeiten von Fondsanbietern, die mir jederzeit irgendwelche Änderungen hinsichtlich Ausschüttungsart, Verschmelzung, Verkauf etc. überstülpen können. Der „Geburtstag“ meines Einzelaktiendepots ist der 04.07.2017. Seit dieser Zeit führe ich auch den genannten Benchmarkvergleich. Das Einzelaktiendepot hat in dieser Zeit eine Rendite von 26,1 % erzielt. Das fiktive ETF-Depot erzielte eine Rendite von 16,4 %. Die einfache Überrendite liegt also bei 9,7 % in der Zeit von 7/2017 bis 02/2020. Da ich ziemlich regelmäßig investiere und im steigenden Markt somit die Einstandskurse stetig erhöht habe, läge die zweitgewichtete Rendite natürlich deutlich höher. Aber beim Benchmarkvergleich kommt es ja darauf an, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Und genau das habe ich getan. Der Zeitraum ist sicher noch zu kurz um von einer langfristigen Überrendite sprechen zu können.

    Dennoch, wer breit diversifiziert auf echte Qualitätsunternehmen setzt muss aus meiner Sicht eine Überrendite erzielen. Voraussetzung sind allerdings Passion und eine gute Strategie, die über Jahrzehnte konsequent durchgezogen wird. Wer dann auch noch Emotionen wie Angst und Gier im Griff hat, ist auf einem sehr guten Weg.

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    • Hallo Matthias,

      ich freue mich riesig, dass du auch akribisch einen Benchmark-Vergleich durchführst.

      Verstehe ich dich richtig: Du nimmst die versteuerten Zahlen von deinem Broker und addierst die Steuern wieder drauf?

      Bei einem Brot- und Butter-ETF wie meinem (mit 23 Milliarden Euro investiertem Anleger-Kapital; der Zweitgrößte ETF der 1.462 auf JustETF gelisteten) ist die Wahrscheinlichkeit einer Schließung/Ausschüttungsartänderung eher gering. Welche negativen Konsequenzen eines Verkaufs in diesem Fall siehst du hier?

      „Das Einzelaktiendepot hat in dieser Zeit eine Rendite von 26,1 % erzielt. Das fiktive ETF-Depot erzielte eine Rendite von 16,4 %. Die einfache Überrendite liegt also bei 9,7 % in der Zeit von 7/2017 bis 02/2020. Da ich ziemlich regelmäßig investiere und im steigenden Markt somit die Einstandskurse stetig erhöht habe, läge die zweitgewichtete Rendite natürlich deutlich höher. Aber beim Benchmarkvergleich kommt es ja darauf an, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Und genau das habe ich getan.“
      Diesen Teil verstehe ich nicht. Hast du beim Benchmark nicht dieselbe Investitionshöhe zu denselben Zeitpunkten simuliert? Wenn nicht, was hast du stattdessen simuliert und warum? Wenn doch, warum glaubst, bei der zeitgewichteten Rendite Äpfel mit Birnen zu vergleichen?
      Solltest du im Benchmark-Fall lediglich eine Punkt-zu-Punkt-Betrachtung durchgeführt haben, dann hätten wir tatsächlich einen Äpfel-Birnen-Fall.

      Viele Grüße

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      • Hallo Stephan,

        ich habe die Rendite vor Steuern berechnet. Zu den Zahlen des Brokers musste ich dann doch nichts drauf addieren. Ich erfasse meine Dividenden grundsätzlich brutto.

        Und na klar habe ich die Investitionen beim Benchmarkvergleich zeitgleich investiert. „Wenn doch, warum glaubst, bei der zeitgewichteten Rendite Äpfel mit Birnen zu vergleichen?“: Das habe ich nicht geschrieben. Ich meinte nur, dass ich bei der realen Rendite und der Benchmarkrendite die einfache und nicht die zeitgewichtete Rendite berechnet habe … gleiches Berechnungsprinzip, gleiche Renditeberechung = Äpfel mit Äpfeln verglichen.

        Kern vom Kern meiner Aussagen: Wer diszipliniert in eine Vielzahl exzellenter Unternehmen investiert und dabei auch breit nach Regionen, Währungen und Branchen diversifiziert, wird zwangsläufig eine Überrendite erzielen. Ein ähnliches Ergebnis könnte man vielleicht mit einem Quality-ETF erzielen.

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  2. Hi Pascal,

    der besseren Übersicht halber beantworte ich hier erst mal deine Vermutung, ich hätte aus Angst gehandelt. Ich erkläre dir nochmal meine Gedankengänge und du kannst dann entscheiden, ob du das Label „Angst“ draufkleben möchtest oder nicht.

    In den Kalenderjahren 2016-2019 habe ich 94 Transaktionen (Käufe, Verkäufe) durchgeführt (2015 klammere ich hier aus, weil ich den Großteil meiner Investment-Entscheidungen aus 2015 heute in derselben Situation nicht mehr treffen würde).

    Bei jeder dieser 94 Transaktionen dachte ich (in den Tagen vor der Transaktion; während der Transaktion; in den Monaten/Jahren nach der Transaktion): „Dies war eine Entscheidung, die meinen Benchmark schlägt“. 94 Volltreffer.

    Natürlich habe ich Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen immer auf Sicht von 5 bis 10 Jahren getroffen. Dennoch habe ich häufig Panik & Gier versucht auszunutzen, d.h. Aktien gekauft als sie völlig unterbewertet waren; Aktien verkauft als sie völlig überbewertet waren – also Entscheidungen, deren positives Ergebnis sich nicht erst nach 10 Jahren zeigen sollte, sondern früher. Ich hatte mir mal 10 Charts von 10 Unternehmen genommen und meine Kauf- und Verkaufszeitpunkte eingetragen. Das sah aus wie ein wahr gewordener Traum. Ich dachte ich wäre der Größte.

    Auf dieser Basis war ich mir am 20. Februar 99,99% sicher, dass meine Benchmark-Berechnung zeigen wird, dass ich meinen Benchmark geschlagen habe (Zeitraum 25.08.15 bis 21.02.20).

    Summiere ich meine berechneten 0,3% p.a. Underperformance (Oops, doch keine 94 Volltreffer gelandet?) und die drei Faktoren die ich, wie in meinem 2. Kommentar des Rendite-Beitrags erwähnt, nicht im Modell hatte, dann komme ich auf 1,4% Underperformance pro Jahr.

    Wie erwähnt habe ich 1.000 bis 1.300 Stunden an Zeit für meine aktive Strategie geopfert. Durchschnittlich 35 bis 40 Minuten pro Tag.
    So bin ich nun mal, d.h. eine Weiterführung der aktiven Strategie mit reduziertem Zeitaufwand kam für mich nie infrage.

    Wie viel Überrendite verlange ich bei einem Aufwand von 35 Minuten pro Tag? Schwer zu sagen, aber 1,0% p.a. sollten es auf jeden Fall sein. Eher 1,5 bis 2%, aber rechnen wir mal mit 1,0.

    Ich habe mein Renditeziel also um mindestens 2,4% p.a. verfehlt.

    Hinzu kommt ein weiterer Punkt und das ist die psychische Belastung abseits der 1.000 bis 1.300 aktiven Stunden. Mein Gehirn hat in den letzten 5 Jahren extrem viel Zeit darauf verwendet, zu entscheiden ob Unternehmen X ein gutes oder schlechtes Investment ist. Das passierte bei Filmgucken, in der Mittagspause im Büro, beim Einkaufen, beim Putzen, in der U-Bahn, im Restaurant, und so weiter. Diese ganze Zeit war in meinen kalkulierten 1.000 bis 1.300 Stunden noch gar nicht enthalten.
    Von diesem Bullshit wollte ich mich befreien und das hat in den ersten 4 Tagen ganz wunderbar funktioniert. Ich merke dass ich entspannter bin und ich war mir in meinem Leben selten so sicher wie jetzt, eine gute Entscheidung getroffen zu haben.

    Die frei gewordene Zeit kann in Investitionen in Humankapital fließen oder vielleicht in die Vorbereitung einer Existenzgründung. Oder in völlig andere Dinge. Wer weiß.

    Viele Grüße
    Stefan

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    • Dann ist die Entscheidung doch für dich perfekt. Es hätte ja sein können, dass dir diese 35 min Spaß bringen und wie ein Hobby sind. Wenn es dich aber belastet dann hast du alles richtig gemacht. Und gibt es eine bessere Investition als in sich selbst und eine (mögliche) Selbstständigkeit? Vermutlich nicht. Deine Gedanken zu den einzelnen Unternehmen waren immer Spitze und hilfreich, das werden viele (ich auch) zukünftig vermissen.

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  3. Hi Pascal,

    jetzt zu deinem Punkt (korrigiere mich falls ich dich falsch verstehe), immer nachdem die Aktien A/B/C/D/E 4 Jahre lang besser gelaufen sind als der Index X, dann werden sie wahrscheinlich in den darauffolgenden 4 Jahren schlechter laufen.

    Mit solch einer pauschalen Aussage wäre ich vorsichtig. Du scheinst nur auf die Anzeigetafel zu schauen, aber nicht aufs Spielfeld.

    Beispiel Facebook:
    Vor 4 Jahren haben viele große Marktteilnehmer noch gedacht, die Geschichte würde bald genauso enden wie die von Myspace, studivz & Co.
    Seitdem hat die Zahl aktiver Nutzer von Facebook, Instagram & Whatsapp (gehören alle zu FB) extreme Werte erreicht.
    Der Jahresüberschuss von Facebook stieg von 3,7 Mrd. $ (2015) auf 18,5 Mrd. $ (2019).

    Beispiel Alphabet:
    Dieselbe Geschichte, hier YouTube.
    Dazu kam Waymo, dessen Wert auf 100 bis 175 Mrd. $ geschätzt wird.
    Gewinn stieg von 16,3 Mrd. Auf 34,3 Mrd.

    Beispiel Apple:
    Hier war nicht abzusehen, dass Cook die Transformation zum Dienstleistungsunternehmen so gut gelingen würde.
    Die Umsatzsteigerungen bei Services sowie Wearables/Home/Accessories haben die Markterwartungen übertroffen, während die Umsätze bei iPhone/Mac/iPad erwartungsgemäß ausfielen.
    Auch Trumps Steuerreform, durch die Apple enorme Beträge (waren es 200 Millarden Dollar?), die im Ausland verschimmelten, in die USA holte, war vor 4 Jahren alles andere als sicher.
    (Aktienrückkäufe und Berkshire-Käufe haben den Kurs natürlich auch getrieben)
    Gewinn stieg von 53,4 Mrd. Auf 55,3 Mrd.

    Beispiel Netflix:
    Der Anstieg der Zahl der Abos hat die Erwartungen auch übertroffen, denke ich.
    Gewinn stieg von 0,12 Mrd. Auf 1,9 Mrd.

    Beispiel Amazon & Microsoft:
    Hier hat der enorme Erfolg von AWS und Azure die Erwartungen übertroffen.
    Gewinn Amazon stieg von 0,6 Mrd. Auf 11,6 Mrd.
    Gewinn Microsoft stieg von 12,2 Mrd. auf 39,2 Mrd.

    Worauf will ich hinaus?
    Eine Aktie underperformt nicht einfach nur in Periode t+1, weil sie in Periode t outperformt hat (und vice versa). Dafür gibt es Gründe. Alphabet wird 2020-2025 nicht automatisch schlechter laufen als Coca-Cola, nur weil Alphabet 2015-2020 besser lief.

    Viele Grüße
    Stefan

    PS:
    Eine Aussage wie „Aktie A lief besser/schlechter als Index X“ ist Blödsinn, solange Index X als Kursindex und nicht als Performanceindex (also inkl Dividenden) betrachtet wird.

    Wenn Johnson & Johnson morgen eine Sonderdividende von 20% der Marktkapitalisierung ankündigt, was wohl mit dem Kurs passieren? Er wird wohl ca. 20% sinken und damit sinkt auch Johnson & Johnsons Gewichtung im S&P 500 Kursindex. Sprichst du dann hier von einer „Underperformance“?

    Ein Beispiel:
    Unternehmen A erwirtschaftet 1 Mrd. Gewinn und schüttet diese zu 100% als Dividende aus. Unternehmen B erwirtschaftet 1 Mrd. Gewinn und reinvestiert diese mit 20% ROIC.
    Ansonsten sind beide Unternehmen möglichst identisch. Selbe Branche, selber Markt, selber Marktanteil, Zwillingsbrüder als CEOs usw.
    So läuft das 10 Jahre lang.
    Die Gewichtung welcher Aktie im Kursindex wird wohl stärker steigen?

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  4. Ich kann den Strategie Wechsel gut verstehen. Ich habe neben meinen ETFs (nicht nur World und EM) auch nach ausführlichen Analysen einige Einzelaktien gekauft. Mein Fazit: Als Privatanleger ist es sehr schwer zwischen Investment Pornographie und echten Analysen zu unterscheiden. Man wird schnell zum Opfer. Und eine Überrendite bleibt wohl nur ein Traum.
    Der Zeitpunkt deines Strategiewechsel zeigt aber leider auch, dass Market timing nicht wirklich klappt. Der 23. Februar war der perfekte Zeitpunkt, um mit 100% Cash auf Kaufkurse zu warten. Und jetzt stehen mit 100% ETFs da und sehen dem fallenden Messer zu.

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    • Ich kenne dich nicht, bin aber sicher, dass du pünktlich am 20. Februar um 20:30 Uhr alle deine Aktien verkauft hast. Sicher bin ich auch, dass du am 09.11.2016 um 8 Uhr als Trumps Wahlsieg feststand, all-in gegangen bist, weil du wusstest, dass es danach erst mal 66% rauf geht (exklusive Dividenden). War ja abzusehen.

      Von daher: Glückwunsch! 😉

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  5. Hallo Stefan,
    hab heute deinen neuesten Beitrag gelesen und war mal echt von den Socken. Ich habe mich in deiner damaligen Argumentation pro ETF wiedergefunden, wie du geschrieben hast es ist extrem schwer als Aussenstehender zu antizipieren welche Unternehmen einer Branche (zB. Biotech) gut laufen werden.

    Hab mich dann auch mit ETF beschäftigt und ich fand deinen US-Immo ETF extrem spannend. Warum hast du ihn bei deiner Entscheidung dich ausschliesslich auf ETF’s zu konzentrieren verkauft? Deine Argumente klingen noch immer extrem schlüssig für mich.

    Ich habe mein Depot noch nicht komplett auf ETF umgestellt (ETF Anteil ca. 50%) da ich das Klumpenrisiko, das sich aus den extrem hohen Positionen aller ETF-Konstrukte mit den FAANG Tech-Aktien ergibt sehr skeptisch sehe.

    Viele Grüße
    JR

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    • Hi Christoph,

      Immobilien flogen aus demselben Grund raus wie der Rest: die Aufgabe des Rosinenpickens.

      Nun könnte jemand sagen, auch meine US-Konzentration sei Rosinenpicken. Allerdings habe ich in den letzten Jahren wieder und wieder und wieder und wieder überlegt, REITs ja oder nein. An meiner US-Konzentration habe ich in den letzten 4 Jahren keine Sekunde gezweifelt. Wie sagte der Hohe Spatz in Game of Thrones? „He had so much to strip away, so much weighing him down. But piece by piece he unburdened himself.“
      Ja, mein Kopf ist frei seit Montag.

      Viele Grüße

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  6. Ich habe gerade einen interessanten Artikel gelesen und bringe ihn mal hier unter. Bisher dachte ich, ausschüttende und thesaurierende ETFs würden seit der Investmentsteuerreform 2018 steuerlich gleich behandelt werden. Das ist so nicht ganz richtig:
    https://www.versicherungsmakler-frf.de/investmentsteuerreform-2018-ausschuettende-oder-thesaurierende-fonds/

    siehe auch: https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/investmentsteuerreformgesetz/

    Es gibt also immer noch einen kleinen Steuerstundungsvorteil von thesaurierenden gegenüber ausschüttenden ETFs (abhängig von der Wertentwicklung des Thesaurierers!). Da es bei Brot- und Butter-ETFs aber so gut wie nie mehr als 3 Verlustjahre in Folge gibt, sollte dieser Effekt verschwindend gering sein.

    Bei Ausschüttern gibt es dagegen nicht-monetäre Effekte (Motivation) und daher bleibe ich bei meinem Ausschütter.

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  7. Pingback: Das wurde woanders geschrieben – Woche 9/2020 – Fuseboroto.info

  8. Hallo Stefan, sehr interessante Entwicklungen bei dir. Ich verfolge dein Blog sehr gern und schätze deine Meinung. Nun habe ich mal eine Frage. Ist dein ETF ausschüttend und wenn ja wie handhabst du das mit dem Freibetrag? Ich frage da ich in diversen Facebook Gruppen gelesen habe das man bis zu dem Freibetrag einen ausschüttenden ETF wählen soll anschließend einen thesaurierenden und dann evtl. Im Alter diese dann wieder in einen auschüttenden ETF tauschen. Nun bespare ich den FTSE All World und bin ein großer Fan von Tim Schäfer und dessen Strategie. Ich versuche mich an Ihm zu orientieren bloß mit stärkerem Fokus auf ETFs. Jetzt frage ich mich ob ich nicht einfach immer weiter in meinen ausschüttenden ETF investiere über den Freibetrag hinaus und dann halt die Steuern zahle. Macht es wirklich so einen großen Unterschied immerhin muss man ja später irgendwann wieder tauschen wenn man von den Ausschüttungen leben möchte und das verursacht ja auch Transaktionskosten. Außerdem gibt es doch auch die Dividenden Strategie dort kommt man doch auch irgendwann über den Freibetrag oder. Meinst du das es einen erheblichen Nachteil bringt einfach immer in Ausschüttende ETFs zu investieren?
    Viel Grüße

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    • Vielen Dank, Max!

      Ich nehme an, mit „Freibetrag“ meinst du nicht den Grundfreibetrag bei der Einkommenssteuer von 9169€ (bzw. 18336€ für Paare), sondern den Sparer-Pauschbetrag bei Kapitalerträgen von 801€ (bzw. 1602€ für Paare).

      Hier siehst du, dass sich die Besteuerung von thesaurierenden ETFs mit der Investmentsteuerreform 2018 sehr an die Besteuerung von ausschüttenden ETFs angenähert hat: https://stefansboersenblog.com/2020/02/23/nur-noch-etf/comment-page-2/#comment-6488
      Der monetäre Unterschied ist also nahe null.

      Vielleicht auch für dich interessant: ich hatte mal die Sicht des Homo Oeconomicus auf Dividendenausschüttungen geschildert: https://stefansboersenblog.com/2016/11/05/dividenden-strategie-selbstbetrug/

      Inzwischen sind meine Dividenden fast viermal so hoch wie in dieser Zeit, und meine Sicht hat sich ein wenig geändert. Dividenden motivieren mich sehr. Daher kam für mich auch nur ein ausschüttender ETF infrage.

      Es ist Geschmacksache. Ein „richtig“ oder „falsch“ gibt es hier nicht.

      Viele Grüße

      PS: Für das Buch, das ich gerade ausgelesen habe („Kaufen oder mieten“ von Gerd Kommer) hat Herr Kommer ausgerechnet, wie sich die effektive Steuerbelastung durch Steuerstundung entwickelt.
      – Haltedauer: 30 Jahre
      – 6,5% Kursgewinne nominal p.a. und 2,5% Dividende p.a.
      – Deutsche Steuergesetzgebung von 2015
      Hier führt die nachgelagerte Besteuerung zu einer Senkung der effektiven Steuerbelastung von 27,995% (inkl. Soli und Kirchensteuer) auf 17,3% und nach 40 Jahren auf 15,5%.
      Ich hätte nicht gedacht dass es so viel ist. Aber wie gesagt kann man das seit 2018 bei thesaurierenden ETFs ohnehin nicht mehr ausnutzen.
      Und die Steuergesetze ändern sich häufig.

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  9. st zwar ein wenig offtopic, aber anscheinend noch niemandem aufgefallen: Du schreibst mehrmals „Heuhaufen“ (inkl. im Titel), aber das Bild zeigt Strohballen 🙂

    Ansonsten: ich bin vor fünf Monaten wie Du auch komplett auf ETF’s umgestiegen. Meine Einzelaktien behalte ich aber. Wenn schon buy and hold, dann aber richtig.

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  10. Hallo Stefan,
    Ich schichten derzeit genauso um wie du…dachte ich bin schlauer als der Markt mit Tabak und Öl.;) Forget it!

    Bei welchem Broker und Handelsplatz kaufst du denn deine US ETF?

    Lg
    Djerun

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