2-Jahres-Erfolgsbilanz mit der QARP-Strategie

Gestern rief ich auf zur Blogparade „Wir machen uns alle nackig“.

Hiermit wird die Blogparade eröffnet. Ich entschied mich für den folgenden Aufbau meines Beitrags.

(1) In welche Schubladen lassen sich die Strategien der Finanzblogger und Finanzblogleser einordnen?

(2) In welcher Schublade stecke ich und warum?

(3) Wie erfolgreich war ich bisher damit?

(4) Wie geht es mit der Blogparade weiter?

 

Verschiedene Ansätze

Bei dieser Frage soll es nicht um Sparquoten, Asset-Allokation oder Haltedauern gehen, sondern um die Kriterien, nach denen wir unsere Aktien- bzw. Aktienfonds-Investments auswählen. Dabei sehe ich folgende Einordnung:

  • Growth
  • Value
  • Dividenden
  • Gießkanne
  • Qualität

Dabei lässt sich nicht jeder Privatanleger fest in eine dieser Schubladen zwängen. Doch im Großen und Ganzen funktioniert es.

 

Growth bedeutet, in Märkte/Branchen/Unternehmen zu investieren, von denen man sich ein überdurchschnittliches Wachstum erhofft. Dabei akzeptiert man, in Bärenmärkten eine Underperformance zu erzielen (sofern man kein Market Timing betreibt), weil man davon überzeugt ist, dass die Überrendite in Bullenmärkten stark genug ausfällt, um dies mehr als auszugleichen.

Der erste Privatanleger, den ich hier im Hinterkopf habe, ist Christian Thiel von „Großmutters Sparstrumpf“. Auch Kolja Barghoorn von „Aktien mit Kopf“ könnte man hier einordnen, denke ich.

 

Value-Anleger ermitteln den fairen Wert eines Unternehmens (oder auch des breiten Marktes) und investieren immer dann, wenn sich der Preis unterhalb dieses Wertes befindet. Viele verlangen dabei eine Sicherheitsmarge, also dass der Preis bspw. mindestens 10% unter dem fairen Wert liegen muss. Einige verkaufen auch wieder, wenn ihnen der Preis zu weit über den fairen Wert gestiegen ist.

Diese Strategie verlangt wohl das höchste Maß an Disziplin und Zeitaufwand.

Der „Vater des Value-Investing“ ist Benjamin Graham. Unter den Bloggern fallen mir spontan Tobias Buchwald von „Preis und Wert“, Jasper Quast von „jasperquast.de“ sowie Michael Kissig von „Intelligent investieren“ ein.

 

Dividendenorientierten Anlegern sind regelmäßige, immer weiter steigende Dividendenzahlungen wichtig. Einige von ihnen sagen, die Kursentwicklung sei ihnen egal. Zu dieser Strategie und einigen Aussagen von Anwendern der Strategie habe ich eine ganz spezielle Meinung, wie die meisten von euch wissen. Dennoch verfolge ich gern den einen oder anderen dieser Blogs. Ich glaube, das hängt vor allem mit zwei Punkten zusammen:

  • Nur erfolgreiche Unternehmen sind in der Lage, Dividenden auszuschütten und diese über Jahrzehnte hinweg Jahr für Jahr zu erhöhen. Ich liebe erfolgreiche Unternehmen und ich liebe es, auf ein erfolgreiches Unternehmen aufmerksam zu werden.
  • Dividenden-Strategien verfolgt man häufig dann, wenn der Renteneintritt nicht mehr in allzu weiter Ferne liegt. Viele dieser Blogger blicken also auf eine große Börsenerfahrung zurück und ein Grünschnabel wie ich kann noch viel von ihnen lernen.

Besonders sympathisch sind mir Alexander von „Rente mit Dividende“ und Charlie von „Armer Charlie“.

Wachstum

In die Gießkannen-Schublade gehören für mich alle ETF-Anleger. Das soll gar nicht negativ gemeint sein – ganz im Gegenteil. Jenny (Ex-Studentin), Nico (Finanzglück) oder Leser Dummerchen würde ich meine Vermögensverwaltung blind anvertrauen und ich würde damit so ruhig schlafen wie ein Baby.

Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, etwas gefunden zu haben, das besser zu mir passt als Growth-, Value-, Dividenden- oder Gießkannen-Strategien.

 

Mein Ansatz

Mein Ansatz ist vermutlich zu komplex, um ihn hier als Unterpunkt eines einzelnen Beitrags in aller Deutlichkeit zu erklären. Und je weniger ich schreibe, umso größer die Angriffsfläche, die ich denjenigen biete, die ihre Strategie für besser halten. Dennoch wage ich den Versuch.

Wer bereits versucht hat, die in der Überschrift angesprochene QARP-Methode zu googeln, hatte keinen Erfolg, denn diese Abkürzung habe ich gerade erfunden.

In der Zeit um 2001/2002 herum war die „GARP-Methode“ (mit „G“) in aller Munde, wie ich viele Jahre später erfahren habe. Die Preise für Aktien hatten sich in den Vorjahren weit von dem entfernt, was man als fairen Wert bezeichnen könnte. Später ging es steil bergab. Viele Aktien verloren mehr als 90% an Wert.

Zahlreiche Anleger, die in der angesprochene Growth-Schublade steckten, blieben (oder wurden) vernünftig und so entstand die GARP-Methode: Growth At Reasonable Price, also Wachstum zum angemessenen Preis.

Auch ich bin ein Freund angemessener Preise, auch wenn meine Schmerzgrenze woanders liegt als bei Tobi, Jasper und Michael. Es gibt Unternehmen, die seit mehr als einem Jahr auf meiner Watchlist ganz weit oben stehen, doch ich warte noch immer auf Kaufkurse. Auf der anderen Seite habe ich hier und da Preise bezahlt, die Tobi und Jasper zu hoch waren.

Nun bin ich aber ganz sicher kein Growth-Investor und damit auch kein GARP-Investor. In meinem Portfolio befinden sich Unternehmen, die Waschmittel, Zahnpasta, Duschgel, Deo, Kondome, Tampons, Rasenmäher, Gewürze, Eiscreme, Tiefkühlpizzen, Frühstücksflocken und Säuglingsnahrung verkaufen.

Vielmehr bin ich QARP-Investor. Ich stehe auf Quality At Reasonable Price. Auswahlkriterien sind für mich (ohne Ranking nach Wichtigkeit):

  • leicht verständliches, aber schwierig zu kopierendes Geschäftsmodell
  • gute Marktwachstumsaussichten
  • stetig steigende Umsätze (dabei im Optimalfall ein hoher Anteil organischen Wachstums)
  • stetig steigende Cash Flows
  • finanzielle Stabilität (z.B. geringer Verschuldungsgrad), die es ermöglicht in allen Konjunkturphasen Geld zu niedrigen Zinssätzen zu leihen
  • hohe Profitabilität in Bezug auf Umsatz und Kapital (optimalerweise sollte diese Profitabilität weiter ansteigen)
  • hoher Marktanteil und damit große Machtmarkt gegenüber Lieferanten und Kunden
  • (Quasi-)Monopole bzw. große Lock-In-Effekte bei Kunden, die dadurch immer höhere Preise akzeptieren
  • ehrliches, aktionärsfreundliches Management (im Optimalfall mit erheblicher Beteiligung am Unternehmen und einem Vergütungsmodell das auf langfristigen Erfolg ausgerichtet ist)
  • Fähigkeit, die besten Mitarbeiter für sich zu gewinnen
  • Wettbewerbsvorteil (der möglichst langfristig bestehen bleibt), z.B. durch höchste Qualität, niedrigste Preise oder größte Innovationskraft

Wettbewerbsvorteil

 

Die Punkte sind natürlich immer in Relation zu den wichtigsten Wettbewerbern auf dem Markt zu verstehen. Außerdem investiere ich nur in den Bereichen, von denen ich etwas zu verstehen glaube und bei denen ich mir einbilde, die Entwicklung in den kommenden 5 bis 10 Jahren einigermaßen gut vorhersagen zu können. In meinem Portfolio werdet ihr vergeblich nach Banken, Versicherungen, Energieversorgern, Telekommunikationsdienstleistern oder Rohstoffunternehmen suchen.

Eine ausführliche Erklärung, warum mir jeder einzelne Punkt so wichtig ist, würde an dieser Stelle zu weit führen und bietet Potential für einen späteren Beitrag.

Die berühmtesten „Quality-Investoren“ sind wohl Charlie Munger und Phil Fisher. Unter den Bloggern ist hier Christian Bauduin (Hamsterradblog) zu nennen. Zudem verfolgen zahlreiche meiner Leser einen vergleichbaren Ansatz, z.B. Sebastian B., Annabella R. und Matthias M., um nur drei zu nennen.

 

Erfolgsbilanz nach 2 Jahren

Nach langer Vorrede geht es nun ans Eingemachte.

Wir haben uns auf den Betrachtungszeitraum 25.08.15 bis 20.08.17 verständigt, also ziemlich genau 2 Jahre. Der 20.08.17 ist heute und der 25.08.15 war der erste Tag, an dem ich langfristig orientiert investiert habe.

Meine Rendite liegt bei 8,0 Prozent. (interner Zinsfuß)

Meine Portfolio-Zusammensetzung seht ihr im Bereich „Depot & Vermögen“.

Ich schätze, damit hinter einigen ETF-Investoren zu liegen, bin jedoch überzeugt davon, dass sich meine vorgestellte Strategie langfristig auszahlen wird.

Bereits beim gestrigen Aufruf zu dieser Blogparade schrieb ich, die Rendite eines so kurzen Zeitraums hätte sehr, sehr wenig Aussagekraft. Das haben viele von euch bestätigt.

Unter 82 Millionen Deutschen bin ich möglicherweise derjenige, der Warren Buffett am häufigsten zitiert 🙂 Natürlich hat der Großmeister sich auch zu diesem Thema bereits geäußert, und zwar vor mehr als einem halben Jahrhundert.

Als er in den 1950er Jahren Geld von 7 Freunden und Verwandten einsammelte, um es für sie (und sich) zu investieren, legte er schriftlich einige Grundregeln fest. Darin stand unter anderem:

Eigentlich bevorzuge ich eine Fünf-Jahres-Betrachtung. Zumindest aber drei Jahre sind das absolute Minimum, um die Performance zu bewerten. Zweifellos werden wir Jahre erleben, in denen die Performance der Partnership schlechter ausfällt, möglicherweise sogar wesentlich schlechter als der Dow Jones. Wenn eine Periode von mindestens drei Jahren schlechte Ergebnisse hervorbringt, sollten wir uns alle nach anderen Möglichkeiten umsehen, unser Geld anzulegen. Ausnahme: Die drei Jahre umfassen eine Spekulationsblase in einem Bullenmarkt.“

Ich denke, man kann mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit sagen, dass wir uns momentan im letzten Drittel eines Bullenmarktes befinden. In einer solchen Phase steigt so gut wie jede Aktie, vor allem aber „Glamour-Wachstumsaktien“. Ein Stock Picker, der über viele Jahre hinweg an seinen Unternehmen beteiligt bleiben möchte, hat in einer solchen Marktphase kaum Aussicht auf Outperformance, denn er investiert nicht in den „heißen Scheiß“, sondern konservativ. Christian Thiel sieht das vermutlich anders. Wie erfolgreich er damit langfristig sein wird, wird sich zeigen.

Berkshires Jahre mit der höchsten Outperformance waren die in Bärenmärkten. Und auch ich schätze, dass meine Qualitätsunternehmen vor allem in Bärenmärkten outperformen werden. In der nächsten Rezession werden sicher auch einige Konkurrenten meiner Unternehmen insolvent gehen, teilweise kaum Aussicht auf Kredite zu vernünftigen Zinssätzen haben. Meine Auswahl von Unternehmen mit höchster finanzieller Gesundheit und Profitabilität wird sich erst mittel- bis langfristig auszahlen.

Fakt ist: Meine Unternehmensanalysen machen mir wahnsinnig viel Spaß. Alles, was nach einem Kauf folgt, ist ebenso großartig:

  • Immer wenn das Thema Sneaker im Alltagsgespräch aufkommt, ertappe ich mich dabei, Nike zu loben und „zu pushen“ gegenüber Adidas. Außerdem zaubert es mir stets ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich irgendwo den Swoosh sehe, denn ich weiß, ich habe daran mitverdient.
  • Ich kann zum Star-Wars-Nerd sagen: „Star Wars find ich doof. Aber ich verdiene daran, wenn du ins Kino gehst“.
  • etc.

Man hat eine Verbindung zu seinen Unternehmen, hat automatisch mehr Freude im Alltag und kann bei vielen Themen sogar besser mitreden, weil man sich bestens über die Unternehmen/Branchen informiert hat. Auch bei der Wahl des nächsten Arbeitgebers oder bei der Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist es natürlich vorteilhaft, wenn man sich zuvor jahrelang nahezu wöchentlich über bestimmte Unternehmen/Branchen informiert hat.

Übrigens gilt es, einen weiteren Faktor für meine nicht besonders tolle Rendite zu bedenken. 14 meiner 17 Unternehmen sind in den USA beheimatet. Der Euro ist in den letzten Wochen gegen den US-Dollar stark gestiegen, wodurch meine Rendite erheblich gesenkt wurde. Mittel- bis langfristig werden sich die EUR/USD-Schwankungen die Waage halten, denke ich. Tendenziell sehe ich die USA sogar als den stärkeren Wirtschaftsraum, wodurch der Dollar gegenüber dem Euro steigen müsste.

Man kann es auch noch ganz anders sehen: Ich bin 31 Jahre alt und habe großen Spaß daran, meine derzeitige Tätigkeit 40 Stunden pro Woche auszuführen. Ich gehe davon aus, dass das noch viele Jahre so bleiben wird. Insofern bleibe ich noch viele Jahre in der Ansparphase, bevor die Entnahmephase eintritt. Vor die Wahl gestellt, ob meine Aktien nächstes Jahr 20% steigen oder 20% fallen sollen, würde ich mich für das Fallen entscheiden, denn so könnte ich noch mehr Anteile an diesen wunderbaren Unternehmen nachkaufen.

 

Wie geht es mit der Blogparade weiter?

  • Jeder, der teilnehmen möchte, findet Hinweise zur Berechnungsmethode in einer verlinkten Excel-Tabelle am Ende dieses Beitrags.
  • Einige, die sich noch nicht geäußert haben ob sie teilnehmen, möchten dies vielleicht davon abhängig machen, wie viele andere Teilnehmer es gibt. Ich werde heute Abend oder spätestens morgen mal durchzählen und euch dann hier in einem Kommentar darüber aufklären, wie viele Blogger und wie viele Leser teilnehmen werden.
  • Jeder teilnehmende Blogger kann ab sofort seinen Beitrag zur Blogparade leisten. Betrachtungszeitraum und Berechnungsmethode sind nun klar. Der Aufbau des Beitrags bleibt jedem selbst überlassen.
  • Die Renditen teilnehmender Leser ohne eigenen Blog werde ich sammeln und dann in einem separaten Beitrag veröffentlichen. Jeder Leser entscheidet selbst, ob sein Name genannt werden soll oder nicht – und wie viel er über seine Strategie mitteilen möchte. Minimum-Anforderung ist aber – neben der Rendite – die Aufzählung der größten fünf Portfolio-Positionen und die Angabe, in welchem Jahr ihr eure erste Aktie gekauft habt.
  • In diesem angesprochenen Beitrag findet dann auch die Auswertung der Angaben aller teilnehmenden Leser und Blogger statt. Dabei ist das Ziel nicht „Person A war besser als B“, sondern ein Vergleich unterschiedlicher Gruppen wie Einzelaktien-Investoren, ETF-Investoren, Leser, Blogger, Value-Investoren, alte Hasen usw.

>>> Hier geht es zum angesprochenen Zinsfuß-Beispiel <<<

Ich freue mich auf die Blogparade!

 

„Someone is sitting in the shade today because someone planted a tree long time ago.“(Warren Buffett)

 

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78 Gedanken zu „2-Jahres-Erfolgsbilanz mit der QARP-Strategie

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