Buy & Hold Anleger haben es oft nicht leicht. Viele Interessengruppen wollen nicht, dass wir unsere Aktien und ETFs über Jahre oder gar Jahrzehnte halten. Darauf bin ich bereits mehrfach eingegangen, u.a. in meinem Beitrag „Verschließt die Augen vor der Finanzpornographie“.
Ich und viele meiner Leser sind noch nicht lange am Aktienmarkt aktiv. Wir sind davon überzeugt, dass Buy & Hold die beste Strategie ist, doch es erfordert Disziplin, dies umzusetzen.
Es kann nicht schaden, sich anzuhören, was erfahrene Investoren sagen, die bereits einige Bärenmärkte miterlebt haben. Nachfolgend findet ihr eine Auswahl an Zitaten, mit denen ich übereinstimme und die man sich hin und wieder mal durchlesen kann, um diszipliniert zu bleiben und seine eigene Überzeugung durchzuhalten.
Bernard Baruch
Die Bären machen Schlagzeilen, die Bullen machen Geld.
Benjamin Graham
Kaufe eine Aktie, als würdest du das ganze Unternehmen kaufen. Strebe nicht nach dem schnellen Geld. Suche nach Unternehmen, deren Aktien du ein ganzes Leben lang halten kannst.
André Kostolany
Das Verhältnis von Wirtschaft und Börse ist wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann (Wirtschaft) geht stetig voran, der Hund (Börse) rennt vor und zurück.
Warren Buffett
Ich denke nicht darüber nach, ob ein Markt nach oben oder nach unten geht. Ich kümmere mich nur darum, ob ich ein Unternehmen zu einem akzeptablen Preis kaufen kann. Ich sehe mich nicht als Teil eines Bullenmarkts, sondern als Teilhaber an wunderbaren Firmen. Ich muss zu einem Preis kaufen, der mich glücklich macht.
Ihr Ziel als Investor sollte es einfach sein, zu einem vernünftigen Preis einen Teil eines leicht verständlichen Geschäfts zu kaufen, dessen Gewinne in fünf, zehn und zwanzig Jahren nahezu sicher erheblich höher ausfallen werden als heute.
Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert.
Wenn jemand gute Aktien hat, wäre er verrückt, wenn er nur wegen eines Kursrückschlags verkaufen würde. Ich suche Unternehmen, die ich verstehe und von deren Zukunftsaussichten ich überzeugt bin.
Wer sich nach den Tipps von Brokern richtet, kann auch einen Frisör fragen, ob er einen neuen Haarschnitt empfiehlt.
Wenn Du nicht bereit bist, eine Aktie für zehn Jahre zu halten, solltest Du auch nicht darüber nachdenken, sie für zehn Minuten zu besitzen. Wenn Du Dir ein Portfolio zusammenstellst, das Aktien von Unternehmen enthält, deren Einnahmen über die Jahre steigen, dann wird auch der Marktwert Deines Portfolios steigen.
Heute kann sich jemand im Schatten räkeln, weil er vor vielen Jahren einen Baum gepflanzt hat.
Peter Lynch
Jeder kann Geld mit Aktien verdienen, wenn er nur seine Hausaufgaben macht.
Weitere Zitate findet ihr im ersten Teil der Serie.
Hi Stefan,
interessante Einstellung und ein paar schöne Weisheiten. Ich kann mit der Aussage von Andre Kostolany am meisten etwas anfangen, weil ich das selbst tag täglich erlebe. Mal überwiegen Erwartungen (Hund läuft voraus), mal die Daten.
Dass eine Buy & Hold Strategie, die beste Strategie für Dich ist, davon bin ich überzeugt. Denn am Ende ist die Überzeugung das, was die nötige Disziplin beim Umsetzen der Strategie fördert.
Ich habe mir vor einiger Zeit selbst mal Gedanken darüber gemacht, ob die Buy & Hold Strategie ausgedient hat, wie es vermehrt heisst. Bin aber, obwohl ich kein Langfristanleger bin, zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht so ist. Was wäre denn die Alternative? Der aktive Handel?
Ganz bestimmt nicht für jemanden, der Kaptal anlegen möchte und es in der Regel nicht sein Geschäft ist. Professionelle Spekulation hat zwar wenig mit Zockerei zu tun, da hier das Risikomanagement oft ausgefeilter ist als anderswo, aber genau deshalb ist der Erfolg in diesem Segment nur wenigen vergönnt. Das ist aber ein anderes Thema.
Ich nähere mich meinen Entschluss eher darüber, dass das Argument oft mit Back-Tests untermauert wird. Diese Back-Tests verfolgen einfache Strategien. Aktien werden verkauft, wenn die 200 er gleitende Durchschnitt unter-, werden gekauft wenn überschritten etc. etc.. Im Vergleich schneidet dann so eine aktive Strategie in der Regel besser ab als Buy & Hold.
Ich bin jetzt nun seit mehreren Jahren an den Märkten aktiv und beobachte Kurse tag täglich. Ich weiß also wie sie sich in gewissen Situationen verhalten. Mir sind daher die vereinfachten Annahme solcher Back-Tests höchst zweifelhaft. Und das aus folgenden Gründen:
1. Zum einen geht man dabei immer davon aus, dass die Order in jedem Fall so ausgeführt worden wäre, wie im System vorgegeben, was aber einem Idealfall entspricht, wir aber so gut wie nie Idealfälle an der Börse haben. Starke Liquiditätsprobleme, wie sie beispielsweise im Crash 1987 vorhanden waren, werden bei solchen Backtests nicht berücksichtigt, sprich man geht schlicht und ergreifend davon aus, dass die Order zu diesem Zeitpunkt gegriffen hätte. In der Realität, kamen Order in diesem Crash größtenteils nicht zur Ausführung, zumindest nicht an diesem Tag. Das Argument für den aktiven Handel ist, dass man auf diese Weise starke Draw-Down Phasen vermeiden kann. Dieses Argument verblasst, wenn man nicht aus dem Markt kommt oder erst viel tiefer als gewollt. Und solche Phasen, in denen man nicht so einfach aus dem Markt kommt gibt es öfter mal und nicht nur alle 20-30 Jahre.
2. Zum anderen sind da natürlich die Kosten, die bei einer aktiven Strategie deutlich höher liegen.Die Performance einer aktiven Strategie müsste also (!!Unter Berücksichtigung des eigentlich höheren als per se angenommenen Draw-Downs) sehr viel höher sein, damit die Kosten gegenüber der Buy&Hold gedeckt sind.
3. Und zu Guter Letzt kann ich erfahrungsgemäß behaupten, dass technische Hilfsmittel sehr ungenau sind und die Fehlsignale in der Anzahl umso höher sind, je automatisierter das ganz abläuft. Der Bruch eines 100er oder 200er gleitenden Durchschnittes bedeutet in der Regel gar nichts. Der Kurs fluktuiert an dieser Stelle meistens Tage bis Wochen um die Zone. Im Nachhinein zu sagen, hier hätten wir gekauft und hier wieder verkauft, ist weit entfernt von der Realität. Ich könnte mir nicht vorstellen wie immens hoch die Kosten wären, wenn mein System bei jedem Über- oder Unterschreiten eine Order eingibt?
Quintessenz ist also, dass ich als aktiver Händler zwar eine für mich funktionierende Strategie gefunden habe, dennoch Argumente, die den aktiven Handel der Buy & Hold vorziehen immer in Frage stellen würde.
Der Unterschied stellt sich derweil in der Handhabung des Risikomanagements dar. Bei der Buy&Hold ist es immens wichtig zu diversifizieren. Wie soll man anders das Risiko vermindern können? Im aktiven Handel, brauche ich das nicht. Ich passe meine Positionierung dem Markt an. Beides ist also irgendwo berechtigt, erfordert aber unterschiedliche Marktkenntnisse. Die Buy&Hold ist dabei für den normalen Anleger sicherlich besser geeignet. Daran besteht kein Zweifel.
Hier noch mal mein Beitrag dazu
http://2i-services.com/buy-and-hold-strategie-ausgedient/
Grüße
David
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Hi David,
mein Cousin verdient seit vielen Jahren mit Trading seine Brötchen. Ich stimme zu, dass man damit, wenn man es richtig anstellt, seinen Lebensunterhalt verdienen kann – und zwar noch früher als mit Buy & Hold.
Ich habe mich einige Monate damit auseinandergesetzt, u.a. John Murphys „Technische Analyse der Finanzmärkte“ gelesen, dessen Argumente allesamt schlüssig sind. Nach einigen Monaten des Tradings habe ich allerdings gemerkt, dass ich mich mit Buy & Hold wohler fühle.
Grüße, Stefan
PS: Fast hätte ich diesen Satz von Peter Lynch in die Börsenweisheiten aufgenommen: „In der von Forbes veröffentlichten Hitparade der Reichen der Welt war noch nie ein Börsentiming-Experte vertreten.“ 😉
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Das Buch von Murphy habe ich auch gelesen, allerdings hat es mir nicht zugesagt. Es ist zu theoretisch wie die meisten Bücher zur technischen Analyse. Empfehlenswert hingegen ist sein Buch zur „Intermarketanalyse“, da anhand von realen Beispielen dargelegt.
Ich finde das ist auch der Fehler, denn viele Anfänger begehen. Sie kaufen sich als allererstes Bücher zur technischen Analyse mit Titel wie „die Geheimnisse des erfolgreichen Tradings“. In diesen Büchern wird ihnen aber keiner sagen, dass sie das meiste davon gar nicht brauchen.
Das werden sie dann nach und nach merken. Stellt sich kein Erfolg ein, dann schlägt die Realität mit voller Wucht zu.
Heisst, aus solchen Büchern wird ein angehender Trader, nie die Selbstsicherheit erlangen können, die er aber unbedingt benötigt. Dafür braucht es Tatsachen. Jemanden, der einen motiviert dran zu bleiben und es immer wieder zu versuchen. Aber wer soll das denn schon tun? „Das große Buch der Markttechnik“? Wohl kaum.
Ich persönlich habe mir dann gezielt Bücher gesucht, die Tatsachen abbilden, manchmal waren es auch einfach Romane. Und ich war jedesmal erstaunt wie viel mehr an Input ich aus solchen Bücher herausholen konnte. Auch habe ich Geld für ausgewählte Seminare von ehemaligen Bank-Tradern ausgegeben, nur um festzustellen, dass sie nichts anderes tun als ich. Nichts komplexeres jedenfalls. Das sind die Dinge, die mich weiter gebracht haben, nicht Bücher, die mir erklären wie ich zwei Tiefs mit einer Linie verbinde.
Grüße
David
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