In wenigen Minuten wird die FED ihre Zinsentscheidung verkünden sowie ihre Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur mittelfristigen Entwicklung der Zinssätze. Darauf haben die Börsianer wochenlang hingefiebert.
„Spiele werden von denjenigen Spielern gewonnen, die sich auf das Spielfeld konzentrieren – nicht von denen, deren Augen auf der Anzeigetafel kleben.“
Hier denke ich ebenso wie Warren Buffett, von dem dieses Zitat stammt. Meine Investitionen lasse ich nicht von Entscheidungen der Zentralbanken oder von Prognosen zur Entwicklung der Wirtschaft beeinflussen. Unter den 20 reichsten Menschen der Welt war noch nie einer, der versuchte, Konjunkturzyklen vorherzusagen.
„Ich würde gern Marktentwicklungen vorhersagen und Rezessionen antizipieren können, aber weil das unmöglich ist, bin ich ebenso wie Buffett damit zufrieden, profitable Unternehmen zu finden“ (Peter Lynch, 1989)
Dennoch finde ich es hochinteressant zu beobachten, wie die Aktienkurse auf Nachrichten reagieren oder wie sie künftige Nachrichten versuchen zu antizipieren.
Im Folgenden will ich einige Fakten auflisten, die aus dem 15. der 23 Kapitel von Jeremy Siegels fantastischem Buch „Aktien für die Ewigkeit“ stammen, das ich zurzeit lese.
Sie sollen die Unvorhersehbarkeit des Marktes bestätigen sowie die Schwierigkeit, Kursbewegungen zu prognostizieren.
Dieses fesselnde Kapitel des Buches geht weit über eine bloße Aufzählung hinaus, wie ich sie hier vornehme. Siegels Erklärungsversuche, Grafiken und Tabellen sind wirklich lesenswert bzw. sehenswert.
Ich denke, wenn ich mit dem Buch durch bin, werde ich hier im Blog zwei bis drei Sätze zu jedem Kapitel schreiben, um euch ein besseres Bild für eure Kaufentscheidung zu geben.
Fünfzig Euro sind eine starke Ansage, doch bereits nach 15 Kapiteln habe ich das Gefühl, dass es eine lohnenswerte Investition war. Zur Not findet man das Buch sicher auch in der nächsten Bibliothek.
Und los geht’s!
#1
Seit dem Jahr 1888 gab es 145 Tagesveränderungen des Dow Jones von mehr als 5 Prozent. Nur 35 dieser 145 Änderungen lassen sich mit einem signifikanten weltpolitischen oder ökonomischen Ereignis in Verbindung bringen. Das sind mickrige 24 Prozent.
#2
Vier der fünf stärksten dieser 35 Änderungen sind auf eine Anpassung der Geldpolitik zurückzuführen.
#3
Der Rekordverlust von 22,6% am 19. Oktober 1987 lässt sich nicht mit einer eindeutig identifizierbaren Nachricht verbinden.
#4
Die stärkste Tagesveränderung, die auf eine konkrete Nachricht zurückzuführen ist, war der 6. Oktober 1931, als der Dow um 14,9% anstieg, nachdem Präsident Hoover 500 Mio. Dollar erzwang, um den Banken zu helfen.
#5
Um 9:03 Uhr Ortszeit am 11. September 2001 flog das zweite Flugzeug in das World Trade Center. In den folgenden 2 Minuten (!) gaben die Kurse der US-Vorbörse (Futures auf den Dow Jones) bereits 3 Prozent nach, um dann in den folgenden 60 Sekunden wieder 2 Prozent zu steigen. Die „echte“ Börse öffnete an diesem Tag nicht und auch nicht an den darauffolgenden 3 Werktagen. Dann, am 17. September, brach der Dow um 7,1% ein.
#6
Dieser Einbruch um 7,1% war doppelt so stark wie der Tagesverlust nach dem Angriff auf Pearl Harbour und stärker als jeder Tagesverlust, wenn sich die USA im Krieg befanden.
#7
Der Herzinfarkt von Präsident Dwight D. Eisenhower verursachte einen Tagesverlust von 6,5%. Der Mord an John F. Kennedy führte jedoch nur zu einem Minus von 2,9%. Am ersten Handelstag nach Kennedys Tod stieg der Dow um 4,5%, was einen der besten Börsentage der Nachkriegszeit bedeutete.
#8
Obwohl die meisten Aktienhändler Republikaner sind und viele politische Maßnahmen dieser Partei als begünstigend für Aktien und Kapitalbildung angesehen werden, hat der Dow Jones seit 1888 unter demokratischen Präsidenten besser abgeschnitten als unter Republikanern.
#9
Der Dow Jones hat im dritten Jahr der Amtszeit der US-Präsidenten seit 1888 weit besser abgeschnitten als im Ersten, Zweiten oder Vierten.
#10
Am Tag nach Barack Obamas Wahlsieg 2008 gab der Dow Jones 5,1 Prozent nach.
#11
Das Weltkriegsjahr 1915 war das beste Jahr in der Geschichte des Dow Jones mit einem Anstieg von 82 Prozent, nachdem die Kurse bei Kriegsausbruch am 30. Juli 1914 um 6,9% nachgaben. Im Folgejahr 1916 stiegen die Kurse weiter und erreichten ihr Hoch im November, woraufhin der Dow doppelt so hoch stand wie noch zwei Jahre zuvor. Dann, als die USA am 16. April 1917 formal in den Krieg eintraten, gaben die Kurse 10 Prozent nach und weitere 10 Prozent bis zum Waffenstillstand im November 1918.
#12
Die Botschaft des großen Booms von 1915 hatten die Trader eine Generation später nicht vergessen. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, dachten sie daran, was am Beginn des Ersten Weltkriegs passiert war. Als Großbritannien Deutschland am 3. September 1939 den Krieg erklärte, war der Kursanstieg so explosiv, dass die Börse Tokio verfrüht schließen musste. Als in New York der Handel begann, brach eine Kaufpanik aus. Der Dow Jones legte um mehr als 7,3 Prozent zu, und selbst die europäischen Börsen zeigten sich fester, als der Handel wieder begann.
Hingegen brach der Dow Jones am 14. Mai 1940 und eine Woche später am 21. Mai 1940 um 6,8% bzw. 6,2% ein, als die Nazis in Holland einmarschierten und die Alliierten in der Folgewoche in Frankreich zurückwichen.
Das Zitat zum Spielfeld/der Anzeigetafel finde ich großartig und sehr treffend. In der Tat sollten langfristig orientierte Investoren sich nicht von kurzfristigen Bewegungen der Börsen irritieren lassen und z.B. durch regelmäßige Investitionen auch den cost average Effekt ausnützen.
Die AUflistung der historischen Ereignisse und Ihrer Börsen-Implikationen finde ich sehr interessant – danke!
Viele Grüße,
FF
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Nun, Jeremy Siegels hat kein fantastisches Buch geschrieben. Es ist nur eine langweilige Sammlung von Statistiken aus der Vergangenheit.
Ein gutes Buch über Aktien, die man wegen Dividenden bis zum Tod halten kann, sollte aber Kriterien enthalten, nach denen die Aktien von DAX, Dow Jones, Eurostoxx50 und Stoxx50 ausgewählt werden.
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Jeremy Siegel.
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