Ich frage mich häufig, warum die Aktienkultur in Deutschland so schwach ausgeprägt ist, verglichen mit anderen Industrieländern. Konkrete Zahlen dazu findet ihr hier: „Über den Blog„.
Ich habe im Blog bereits mehrfach nach Erklärungen und Lösungen gesucht.
„Die Deutschen und die Aktien“
„So einfach ist das!“
„Die Geldanlage der Deutschen ist eine Katastrophe“
Wer etwas Zeit hat, dem empfehle ich diese Podiumsdiskussion von der Messe „Invest“ aus der vergangenen Woche: Video-Link
Sie schlägt alle deutschen Talkshows, die zuletzt zu diesem Thema abgehalten wurden (von „Anne Will“ über „Menschen bei Maischberger“ bis hin zu „Hart aber fair“) um Längen.
Den Deutschen Aktienindex DAX gibt es seit 1988. Seitdem hat er um unfassbare 8,8% pro Jahr zugelegt.
Wäre dieser Anstieg geradlinig verlaufen und nicht im Zick-Zack, dann wären wir alle Aktionäre. Ich denke, die Volatilität ist der Hauptgrund für viele, die Finger von Unternehmensbeteiligungen zu lassen.
Einige verwenden das Wort „Risiko“ anstelle von Volatilität. Das ist eine falsche Verwendung des Wortes. Riskant ist, auf Aktien zu verzichten und die Ersparnisse stattdessen auf Sparbüchern und in Kapitallebensversicherungen zu parken.
Lasst mich euch eine kleine Geschichte erzählen, die euch vielleicht wachrüttelt.
Ihr wacht morgens auf. Wer weckt euch? Vermutlich ein Smartphone von Samsung, Apple oder HTC – alles Aktiengesellschaften.
Dann habt ihr Morgensex mit eurem Partner – mit Kondomen von Durex. Die Marke gehört zu Reckitt Benckiser – einer Aktiengesellschaft.
Dann putzt ihr eure Zähne. Vielleicht mit Zahnpasta von Colgate – einer Aktiengesellschaft.
Zum Duschen benutzt ihr Produkte von Fa oder Schauma. Diese Marken gehören zu Henkel – einer Aktiengesellschaft. Vielleicht werft ihr noch ein paar Sachen in die Waschmaschine. Wahrscheinlich gehört das Waschmittel ebenfalls zu Henkel.
Ihr zieht euch an. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören die meisten Marken, die ihr tragt, zu Aktiengesellschaften. Nike. Adidas. Whatever.
Dann geht es in die Küche, frühstücken. Vielleicht mit Kaffee und Frühstücksflocken von Nestlé – einer Aktiengesellschaft. Auch euer Hund oder eure Katze muss fressen. Nestlé ist auch Weltmarktführer bei Hunde- und Katzenfutter.
Ihr habt zwar keine Katze, aber ein Baby? Nestlé ist auch Weltmarktführer bei Säuglingsnahrung. Ebenso bei Eiscreme und Tiefkühlpizzen.
Die Kosmetikprodukte, die ihr benutzt, gehören sehr wahrscheinlich zu Aktiengesellschaften. Vielleicht zu Procter & Gamble.
Dann geht es auf die Straße. Ihr seht Autos von Volkswagen, Toyota, BMW, Daimler, Peugeot, Renault – alles Aktiengesellschaften.
Mit dabei habt ihr euren Eastpak-Rucksack. Eastpak gehört zur V.F. Corporation – einer Aktiengesellschaft, die nicht nur Weltmarktführer bei Rucksäcken ist, sondern auch bei Jeans und Arbeitskleidung.
Unterwegs spielt ihr mit dem Handy herum. Das Betriebssystem ist Googles Android oder Apples iOS – beides Aktiengesellschaften. Die Zulieferer, die Chips und Glas geliefert haben, sind vermutlich auch Aktiengesellschaften. Eure Rechnung bekommt ihr von der Telekom oder von Vodafone – beides Aktiengesellschaften.
Im Büro angekommen gibt es wieder Kaffee oder Wasser von Nestlé. Ihr benutzt Büromaterial von 3M („Post-it“) – einer Aktiengesellschaft. Euer Betriebssystem ist Windows. Auch Microsoft ist eine Aktiengesellschaft.
All diese Unternehmen sind sehr erfolgreich. Sie steigern stetig ihre Umsätze und Gewinne. Der Wert der Unternehmen steigt. An dieser Wertsteigerung könnt ihr euch beteiligen.
Blogger Ric schreibt hier über die vielen Möglichkeiten von Unternehmen, ihre Gewinne zu steigern: „Warum Unternehmen immer weiter wachsen“
Die Möglichkeiten der Unternehmen sind schier grenzenlos, wie ihr seht.
Einen Großteil ihrer Gewinne schütten sie an ihre Aktionäre aus. Das kannst DU sein!
Hier nochmal stichpunktartig zusammengefasst, welches Vorgehen ich empfehle.
1.) Informieren, informieren, informieren. In Bildung investieren. Sparpotential identifizieren. Sich Gedanken über Geldanlage/Altersvorsorge machen und mit anderen darüber reden.
2.) Ein eigenes Risikoprofil erstellen, um herauszufinden, welchen Vermögensanteil man in volatilen Anlageklassen wie Aktien halten möchte. Der eine möchte nicht über 20% hinausgehen. Der andere traut sich mehr zu, vielleicht bis zu 80%. Wichtig ist, dass ihr euch wohl fühlt.
Sehr wichtig bei Aktien:
- Lange Haltedauer! Kein Geld investieren, das man möglicherweise in den kommenden Jahren braucht.
- Breit streuen! Mit Indexfonds ist das einfach.
- Auf die Kosten achten! Finger weg von aktiv gemanagten Fonds! Auf ein gesundes Verhältnis von Ordergebühr und Ordervolumen achten.
- Niemals einen großen Betrag auf einen Schlag investieren, beispielsweise nach einer Erbschaft. Monatlich, quartalsweise oder halbjährlich investieren.
- Nerven behalten. Nicht ständig auf die Kurse schauen.
- Immer im Hinterkopf behalten: Eine Aktie ist kein Lottoschein, sondern eine Beteiligung an einem Unternehmen.
Von 1975 bis 2014 ist der europäische Aktienmarkt (anhand des MSCI Europe Index) inflationsbereinigt um 8,0% pro Jahr gestiegen. Beim US-Aktienmarkt (anhand des MSCI USA Index) waren es inflationsbereinigt 8,2%.
Ein irres Wachstum! Schauen wir mal, was in dieser Zeit so passiert ist:
- Zwei Afghanistankriege 1978-1989 und ab 2001
- Zwei Golf-/Irakkriege 1991 und ab 2003
- Die Jugoslawienkriege 1991-2000
- Die zweite Ölkrise 1979/80
- Der deutsche Linksterrorismus der 70er/80er Jahre
- Der Tschernobyl-Atomunfall 1986
- Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1989-1991 und des Kommunismus in Osteuropa
- Die Aids-Epidemie ab Ende der 80er Jahre
- Der Rinderwahnsinn ab Mitte der 90er Jahre
- Die Vogelgrippe ab 2003
- Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990
- Die Abschaffung der D-Mark 1999
- Das Platzen der Dotcom-Blase 2000
- Mehrere schwere Finanzkrisen mit zahlreichen Staatsbankrotten in den Schwellenländern
- Steigende Haushaltsdefizite in den meisten Industrieländern
- Die Entstehung des islamistischen Terrorismus mit zahlreichen Anschlägen
- Mehrere schwere Naturkatastrophen
- Die Angst vor dem Klimawandel
- Überalterung der westlichen Gesellschaften
- Der globale Immobilien- und Kredit-Crash 2008/09 mit damit einhergehenden dramatisch erhöhten Staatsverschuldungsquoten
Die Aufzählung sowie die zuvor genannten Renditen sind übernommen aus Gerd Kommers Buch „Souverän investieren in Indexfonds und ETFs“.
Trotz all dieser Ereignisse haben die Aktienmärkte in diesem Zeitraum ein wahnsinniges Wachstum hingelegt. Ich frage euch: Warum sollte sich das in Zukunft ändern?
„Es ist so einfach! Ich brauche kein eigenes Unternehmen zu gründen, eine Marktnische finden, Leute einstellen, Marketing betreiben oder mich um die Buchhaltung zu kümmern. Ich kann in Sekunden, per Knopfdruck, Eigentümer der tollsten Firmen der Welt werden.“ (Nico von Finanzglück)
Hallo Stefan,
Wieder einmal ein klasse Beitrag! Wie du bereits richtig geschrieben hast. Es mag kommen was wolle, der Aktienmarkt steigt nach jeder Krise wieder an.
Am besten gefällt mir die Zeile, in der Du schreibst, dass es riskant wäre auf Aktien zu verzichten!
mfG Chri
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Merci, Christopher! Dein neuester Beitrag zur Erhöhung der eigenen Produktivität gefällt mir auch sehr gut. Den werde ich mir sicher noch häufiger durchlesen.
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Hallo Stefan
Per Zufall bin ich auf Deinen Blog gestossen, einfach Klasse, muss ich sagen! Du schreibst sehr kompetent und einfach verständlich und scheinst Dir zudem Zeit für die Recherche zu nehmen bevor Du postest. Mach weiter so, ich werde Deinen Blog weiterhin verfolgen.
Beste Grüsse,
Arkad
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Vielen Dank, Arkad! Investierst du auch in Aktien/Aktienfonds?
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Ja, 75% investiert in Dividendenwachstumsaktien (100% USA Aktien) und 25% Immobilien (Agrarland), lebe in Thailand.
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Hallo Arkad, was kostet der Hektar in Thailand? lohnt sich in Thailand ein kleines Haus zu kaufen und dann zu vermieten? wie sind da die Preise?
mfG
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Hallo Stefan
Mein Agrarland befindet sich in Europa, in Thailand würde ich nicht investieren, da man das Land nicht direkt auf den eigenen Namen kaufen kann, gilt für Ausländer. Trotzdem die Preisspanne ist meines Wissens riesig, fängt 1 Hektar bei ca 3000 Euro im Nordosten an und nach oben gibt es fast keine Grenze.
Mach weiter so mit Deinem Blog, ich bin schon auf neue Posts gespannt.
LG,
Arkad
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Wenn man die außergewöhnlich renditestarken 80er und 90er Jahre miteinbezieht, ist die durchschnittliche Rendite immer glücklich!
Es fragt sich nur, ob es zukünftig dabei bleiben wird – auch angesichts der bisher erreichten historischen Überbewertung am amerikanischen Aktienmarkt.
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