Nach dem CRASH: Wie ich mein Portfolio UMGEBAUT habe

Vom höchsten Kurs am 2. April bis zum tiefsten Kurs am 7. April hat der S&P 500 um 16 Prozent nachgegeben – ein ganz schöner Rutsch von Mittwoch bis Montag.

Da ich bei den noch stärkeren Turbulenzen im März 2020 bereits voll investiert war, und ich die Zoll-Geschichte als temporär einschätze, blieb ich relativ entspannt.

Im Folgenden seht ihr meine Aufteilung im Aktiendepot – vollständig in Form eines Kreisdiagramms, sowie tabellarisch für die größten 27 Positionen. Dabei sind die ersten 4 Positionen Einzelinvestments, und die übrigen ~500 Positionen stellen den aufgeschlüsselten S&P 500 dar, der in ETF-Form meine 5. Position im Depot stellt.

In der zweiten Hälfte des Beitrags möchte ich auf gekaufte, verkaufte, und Watchlist-Positionen eingehen, aber zuvor noch einige andere Punkte.

Meine wilde Phase

Mit meiner Entscheidung, innerhalb weniger Monate gleich 3 Positionen zu liquidieren und 3 neue Unternehmen aufzunehmen, habe ich in manchen Momenten gehadert, denn eigentlich möchte ich langfristig orientiert und unaufgeregt unterwegs sein.

Inzwischen habe ich damit meinen Frieden gemacht. Die größte Hilfe dabei war eine wunderbare Email-Konversation mit einem Leser, der seit 1987 an der Börse aktiv ist. Hier ein Auszug.

Ich: „Hoffentlich halte ich dieses Mal wenigstens 5 Jahre durch. Ich bin ja erst seit 2014 an der Börse aktiv und habe bisher bei jedem Unternehmen vor Ablauf von 5 Jahren einen Grund zum Verkaufen gefunden. Das finde ich schade, obwohl ich die Entscheidung im jeweiligen Moment (und in den Monaten darauf) als rational empfinde. Daher freue ich mich, dass du mit wesentlich mehr Börsenerfahrung meine Beiträge als unaufgeregt beschreibst – gerade in einer Phase mit einem wilden Wechsel der Portfolio-Zusammensetzung: Nike, CTS Eventim, Canadian National raus; Lotus, Rollins und Novo Nordisk rein.“

Antwort: „[…] Zunächst ist es völlig normal, daß du gelegentlich Aktien verkaufst und andere, vermeintlich bessere kaufst! Geht mir genauso! Liegt einfach daran dass wir Privatanleger nur begrenztes Kapital zur Verfügung haben und man generell von Nike oder CNR (bei beiden habe ich wie du gehandelt), langfristig überzeugt ist, aber eben nicht die Zeit haben möchte um auf bessere Zeiten zu warten. Hätten wir genügend Kapital wären beide bei mir und wahrscheinlich auch bei dir noch im Depot! […]“

Manch einer von euch wird jetzt einwerfen, Tim Schäfer hat es trotz eines wenig berauschenden Gehalts zum Multimillionär gebracht, weil er seine Netflix- und Eventim-Positionen über Jahrzehnte hat laufen lassen.

Verstecken muss ich mich aber nicht; habe in meinen ersten 10 Jahren als Aktionär den MSCI World (und vielleicht auch den Herrn Schäfer) deutlich outperformt.

Aufteilung Einzelaktien / ETF

Wie oben zu sehen, machen meine 4 Einzelwerte 29% meines Aktienportfolios aus.

Mit einem Wert zwischen 25 und 35 Prozent fühle ich mich wohl.

Ich kann mir gut vorstellen, meine Anzahl an Einzelpositionen in den nächsten Jahren bei 3 bis 6 schwanken zu lassen.

Nun zu einzelnen Unternehmen.

Public Storage / Tesla

Wie ist Public Storage auf 11% angewachsen?

Im April 2024 hatte ich mir einen Plan gemacht, bei welchen Kursen ich eine Tesla-Position aufbaue, und auch schon mehrere Orders platziert. Die Ausführung der Order mit dem höchsten Betrag wurde um wenige Cent verpasst, und anschließend lief mir die Aktie davon. Das war ausgerechnet in der Woche mit dem Tesla-Jahrestief. Verdammt nochmal!

Da Public Storage zu dieser Zeit meine einzige Einzelposition war, und mir fair bepreist zu sein schien, hab ich einfach den gesamten Betrag dort investiert.

Weitere Käufe gab es seitdem nicht, und es sind auch keine geplant, denn 11% empfinde ich heute als ausreichend. Im Gegenteil: Wenn sich irgendwo eine sehr attraktive Gelegenheit ergibt, ohne dass ich Cash habe, würde ich Public Storage auf 6-7% zurechtstutzen.

Hier mein letzter Beitrag zum Unternehmen: „Kauf: Public Storage“ (29.04.2024)

Novo Nordisk

Zu Novo Nordisk hab ich zuletzt so viel geschrieben:

Die derzeitigen 7% sind in meiner Wohlfühlzone.

Lotus Bakeries

Lotus habe ich vor 1,5 Wochen ausführlich recherchiert und detailliert beschrieben: „Lotus Bakeries: Demnächst meine drittgrößte Position im Depot?“.

Der anschließende Kauf fühlte sich anders als sonst an – fast als würde man sich außerbörslich an einem kleinen Unternehmen in der Nachbarschaft beteiligen.

Fast hätte ich seitdem weiter aufgestockt bei diesem unfassbar toll geführten Unternehmen. Leute, ich habe der Investor Relations Abteilung sogar eine kurze Dankeschön-Email geschrieben!

Doch wie stark ist der Burggraben? Mit 6,4% Anteil bin ich zufrieden.

Rollins

Nach meinen Käufen im Januar und Februar 2025 hat Rollins im März starke Zahlen für 2024 gemeldet, zusammen mit einem tollen Ausblick für 2025.

Außerdem kam Rollins bärenstark durch die Börsenturbulenzen der vergangenen 2 Wochen.

Ein heißer Kandidat für einen Nachkauf, aber die Bewertung ist verdammt hoch. Vielleicht stocke ich stattdessen den ETF auf.

Hier mein Beitrag von vor 2 Monaten: „Ich kaufe Rollins: Vom Rattengift-Verkäufer zu einer der besten Aktien der Welt“.

Texas Pacific Land

In TPL hatte ich mich verliebt.

Doch bevor ich einsteige, muss das Unternehmen mich überzeugen, dass das Land wirklich so eine glorreiche Zukunft (mit Wind, Solar und Rechenzentren) vor sich hat, wenn Peak Oil im Permian Basin erreicht ist.

Eli Lilly

Die Gewinne mit Adipositas-Medikamenten werden in den nächsten Jahren weiter durch die Decke gehen, und ich bin überzeugt davon dass Novo Nordisk und Eli Lilly ihre enormen Marktanteile verteidigen können.

In Eli Lilly habe ich mich bereits mehrere Stunden eingelesen. Über den S&P 500 macht das Unternehmen bereits 0,9% meines Depots aus, und vielleicht erhöhe ich auf 2 bis 2,5 Prozent, je nachdem wie sich Entwicklungspipeline und Aktienkurs verhalten.

Nike

Von Nike habe ich mich – als Aktionär aber nicht als Kunde – verabschiedet: „Nike: Verkauf einer Loser-Aktie“.

CTS Eventim

In meinem Kauf-Beitrag zum Unternehmen schrieb ich bereits:

„Ich würde jedoch keinen nennenswerten Vermögensanteil in Unternehmen mit 46% Umsatzanteil in Deutschland investieren. Merkel-Regierung und Scholz-Regierung haben ein unternehmerfeindliches Umfeld geschaffen. Auch deutsche Verbraucher handeln häufig irrational. Sollte es zu einem Skandal bei CTS Eventim kommen, zahlt der moralinsaure Deutsche lieber 2 Euro mehr für eine Konzertkarte der Konkurrenz, weil er glaubt, die Welt so zu einem besseren Ort zu machen.“

Als ich dann letzten Monat im Geschäftsbericht auf 2 Dinge stieß, die mir nicht klar waren, verkaufte ich Eventim und investierte das Geld anderswo.

Erstens: Nach extremem Umsatzwachstum in den USA von 2022 auf 2023 glaubte ich fälschlicherweise, dass man stark auf diesen Markt drängt. Als von 2023 auf 2024 jedoch überhaupt kein Wachstum in Nordamerika verzeichnet wurde (trotz 19% Wachstum global), war mir klar dass es nur ein Ausreißer war aufgrund der Freiheitseinschränkungen Anfang 2022.

Zweitens: Das Segment Live Entertainment (Planung, Vorbereitung und Durchführung von Konzerten, Tourneen, Festivals, Sportveranstaltungen), welches erheblich größer ist das Segment Ticketing, verzeichnet nur sehr geringe Margen.

Canadian National Railway

3% jährliches Umsatzwachstum über 10 Jahre sind mir nicht genug. Weg damit.

Zitate

Zu den jüngsten Börsenturbulenzen fallen mir drei Zitate ein.

„An der Börse sind zwei mal zwei nicht vier, sondern fünf minus eins. Und man muss die Nerven haben, dieses minus eins auszuhalten“ (André Kostolany)

„Wenn Sie einen IQ von 160 haben, verkaufen Sie 30 Punkte an jemand anderen, denn Sie werden sie beim Investieren nicht brauchen. Was Sie brauchen, ist das richtige Temperament.“ (Warren Buffett)

„Investieren erfordert, mehr als alles andere, Geduld und Disziplin. Aber es zieht gleichzeitig, mehr als alle anderen, die Ungeduldigen und Impulsiven an. Dies verspricht eine großartige Show – ein Autounfall in Zeitlupe, den du dir immer wieder anschauen kannst.“ (Morgan Housel)

4 Gedanken zu „Nach dem CRASH: Wie ich mein Portfolio UMGEBAUT habe

  1. Hallo Stefan,

    was hast du denn mit der Investor Relations Abteilung von Lotus so alles kommuniziert? Danke für das Kompliment.

    Schönes Wochenende nach Berlin

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    • Nur ein kleines Dankeschön.

      Danke, das wünsche ich dir auch, Klaus!

      PS: Ein Freund, der sich gerade in Indien aufhält, hat mir heute ein Bild von Biscoff-Keksen im indischen Supermarkt geschickt 🙂

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  2. Eli Lilly wäre mir deutlich zu teuer, sowohl was die Bewertung betrifft, als auch die Marktkapitalisierung wäre mir zu hoch!
    Rollins bin ich auch drin, würde auch gerne nachkaufen, aber die gehen einfach nicht runter!
    Und Lotus sind wir ja eh dˋaccord!!!

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