In meinen 10 Jahren als Aktionär habe ich mir hunderte Unternehmen angesehen, aber nur äußerst selten kommt es vor, dass ich dabei aufgeregt bin wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen. Heute ist so ein Tag.
Die Texas Pacific Land Corporation (TPL) wurde 1888 in Dallas, Texas gegründet. Es handelt sich um einen der größten privaten Landbesitzer in Texas, und zwar im Permian Basin, wo es mehr Erdöl gibt als im Irak und mehr Erdgas als in Russland. TPL besitzt dort ca. 3.600 km² Land, also etwa 60 mal 60 Kilometer.
Das heutige Geschäftsmodell des 136 Jahre alten Unternehmens ist simpel: zwei Drittel der Umsätze stammen aus Lizenzgebühren, die Ölkonzerne wie ExxonMobil und Chevron zahlen müssen, um auf dem Land von TPL Öl zu suchen und zu fördern. Außerdem enthält TPL Anteile an der Förderung. Der Rest stammt aus der Versorgung dieser Unternehmen mit Wasser, welches u.a. beim Fracking benötigt wird, sowie aus Lizenzgebühren die man für die Entsorgung von Wasser auf dem Land von TPL erhält. Außerdem wird Weideland vermietet und Gelände für Solar- und Windkraftanlagen verpachtet.
TPL ist also ein riesiger Landbesitzer auf einem sehr rohstoffreichen Stück Land.
Verglichen mit den Ölkonzernen wächst TPL stärker, ist wesentlich profitabler, weist eine stärkere Bilanz auf, und die Umsätze schwanken weniger stark.
TPL ist das profitabelste Unternehmen, von dem ich jemals gehört habe. Hier seht ihr, wie viel Nettogewinn vom Umsatz übrig bleibt bei TPL sowie den 6 größten US-Unternehmen:
- 65 % bei Texas Pacific Land Corp.
- 55 % bei Nvidia
- 43 % bei Meta Platforms
- 38 % bei Microsoft
- 29 % bei Alphabet
- 16 % bei Apple
- 10 % bei Amazon
Bei den großen Ölkonzernen selbst sind es übrigens 10% (ExxonMobil) bzw. 9% (Chevron).
Die höhere Profitabilität als Big Tech ist auch kein Wunder, denn man hat kaum Ausgaben und nur 100 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist schuldenfrei – das sieht man auch nicht alle Tage.
100 Mitarbeiter und ein Börsenwert von 38 Milliarden US-Dollar – wie krass ist das denn?
Diese Woche wurde TPL in den S&P 500 Index aufgenommen.
Fun Fact: TPL war das 2. Unternehmen, in das Warren Buffett investiert hat. Damals war er noch ein Teenager.
Das Umsatzwachstum betrug:
- 17 % jährlich in den 30 Jahren von 1993 bis 2023
- 23 % jährlich in den 20 Jahren von 2003 bis 2023
- 30 % jährlich in den 10 Jahren von 2013 bis 2023
Das ist ein enormes Wachstum, welches sich sogar beschleunigt.
Dementsprechend entwickelte sich auch die Aktie, die seit Jahresbeginn um 212 Prozent zulegen konnte. Hier die jährliche Performance (ohne Dividenden):
- 27 % jährlich in den 30 Jahren von 1994 bis 2024 (November bis November)
- 32 % jährlich in den 20 Jahren von 2004 bis 2024 (November bis November)
- 41 % jährlich in den 10 Jahren von 2014 bis 2024 (November bis November)
Die Aktie hat sich verzehnfacht in den letzten 49 Monaten.
Hinzu kommen aufgrund der enormen Margen noch vierteljährliche Dividenden und häufig Sonderdividenden.
Zur Zukunft des Unternehmens zählen:
- die Vermietung von Datacentern (bzw. die Verpachtung der dafür benötigten Grundstücke) an Big Tech
- Wind- und Solarenergie
- Bitcoin-Mining
- Erwerb zusätzlicher Grundstücke und Förderrechte
Die derzeitige Bepreisung des Unternehmens ist jenseits von Gut und Böse. Das KGV steht bei 84.
TPL besitzt 3.600 km² Land. Das sind 3.600.000.000 m². Es gibt 22,94 Mio. Aktien. Mit dem Kauf einer Aktie für $1635 erhalte ich praktisch 157 Quadratmeter Land an einem der rohstoffreichsten Orte der Erde. 10 Dollar je Quadratmeter.
In den vergangenen 20 Jahren spielte die Aktie eine Art KGV-Pingpong. Auf Zeiten mit KGV 40-80 folgten Zeiten mit KGV 20-30, und so weiter. Gründe für die derzeitige Überbewertung sind AI-Datacenter-Fantasien, Donald Trumps „drill baby drill“ sowie die Aufmerksamkeit durch die Aufnahme in den S&P 500.
Ich warte auf bessere Einstiegsgelegenheiten. Dann bin ich aber durchaus bereit, dem Unternehmen einen großen Platz in meinem Portfolio zu gewähren.

Zum Abschluss habe ich für „die Zeit des Öls ist vorbei“ Sager unter euch noch ein Zitat aus der Serie „Landman“. Die Folge wurde vor 3 Tagen veröffentlicht.
„Gott, diese Windkraftanlagen sind gewaltig.“
„120 Meter hoch. Das Betonfundament ist so groß wie 3 Basketballfelder und reicht 4 Meter tief in den Boden.“
„Wem gehören die?“
„Ölkonzernen. Wir versorgen damit die Bohrstellen. Hier gibts keinen Strom. Wir sind nicht am Netz.“
„Die nutzen saubere Energie, um damit Öl zu fördern?“
„Die nutzen alternative Energien. Da ist nichts Sauberes dran.“
„Bitte, Mr. Oil Man, erklären Sie mir, wieso der Wind schädlich für die Umwelt sein sollte.“
„Können Sie sich vorstellen, wie viel Diesel man verbrennen muss, um so viel Beton zu mischen, um den Stahl herzustellen, die Teile hierher zu transportieren und mit einem 140-Meter-Kran zusammenzubauen? Wollen Sie mal raten, wie viel Öl man braucht, um das Scheißding einzufetten oder es winterfest zu machen? Bei 20 Jahren Betriebszeit kann es den eigenen CO2-Abdruck nie ausgleichen. Und über Solaranlagen und das Lithium in Ihrer Tesla-Batterie wollen wir lieber erst gar nicht reden. Es ist leider so, dass falls die ganze Welt ab morgen nur noch auf Elektrizität setzen würde, wir nicht genug Stromtrassen hätten, um die Energie in die Städte zu leiten. Das dauert 30 Jahre, wenn wir morgen anfangen würden. Für Ihre Enkelkinder mag das bedauerlich sein, aber unsere auf Erdöl basierende Infrastruktur ist über 120 Jahre alt. Unser ganzes Leben hängt davon ab. Es ist überall: im Asphalt der Straße da drüben, in den Reifen von jedem Auto der Welt – Ihrem eingeschlossen, in Tennisschlägern, Lippenstiften, Kühlschränken, in praktisch jeder Art Plastik von Ihrer Handyhülle bis hin zur künstlichen Herzklappe; in jedem Kleidungsstück das nicht aus tierischen oder pflanzlichen Fasern besteht; Seife, Handcreme, in scheiß Müllsäcken, in Fischerbooten, was immer Sie wollen. Es ist überall drin. Und wissen Sie was der Knaller ist? Noch bevor wie einen Ersatz dafür gefunden haben, wird es uns ausgehen.“
„Genau dieses Zeug wird uns alle töten. Die ganze Menschheit.“
„Nein. Töten wird uns, dass keines mehr da sein wird, bevor wir eine Alternative finden werden. Und glauben Sie mir: Wenn Exxon denken würde dass die scheiß Windräder die Zukunft wären, hätten sie damit längst die ganze Gegend zugepflastert. Erdöl zu fördern ist der gefährlichste Job der Welt. Wir machen das nicht zum Vergnügen. Wir machen das, weil uns die Alternativen fehlen.“
Hallo Stefan, ein sehr guter und anregender Artikel über ein Unternehmen, mit dem ich auch seit einiger Zeit liebäugele. „Leider“ läuft der Kurs immer weiter weg. Was wäre denn für dich eine Einstiegsgelegenheit?
Gruß Hiltrud
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Danke Hiltrud!
Mit etwas Glück wird die Übertreibung abgebaut, indem wir von derzeit 1635 Dollar nochmal in den Bereich 500-700 Dollar zurückfallen in 2025/2026.
Ich habe mir noch kein Ziel gesetzt.
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Ist das ernst gemeint? Bei den auch von dir beschriebenen Gewinnaussichten und dann ein Kursrückgang auf ein Drittel, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!
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Ich habe dazu gerade einen eigenen Beitrag verfasst: https://stefansboersenblog.com/2024/11/29/texas-pacific-land-einstieg/
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Pingback: Wann steige ich bei Texas Pacific Land ein? | Stefans Börsenblog