Aufruf zu mehr Transparenz unter Finanzbloggern

Deutsche Finanzblogs gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Als Kleinanleger kann man sich auf diesem riesigen Kuchenbasar die besten Stücke aussuchen und so seine eigene Vermögensaufbau-Strategie immer weiter optimieren.

Je höher das Maß das Transparenz in Bezug auf die eigene Strategie und deren Erfolg/Misserfolg, desto leichter machen wir es unseren Lesern, eine Entscheidung zu treffen.

Ich wurde heute zum wiederholten Male dafür gelobt, einer der ganz wenigen deutschen Finanzblogger zu sein, die ihre Renditen veröffentlichen und diese gleichzeitig mit einem Benchmark vergleichen. Darauf bin ich sehr stolz.

Jeder von euch konnte sich davon überzeugen, dass ich im letzten Betrachtungszeitraum (August 2015 bis Dezember 2016) zwar deutlich besser abgeschnitten habe als der MSCI Europe, jedoch schlechter als der MSCI World und klar schlechter als der MSCI USA. (hier geht’s zum letzten Beitrag)

Heute möchte ich einige der deutschen Finanzblogs anhand ihres Maßes an Transparenz bewerten.

Analysiert werden:

Warum ausgerechnet diese Blogs?

Sie erfüllen mindestens eines von zwei Kriterien:

  • Der Blogger geht mit gutem Beispiel voran.
  • Der Blogger hat eine Strategie, über deren Erfolg/Misserfolg ich gern mehr erfahren würde.

Investoren mit einer klaren ETF-Strategie sind hier ausgenommen. Rendite-Berechnungen und Benchmark-Vergleiche sind hier wenig sinnvoll, da die Anleger die Marktrendite erzielen wollen (abzüglich Transaktionskosten). Alexandra von „Sauerkraut und Zaster“ taucht hier dennoch auf, da ich ihre Transparenz absolut vorbildlich finde. Dazu später mehr.

Umfrage

Zunächst eine kleine Umfrage. Welchem Blogger würdet ihr euer Geld am ehesten anvertrauen, um es langfristig anzulegen? Es sind bis zu 3 Angaben möglich. Um Fairness zu gewährleisten, ändert sich die Reihenfolge der möglichen Antworten von Aufruf zu Aufruf. Es steht also nicht immer ein bestimmter Blogger ganz oben oder ganz unten.

 

Das Punktesystem

  • Sparquote wird angegeben – 1 Punkt (da diese selten in eigenen Beiträgen oder auf eigenen Menüpunkten angegeben wird, muss ich mich hier auf meine Erinnerung verlassen, sie mal irgendwo zwischen den Zeilen gelesen zu haben)
  • Portfolio ist einsehbar – 2 Punkte
  • Depotwertentwicklung über die Zeit wird dargestellt – 1 Punkt
  • Vermögensentwicklung (also inkl. Bankguthaben/Anleihen) über die Zeit wird dargestellt – 1 Punkt
  • Depotwert oder Gesamtvermögen wird in absoluter Höhe angegeben – 1 Punkt
  • Einfache Rendite wird angegeben – 2 Punkte
  • Interner Zinsfuß wird angegeben – 3 Punkte
  • Benchmark-Vergleich findet statt – 4 Punkte

Ergebnis

5 Punkte – Armer Charlie

Der Blogger, der seinen echten Namen offenbar nicht nennen möchte, ist ein echtes Vorbild in Sachen Transparenz. Portfolio, Depotwert und einfache Rendite sind für jeden einsehbar. Selbst auf Positionsebene wird die Rendite angezeigt sowie der absolute Wert.

Da der Investor bereits seit 2008 investiert, würde ich gern zusätzlich den Verlauf von Depotwert und Rendite sehen. Das i-Tüpfelchen wäre ein Benchmark-Vergleich.

7 Punkte – Couponschneider

Noch so ein Blogger ohne Namen 😉 Von seinem Maß an Transparenz können sich jedoch andere gern eine Scheibe abschneiden. 7 Punkte gibt es für Depotwert (inkl. Entwicklung) und Rendite (sowohl einfach, als auch wertgewichtet). Die Krönung wäre mehr Transparenz in Bezug auf die gehaltenen Aktien sowie ein Benchmark-Vergleich mit dem internen Zinsfuß.

6 Punkte – Graccem

Florian ist ebenfalls sehr um Transparenz bemüht. Portfolio, Depotwert, Vermögen und GuV findet man mit wenigen Klicks. Ein Punkt wird abgezogen, da beim GuV keine Verkäufe und auch keine Dividenden berücksichtigt werden. Einen Bonuspunkt gibt es dafür, dass sämtliche Käufe und Verkäufe der letzten 3 Jahre auf einer Seite einsehbar sind – inklusive Datum und Höhe. Fehlt nur noch etwas Benchmarking.

Berechnung

0 Punkte – Großmutters Sparstrumpf

Vielleicht habe ich nicht genau genug hingesehen, aber bei Christian kann ich nichts entdecken, wofür ich Punkte vergeben könnte. Hier ist noch Luft nach oben.

0 Punkte – Hamsterradblog

Der nächste Christian. Seine Unternehmensanalysen finde ich spannend. Leider scheint er auch nach 34 Analysen noch keine Lust zu haben, sein eigenes Portfolio zu veröffentlichen. Dabei würde ich es sehr gern einmal sehen.

Edit: Es gibt immerhin einen Beitrag mit einem Portfolio-Schnappschuss von Ende 2016.

0 Punkte – Intelligent investieren

Michael ist Value Investor und ein Methusalem unter den deutschen Finanzbloggern. Ich würde mich sehr freuen, wenn er sein eigenen Portfolio und seine Rendite veröffentlichen würde.

2,5 Punkte – Jasper Quast

Jaspers Depot ist mit einem Mausklick zu sehen – sogar inklusive Fonds. Für die Rendite-Berechnung kann ich leider nur einen halben Punkt vergeben, da sie lediglich auf Positionsebene stattfindet und nicht auf Depotebene hochgerechnet werden kann. Ich weiß (und freue mich darauf) dass Jasper in Zukunft seine Entwicklung noch transparenter gestalten wird.

5 Punkte – Rente mit Dividende

Alexander hat eine schöne Übersicht mit Depotwert, Portfolio, Rendite (Positionsebene und Gesamt sowie zeitliche Entwicklung). Auch die einzelnen Transaktionen werden dargestellt.

Leider ist die Rendite-Berechnung nicht vollständig. In die „Depot-Performance“ gehen weder Verkäufe, noch Dividenden und Gebühren ein. Dafür wird ein Punkt abgezogen.

Ich bin mir jedoch sicher, dass Alexander einer Optimierung/Erweiterung seiner Rendite-Berechnung nicht abgeneigt ist und auch keinen Benchmark-Vergleich scheut.

Für mich ist Alexander das absolute Aushängeschild unter den dividendenorientierten Bloggern in Sachen Transparenz.

6 Punkte – Sauerkraut und Zaster

Leider hat Alexandra ihre Blogger-Karriere an den Nagel gehängt. Ich gehöre zu den Tausenden, die ihr Blog absolut begeistert hat. Auch wenn sie seit 13 Monaten keinen Beitrag veröffentlicht hat, so denke ich nicht mal im Traum daran, ihren Blog von meiner Blogroll zu entfernen. „Sauerkraut und Zaster“ zählt nach wie vor zu den ersten 3 Blogs, die ich nenne, wenn mich jemand im Bekanntenkreis um Ratschläge zum Vermögensaufbau bittet. Und das von ihr organisierte Blogger-Treffen vor einem Jahr war bisher das Beste von allen 🙂

Auch in Sachen Transparenz war Alexandra ein Vorbild. Sparquote und Depotwert (inkl. zeitlicher Entwicklung) wurden monatlich aktualisiert. Auch das Portfolio war einsehbar. Einen Extrapunkt gibt es dafür, dass die monatliche Entwicklung sowohl vom Kurswert, als auch vom Buchwert des Depots grafisch dargestellt wurde.

11 Punkte – Smart reich werden

Jan ist der König der Transparenz. Das Portfolio ist einsehbar (inkl. Kursentwicklung auf Positionsebene). Monatlich gibt es Updates zur Performance, zum internen Zinsfuß und es findet sogar ein Benchmark-Vergleich statt.

Einen Extrapunkt gibt es für die Watchlist. Einen Punkt muss ich jedoch auch abziehen aufgrund mangelnder Erklärung, wie die Werte für das Performance-Diagramm genau ermittelt wurden. Hier bin ich unsicher, ob der Vergleich fair ist.

3 Punkte – Tim Schäfer Media

Tim bekommt 3 Punkte dafür, dass man als Stammleser in etwa einschätzen kann, wie hoch seine monatliche Sparquote ist, welche Aktien er im Portfolio hat und wie hoch sein Depotwert ist. Dabei könnte er bei allen 3 Punkten noch konkreter werden. Sehr interessieren würde mich seine Rendite.

Abschließend

Ich hoffe, dass alle Beteiligten das Augenzwinkern in meinem Beitrag erkennen und dass sich niemand angegriffen fühlt.

Ich denke: Wer öffentlich Ratschläge zum Vermögensaufbau erteilt, der sollte um größtmögliche Transparenz bemüht sein. Ich wünsche mir, dass mein heutiger Beitrag den einen oder anderen anspornt.

Wir sollten uns als Blogger jedoch auch nicht zu nackig machen. Auch wenn ich für meine Offenheit häufig gelobt werde: Absolute Zahlen zu meinem Gehalt, meinem monatlichen Sparbetrag, meinem Depotwert und meinem Vermögen gebe auch ich nicht an – und das verlange ich auch von keinem anderen.

33 Gedanken zu „Aufruf zu mehr Transparenz unter Finanzbloggern

  1. An sich beinhaltet deine Frage 3 Aspekte: Wem vertraue ich? Bei wem glaube ich, dass er gute Renditen erzielt? Wessen Depot übersteht hoffentlich auch in der Krise? Bei manchen Blogger-Kollegen lese ich zu wenig mit, um ihre Strategie komplett zu kennen. Tim Schäfer würde ich mein Geld anvertrauen, weil ich mir da sicher bin, dass er ein absoluter Fels in der Brandung ist. Möge die Börse tun, was sie wolle. Alexander schätze ich sehr aufgrund seiner Transparenz und Bodenständigkeit. Sein erfolgreiches Depot spricht klar für ihn. Ebenso würde ich dem Couponschneider vertrauen, weil er von den genannten Blogs derjenige ist, den ich schon am längsten verfolge. Er ist (wie die meisten Finanzblogger) ein kluges Köpfchen.

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  2. Hi Stefan,
    interessanter Gedankengang, der mich als Gelegenheitsblogger ja durchaus auch betrifft. Ich denke es ist eben auch ziemlich aufwendig bzw. verlangt ziemlich viel Disziplin immer alle Entscheidungen auf dem Blog zu posten. Und ich könnte zum Beispiel keine Sparquote angeben, da ich immer zurücklege was gerade übrig ist.
    Was hältst du in dem Zusammenhang von Wikifolios als Mittel die Performance zu tracken? Dort sind zwar unter Umständen nicht alle Papiere immer investierbar, aber es gibt schon einen guten Anhaltspunkt, man kann auf den meisten Finanzwebsites die Performance problemlos gegen jeden Index den man mag vergleichen und man kann nicht um schlechte Trades „herumlügen“ da die Kurse von einer zentralen Plattform gespeichert werden. Deswegen war es für mich Mittel der wahl, und auch z.B. der von mir sehr geschätzte TomB (https://commentsonpositions.blogspot.de/) oder mbkaya machen es so. Ich habe ehrlich gesagt auch ein paar kleine Nebentrades im Wiki die ich nicht auf dem Blog besprochen habe, aber im wesentlichen ist mein Hauptwikifolio auch mein Musterdepot. Wär das vielleicht auch was für dich?

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  3. Ich hätte mir noch Markos von „Finanzielle Freiheit mit Dividenden“ in der Liste vorstellen können. Ansonsten denke ich, dass die meisten Blogger genau wissen, warum sie bestimmte Angaben in ihrem Blog machen oder nicht.

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  4. Bei Tim Schäfer bin ich sehr skeptisch, sein beruflicher Werdegang im Zusammenhang mit Hr. Prior einer der grössten
    Luftpumpen im Finanzsektor ( Neuer Markt ) finde ich schon sehr befremdlich.

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  5. Danke, dass du mich nicht gleich in der Luft zerrissen hast.^^
    Mit einem Benchmark-Vergleich ist das so eine Sache. Wenn ich alle Transaktionen etc. der letzten drei Jahre berücksichtige, dann wird das ein extremer Aufwand. Ich wüsste gar nicht, wie ich das im Einzelnen bewerkstelligen soll. Ich hätte das Depot von Anfang an ähnlich wie einen Fond verwalten und berechnen müssen. Die Berechnung eines internen Zinsfußes usw. zielt auf eine Portfolioperformance ab, um vergleichen zu können, welches Depot denn besser performt. Da meine Zielsetzung nicht auf eine Vermögensentwicklung in der Summe setzt, sondern auf das steigende Einkommen durch Dividenden, ist meine Anlagestrategie in den einzelnen Werten von ganz anderen Kennzahlen und Erwartungen geprägt. Daher weiß ich nicht, ob so eine Angabe bei meinem Vorgehen sinnvoll wäre, da man dann letztlich doch Äpfel mit Birnen vergleicht. Würde ich ein „Performancedepot“ managen, wäre das komplett anders zusammengestellt und ich würde auch einige Werte wesentlich schneller austauschen bzw. hätte die gar nicht erst gekauft.
    Einen Benchmarkvergleich scheue ich nicht, weil mir das eh egal ist, ob ich nun besser oder schlechter bin ^^

    Und ich nehme kein Geld mehr an, da ich bereits 4 Fremddepots betreue (nicht, dass noch jemand auf dumme Gedanken kommt).

    Jedenfalls ein interessanter Artikel und ich halte mich von der Abstimmung raus.

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  6. Tim Schäfer hat viele Kommentare in seinem Blog, leider ist er aber ohne Substanz, es geht nur um Oberflächliches wie Sparen und Buy an hold! Immer dasselbe Thema seit Monaten! Langweilig! Hier bei dir oder auch bei Alex fühle ich mich besser aufgehoben, denn ihr geht gerne auch mal ins Detail, warum ihre euch für einzelne Werte entscheidet, man erfährt viel über einzelne Unternehmen, etc. Weiter so!!

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    • Naja, Tim ist kein Blogger, er ist Journalist. Und er schreibt für das Aktien Magazin von Traderfox eine Kolumne und in den letzten Wochen auch zusätzliche, mehrseitige Artikel. Darüber hinaus verfasst er wöchentlich lange Beiträge im Aktien-Blog (von Traderfox). Der Umfang seiner Gesamtbeiträge ist schon ziemlich groß geworden. Und dort findet sich nichts über sein Lieblingsthema Frugalismus, sondern es geht um Value Investing und konkrete Einzeltitel/Unternehmen. Dass er diese – bezahlten – Artikel nicht auch kostenlos auf seiner Website posten kann, dürfte auf der Hand liegen. Und zumindest die Blogeinträge sind frei verfügbar (http://aktien-mag.de/autoren/tim-schaefer/p-5/).

      P.S.: Die Werbung für das Aktien Magazin sei mir verziehen, da auch ich darin regelmäßig eine Kolumne verfasse. 😉

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  7. Hi Stefan,

    Interessante Beobachtung!!

    Mir fallen drei Erklärungsmuster ein, warum große Transparenz vermieden wird:
    1) Neid – deshalb werden wohl nur sehr selten absolute Geldbeträge genannt – im Zusammenhang mit einem einwandfreien Impressum schon gar nicht – kann ich auch irgendwie verstehen
    2) No alpha – gerade so mancher aktiver Hobby-Investor den harten Vergleich mit dem Index scheuen. Gerade im Jahr 2016 wo die Börsen hervorragend entwickelt haben, könnte der simple Vergleich mit einem breit gestreuten Index schmerzhaft und daher unerwünscht sein.
    3) Nicht das primäre Ziel des Blogs – jeder bloggt aus unterschiedlichen Motiven. Nicht jeder mag dabei seine finanzielle Situation offenlegen wollen. Auch ich blogge primär um anderen den Weg zur finanziellen Freiheit zu erleichtern, nicht um mich selbst zu beweihräuchern. Zwar hast Du https://meinefinanziellefreiheit.com nicht in die Liste aufgenommen, so hätte ich doch nach Deinem Bewertungsschema schlecht abgeschnitten. Meine Hoffnung ist, dass meine Leser doch so manch hilfreichen Tipp mitnehmen können.

    Viele Grüße,
    FF

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  8. Tja, die Antworten fallen uns eigentlich leicht.
    Armer Charlie, Alexander und Michael, that´s it.
    Unser Anlageverhalten deckt sich mit den beiden erstgenannten doch ziemlich und wenn man das ganze versucht zu kombinieren mit Michaels Investment, wird es schon spannend ( oder ehr langweilig ). Alle 3 genannten weisen auch eine gute Kontinutät in Ihren Bloggs auf.

    P.S. Dieser Blog gefällt uns aber auch sehr gut …und wenn mehr Transparenz gewünscht ist, fehlen hier doch deutlich mehr Zahlen. Warum eigentlich nicht mit gutem Beispiel voran gehen ?

    mfg
    Plutusandme

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  9. Hallo Stefan,
    sehr cooler Aufruf, dem ich sofort folge! Habe eine Homepage eröffnet und gehe schonungslos offen mit meinen Zahlen um. Vorerst aber anonym!
    Mal sehen was passiert 😉
    Beste Grüße
    Axe

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  10. Warum Tim Schäfer so gehyped wird kann ich irgendwie überhaupt nicht nachvollziehen. Zumindest in seinem Blog schreibt er doch immer wieder das selbe:
    „Ach, so sehet doch mit tiefster Verachtung herab auf diese sündigen Anhänger des meteriellen Konsums. Und erkennet, dass ich der wahre Heiland des Buy&Hold bin! Folget mir und ich führe euch vorbei an allen Versuchungen in den Himmel der ewigwährenden finanziellen Unabhängigkeit.“
    Naja, zumindest sinngemäß… 😉
    Mir reicht da immer ein Blick auf die Bilder um zu sehen welche Negativbeispiele er dieses mal ausgegraben hat. Der Text ist immer das selbe in neuer Formulierung und lohnt sich selten für mehr als ihn nur zu überfliegen.

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  11. Moin Moin,

    ich bin vor ein paar Tagen auf den Beitrag hier gestoßen und musste da instinktiv zustimmen. Hab aber nichts weiter kommentiert, aus gegeben Anlass muss ich mich mal eben auskotzen. Entschuldigung für den Ausdruck, aber gleich versteht vielleicht der ein oder andere die nordisch direkte Wortwahl:

    Ich hab schon länger ein Depot und schaue von Zeit zu Zeit in der Bloglandschaft umher, um einfach auch mal neue Ideen zu bekommen. Manches übersieht man ja einfach und man lernt nie aus. Was mir aber die letzten Jahre immer wieder und vermehrt auffällt: Finanzblogs sind total in Mode.

    Das finde ich super! Aber es gibt da da draußen so viele Schwätzer. Das ist unfassbar. Gerade im Dividendenbereich, der zufälligerweise auch in Mode ist, fällt das besonders auf. Der Aufbau der Seiten ist immer gleich.

    Zuallererst sieht man wie königlich erfolgreich die Person ist und wie super sein unabhängiges Leben dank Dividenden und Aktien ist. Auch du kannst das erreichen!
    Was nicht weiter schlimm ist, der lernfreudige Nutzer findet aber wenig Inhalt um diesen Punkt selber zu erreichen. Häufig leere sich wiederholende Phrasen und dann, wenn es irgendwie in Richtung Musterdepot, Strategie, eine Excel Tabelle oder einen nachvollziehbaren Kauf eine Aktie geht. Ist der Beitrag zu Ende oder (was mir häufiger passierte) man landet freudig blinkend beim kostenpflichtigen Download oder Webinar.
    Gerne auch in Verbindung mit einen riesigen „call-to-action“ Button und einer dramatisch großen Uhr die herunterläuft. Denn man hat nur noch wenige Minuten für das super günstige und einmalig reduzierte Angebot seines Heiligengrals, seines ebooks.

    Nicht falsch verstehen: Jeder soll sein Geschäft machen!
    Aber liest man sich diverse Beiträge durch, stellt man fest wie inhaltslos die Infos sind. Gerade genug um nicht daran zu verhungern.

    Manche „Anfänger“ haben Dividenden jenseits der 2000€ p.a. für ihr erstes Jahr im Blog notiert. Realistisch, nur eben nicht mit einer Depotgröße die sich der geneigte Nutzer bei dem Webauftritt und Ansprache vorstellt. Dabei muss es nicht mal eine genaue Depotgröße sein, ich kann ja verstehen das man da Bedenken hat. Aber eine Rendite würde schon helfen die Situation zu verstehen und einzuschätzen.

    Das ist meiner Meinung nach Bauernfängerei.
    Und nochmal – Jeder soll sein Geschäft machen und durchaus am Bloggen und Schreiben etwas verdienen. Wenn ein Mehrwert geschaffen wurde, darf man gerne auch mal die Hand aufhalten. Und am Ende ist es ja dem Nutzer überlassen, ob er darauf eingeht.
    Aber ich werde das Gefühl nicht los, hier sind im Blogbereich viele nicht sehr ehrlich. Und gerade das ist es, wofür ein Blog aber stehen müsste. Auch wenn er selber etwas vertreibt, wie seine eBooks. Diese Offenheit, Ehrlichkeit und Nähe zum Publikum ist die Bandbreite und das stärkste Instrument was der „digital Nomade“ in seinem Vertrieb hat. Stattdessen wird mit aggressiven Titeln geworben…Soo, jetzt gehe ich ne Kaffee trinken 😀

    Gruß,
    Marcel

    P.S: Martin B. über mir kann ich sehr zustimmen. Fand das damals sehr interessant, als ich dann mehr dort gelesen habe, hab ich mich echt gefragt wie man einen Blog mit immer dem selben Inhat über Jahre füttern kann. Tims Ansicht gefällt mir, aber ich bin offentlich zu doof die Unterschiede in den Beiträgen zu erkennen 😀

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  12. Ich finde das ein, für mich ganz großer Blog, hier fehlt: Der Finanzrocker Blog. Ich muss zugeben, er wird in Sachen Transparenz die Liste vielleicht nicht anführen. Doch Vertrauen in dem was er schreibt und sagt habe zumindest ich auch ohne 100% Transparenz in hohem Maße.
    Meine Meinung 😉

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  13. Hey Stefan,

    Sehr spannender Artikel! Vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.

    Ich selbst verfolge aktuell ausschließlich indexorientierte Anlagestrategien, daher betrifft mich der Vergleich von aktiven Strategien mit der Benchmark selbst nicht. Nichtsdestotrotz sehe ich das Veröffentlichen des Erfolges der aktiven Strategien etwas kritischer.

    Die meisten Depotentwicklungen in den Blogs beziehen sich auf wenige Jahre. Wie wir wohl alle wissen ist das aber kaum aussagekräftig: Kaum jemand sollte seine Geldanlage von kurzfristigen Trends abhängig machen. Auch Statistiken zu Investmentfonds bzw. der Kontinuität von Investmentfonds (bspw. von S&P) zeigen, dass die Fonds mit einer Outperformance im ersten Jahr nach 3 oder nach 5 Jahren nur sehr selten noch an der Spitze stehen. Verleiten diese öffentlichen Depotentwicklungen also nicht dazu die selben Methodiken wie Investmentfonds anzuwenden und den Anleger bewusst oder unbewusst durch die kurzfristigen Entwicklungen zu beeinflussen? Anleger bewerten dann die Qualität der Inhalte nicht mehr objektiv, sondern eher danach, welcher Anlagestil kurzfristig (scheinbar) besser funktioniert.

    Neben dieser Verzerrung, dass einem kurzfristig erfolgreichen Anleger mehr Aufmerksamkeit zukommt als ihm womöglich zusteht, könnte noch ein weiterer Faktor greifen: Es könnte danach so weitergehen, dass das gleiche Spiel des Survivorship-Bias wie in der Investmentfondsindustrie ähnlich in der Bloglandschaft stattfindet: Wer über 5 Jahre eine Underperformance hinlegt nimmt still und heimlich seine Depotentwicklung raus, wer über 5 Jahre eine Outperformance hinlegt nicht. Voilá – nur noch überdurchschnittlich gute Anleger bloggen (scheinbar).

    Gleichzeitig könnte das ganze noch mehr zu Marketing-Zwecken ausgenutzt werden: Jemand erstellt anonym bspw. 3 Blogs mit konträren Anlagestilen. Nach 5 Jahren wird vermutlich zumindest einer dieser 3 Blogs eine deutliche Outperformance hingelegt haben. Die schlechteren beiden werden geschlossen, der bessere hat sowohl seine Outperformance als auch seine „Transparenz“ bewiesen und zeigt nun allen wie es geht – natürlich nur im Trading-Coachingprogramm für 2.997€ exkl. MwSt mit Ferrari-Garantie. 😉 Das ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel, verdeutlicht aber, dass die erhoffte Transparenz durch Depot-Offenlegungen womöglich kontraproduktiv auf den Anlageerfolg der Leser wirkt.

    In meinen Augen sollte viel mehr eine objektive und unvoreingenommene (zumindest soweit es möglich ist) Herangehensweise im Vordergrund stehen als ein kurzfristiger Depotvergleich. Ich kann nicht leugnen, dass ich diese nicht spannend finde, aber in meinen Augen nähert man sich mit der öffentlich dargestellten Depotentwicklung dem Marketing von meistens nicht funktionierenden Investmentfonds an und beeinflusst unwissende börseninteressierte Leser zu häufig mit wenig aussagekräftigen Performancezahlen.

    Vermutlich gibt es da kein richtig oder falsch und ein großer Teil besteht darin wie differenziert solche Zahlen veröffentlicht werden, trotzdem würde mich deine Meinung dazu natürlich sehr interessieren!

    Beste Grüße,
    Jannes

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