Portfolio-Analyse

Wenn ich Geld an der Börse anlege, dann sehe ich ein Unternehmen. Die meisten anderen Anleger sehen nur einen Aktienkurs. Sie verbringen viel Zeit und Mühe damit, Preisänderungen zu beobachten, vorherzusagen und vorwegzunehmen, und zu wenig Zeit damit, das Unternehmen zu verstehen, das ihnen zum Teil gehört.

In meinen letzten beiden Artikeln – es ging um Vermögensaufbau und Konsum – habe ich nur ein einziges Mal das Wort „Aktie“ benutzt. Ich schreibe in letzter Zeit viel lieber über „Unternehmensbeteiligungen“.

Das ist möglicherweise auch ein Grund dafür, dass der Traffic auf meinem Blog nicht mehr an die Spitzenwerte von November, Dezember und Januar herankommt. Meine Überzeugung ist mir wichtiger als die Anzahl der Klicks über Google.

In meinen Unternehmensanalysen wird euch aufgefallen sein, dass es zu 95% um die Analyse des Geschäfts geht und der Vollständigkeit halber in 2-3 Sätzen um den Kursverlauf. Hier grenze ich mich ganz klar von anderen Bloggern wie z.B. Christian Thiel ab.

Auch mein Header-Bild hat sich geändert. Es zeigt nun eine Hängematte am Strand anstelle des DAX-Verlaufs eines Tages. Mir geht es darum, dass wir alle in nicht allzu ferner Zukunft in der Hängematte liegen können, sofern wir das wollen.

Heute soll es jedoch ausnahmsweise nur um „Shareholder Values“ gehen – also um die Summe aus Kurssteigerungen und Dividenden.

Ich war neugierig, wollte wissen, wie sich meine Unternehmen langfristig geschlagen haben – so langfristig, wie ich es nie zuvor betrachtet hatte.

Dabei habe ich zur Kurssteigerung (CAGR) von Ende 1998 bis Ende 2016 die mittlere Dividendenrendite hinzu addiert. Bei Cancom und McCormick beträgt der Zeitraum nur 16 statt 18 Jahre, da Cancom erst 1999 den Börsengang vollzogen hat und ich für McCormick auf die Schnelle keinen Kurs für Ende 1998 finden konnte. Sämtliche Werte wurden in der jeweiligen Landeswährung berechnet.

Mit dem S&P 500 und dem Stoxx Europe 600 habe ich zwei vielbeachtete Indizes hinzugefügt. Der Nasdaq 100 taucht auf, weil ich künftig gern in diesen investieren möchte. Den MDAX habe ich angegeben, weil ich wusste, dass dieser sehr gut performt hat. Natürlich sind auch die „Shareholder Values“ der Indizes inklusive Dividenden zu verstehen.

Shareholder Value

Nicht falsch verstehen, was ich mit der Grafik sagen möchte!

  • Ich weiß, dass sich die vergangenen Renditen nicht einfach in die Zukunft fortschreiben lassen.
  • Ich weiß, was „Survivorship Bias“ bedeutet.
  • Ich mache Investitionsentscheidungen nicht von Kursverläufen abhängig.

Warum, glaube ich, haben all meine Unternehmen eine Überrendite gegenüber dem S&P 500 und dem Stoxx Europe 600 erzielt?

Das liegt an meinen Kaufkriterien, die da wären

  • verständliches Geschäftsmodell
  • wachsender Markt
  • stetig steigende Umsätze und Cash Flows
  • finanzielle Stabilität
  • hohe Profitabilität
  • geringer Verschuldungsgrad
  • keine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Produkten, Kunden und Lieferanten

sowie (nicht auf all meine Unternehmen zutreffend)

  • schwierig zu kopierendes Geschäftsmodell
  • starke Marke(n)
  • hoher Marktanteil; (Quasi-)Monopol
  • steigende Profitabilität
  • Lock-in-Effekte der Kunden
  • Insider Ownership

Die Unternehmen, auf die insbesondere die unteren Punkte am wenigsten zutreffen, sind Cancom, Cerner und Skyworks. Leser Oliver aus Tim Schäfers Forum bezeichnet derartige Investments als „Wetten“. Die Unternehmen bewegen sich in einem Markt, auf dem es nahezu unmöglich ist, vorherzusagen, wie die Marktanteile in fünf Jahren verteilt sein werden.

Diese drei Unternehmen machen derzeit 34% meines Aktien-Portfolios aus. Diesen Wert möchte ich demnächst senken durch Neuinvestitionen in Unternehmen, die seit vielen Jahren eine extrem starke Marktstellung haben.

Welches sind meine Lieblinge?

Ich habe zuletzt eine Reihenfolge festgelegt, um festzustellen, welche Unternehmen langfristig den höchsten und welche Unternehmen den niedrigsten Anteil am Gesamtportfolio ausmachen sollen. Dieses Ranking meiner „Lieblinge“ würde ich gern mit euch teilen. Selbstverständlich kann es sich mit der Zeit ändern.

  1. Nike
  2. Church & Dwight
  3. Walt Disney
  4. McCormick
  5. Johnson & Johnson
  6. Public Storage
  7. Henry Schein
  8. Hermès
  9. Skyworks
  10. VFC
  11. Continental
  12. Nestlé
  13. Cerner
  14. Cancom
  15. Tyson Foods

Meine Unternehmen

Was gibt es sonst noch zur Grafik zu sagen?

  • Die Rendite von Church & Dwight haut mich richtig vom Hocker! Irre, wie ein Verkäufer von Waschmittel, Zahnpasta, Katzenstreu, Fleckentferner, Deo, Shampoo, Kondomen, Schwangerschaftstests und Vitaminpräparaten langfristig solche Renditen erzielen kann. Leider ist das KGV derzeit mit 28 astronomisch hoch (selbst im historischen Vergleich). CHD steht seit über einem Jahr auf meiner Watchlist für einen Nachkauf. Die richtige Zeit wird kommen.
  • Die beiden Unternehmen mit den höchsten Renditen (Hermès und Church & Dwight) sind beide über 170 Jahre alt! Sie beweisen, dass man für hohe Renditen keine Glamour-Aktien wie Netflix, Tesla, Starbucks, Facebook oder Amazon braucht.
  • Die deutliche Outperformance des MDAX der mittelgroßen deutschen Werte gegenüber den anderen Indizies ist bemerkenswert.
  • Continental hat – für ein Unternehmen aus der Automobilbranche – eine unfassbar gute Performance hingelegt.
  • Cerner und Henry Schein sind recht weit oben zu finden, obwohl (oder gerade weil?) sie keine Dividenden ausschütten.
  • Selbst die „Langweiler-Aktien“ wie Johnson & Johnson oder Nestlé haben die großen Indizes outperformt.
  • Tyson Foods ist zwar Schlusslicht, doch für andere Zeiträume (14 oder 16 Jahre) sieht das ganz anders aus – die Profitabilität wurde von 2014 bis 2017 erheblich gesteigert.

18% pro Jahr – Was bedeutet das?

10.000 US-Dollar, angelegt 1998 in Church & Dwight, wären nun rund 200.000 US-Dollar wert. Nicht schlecht für einen Waschmittel-Hersteller.

Abschließende Zitate von Robert Hagstrom aus einem Buch über Warren Buffett

„Seien Sie bereit, die Unternehmen, die Sie besitzen, sorgfältig zu studieren, außerdem die Unternehmen, mit denen sie in Konkurrenz stehen.“

„Um den S&P 500 langfristig zu übertreffen, muss man ein Portfolio aus Unternehmen zusammenstellen, deren Wirtschaftsdaten besser sind als der gewichtete Durchschnitt der Zahlen der Index-Unternehmen.“

„Je länger der Zeithorizont wird, desto mehr bestimmt die entlang einer Trendlinie verlaufende wirtschaftliche Entwicklung des zugrunde liegenden Unternehmens seinen Aktienkurs.“

„Wenn wir Buffett fragen würden, welche Haltezeit er für ideal hält, würde er ‚für immer‘ antworten – solange das Unternehmen weiterhin überdurchschnittliche Zahlen produziert und das Management die Gewinne des Unternehmens rational verwendet.“

„Wenn man ein schlechtes Unternehmen besitzt, ist natürlich ein Umschlag erforderlich. Andernfalls hätte man für lange Zeit die Ökonomie eines unterdurchschnittlichen Unternehmens im Portfolio.“

„Buffett muss nicht täglich nach den Aktienkursen schauen, weil er keine Bestätigung vom Markt braucht, um sich selbst davon zu überzeugen, dass er die richtige Investition getätigt hat.“

 

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7 Gedanken zu „Portfolio-Analyse

  1. Hallo Stefan, deine Kaufkriterien und langfristige Sichtweise kann man nur unterstützen! Auch in anderen Blogartikeln sehe ich, dass Du eine Strategie gefunden hast und zielstrebig einen Plan verfolgst. Was mir in obigem Artikel aber auffällt, ist, dass Du anscheinend sehr viel Gewicht darauf legst, alles richtig zu machen. Das ist vielleicht ein zu hoher Anspruch, Fehler passieren, besser man konzentriert sich darauf, Fehler zu vermeiden und schnell zu erkennen. Siehe zum Beispiel Jason Zweigs Blog: http://jasonzweig.com/to-be-a-great-investor-worry-more-about-being-wrong-than-right/
    Ansonsten: Vorsicht vor Lieblingsaktien und einer zu starken Gewichtung einzelner Titel, aber das weißt du sicherlich auch…
    Grüße
    Covacoro

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    • Hallo Hans-Jürgen,

      danke für deinen Kommentar. Du sprichst wichtige Punkte an und man merkt sofort, dass du schon lange an der Börse aktiv bist.

      Zum Thema Investment-Fehler fällt mir ein schönes Zitat von George Soros ein, dem du vermutlich zustimmst:

      „It’s not whether you’re right or wrong that’s important, but how much money you make when you’re right and how much you lose when you’re wrong.“

      Viele Grüße, Stefan

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  2. hallo Stefan,

    super der Gesamtüberblick über „Deine“ Unternehmen, mein nächster Kauf wird nun tatsächlich Church&Dwight werden, zusammen mit Nestlé und Unilever hab ich dann doch eine ganze Bandbreite an Konsumgütern abgedeckt. Daneben investiere ich auch gerne im Pharma/Healthcare Bereich, Roche, Novartis, Johnson&Johnson, Medtronic, und NovoNordisk machen bei mir ungefähr 20% des Portfolio’s aus. Damit kann ich ruhig schlafen.
    Auch ich finde, Fehler (und die macht man unweigerlich, nur wer nichts macht kann keine Fehler machen) sollte man korrigieren, meine CS-Aktien hab ich so mit 20% Verlust verkauft, in der Spitze lagen sie bei minus 50%, ich habe mich sehr unwohl mit diesem Investment gefühlt, Novo Nordisk lag bei Minus 25%, ich habe 1x nachgekauft und nun sind sie bei minus 4%, da hatte ich ein viel besseres Gefühl mit.

    Dein blog ist echt Klasse, ich mag Deine Geradlinigkeit,
    wünsche Dir weiterhin viel Glück mit Deinen Unternehmen, ich werde den blog auf jeden Fall weiter verfolgen

    liebe Grüsse

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    • Hallo Pascal,

      einfach ausgedrückt (ich habe gerade zwei Gläser Wein getrunken):
      Ich denke, dass die (US-)Technologie-Branche in Zukunft stark wachsen wird. Die meisten Tech-Bereiche ändern sich jedoch so schnell, dass ich mir nicht zutraue, vorherzusagen, wie die Marktanteile in fünf Jahren verteilt sein werden (und schon gar nicht, wie dies in 10+ Jahren aussehen wird). Daher halte ich eine Index-Strategie hier für sinnvoll. Die Verlierer fliegen raus, die Gewinner bleiben drin. Ich kann so in Technologie investieren, ohne vorhersagen zu müssen, welcher Onlineshop in Zukunft genutzt wird, welche Social Media Plattform oder welcher Biotech-Konzern das nächste Blockbuster-Medikament herausbringen wird.

      Außerdem sind im Nasdaq-100 keine Banken und Versicherungen enthalten. In diese möchte ich nicht investieren. Von diesen Branchen habe ich zu wenig Ahnung. Sie zählen nicht zu meinem – wie Buffett sagt – „circle of competence“. Und welcher Laie kann schon sehen, was für Bomben die Deutsche Bank in ihrer Bilanz versteckt hat. In „normalen“ Indizes beträgt der Anteil der Finanzindustrie in der Regel hohe 20%.

      Wenn ich lese, der Wert der Derivate der Deutschen Bank ist 16x so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands (!), dann ist das eine Aussage, mit der ich nichts anfangen kann. Ist das gut? Schlecht? Damit sollen sich andere herumschlagen.

      Viele Grüße, Stefan

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  3. Hallo Stefan,
    klasse Artikel!
    Ich beschäftige mich auch stark mit der Auswahl langfristiger Investments. Im Idealfall möchte ich kaufen und dann „unendlich“ halten bzw. vererben. Dabei orientiere ich mich stark an den Ideen von Benjamin Graham. In meine Analyse nehme ich den Cashflow, die Dividendenentwicklung, die Profitabilität, die Eigenkapitalquote, das KGV und das KGV auf. Jeweils mit unterschiedlicher Gewichtung. Was mir dabei auffällt, ist das hier in letzter Zeit vor allem amerikanische Unternehmen sehr gut weg kommen.
    Viele Grüße,
    Stefan
    http://www.finanzoo.de

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