Auf die Woche genau vor zwei Jahren habe ich meinen ersten Aktienkauf getätigt.
Zwei Jahre. Jemand, der den Neuen Markt und die Finanzkrise mitgemacht hat, wird sagen: „Ach, wie süüüß!“. Für einen langfristig orientierten Investor sind zwei Jahre nichts. Nicht mal ein halber Konjunkturzyklus.
Stimmungen am Markt einzuordnen ist schwierig, wenn man noch nicht jede Konjunkturphase aktiv an der Börse miterlebt hat. Doch ich bekomme allmählich ein Gefühl.
Urkomisch finde ich, mit welchen Nachrichten abends die Kursentwicklungen erklärt werden. Manchmal frage ich mich, wie die „Experten“ das anstellen. Ist es immer derselbe Affe, den man mit dem Finger auf die Zeitung tippen lässt? Oder sind die Journalisten jeden Tag in einem anderen Zoo unterwegs?
Vor kurzem schrieb ich, dass nur 35 der 145 Tagesänderungen von mehr als 5% im Dow Jones mit einem konkreten Ereignis in Verbindung gebracht werden können. Das sind gerade einmal 24 Prozent.
Schauen wir mal, was sich so ereignet hat, seitdem ich die Finanzmärkte intensiv verfolge.
Sommer 2015
Der nächste Akt im griechischen Schuldendrama. Wöchentlich kommt es zu Treffen der Regierungschefs und Finanzminister der EU-Mitgliedsstaaten und der Vertreter der Europäischen Kommission und des IWF. Die Medien kündigen den Untergang der Eurozone an und warnen vor einem Börsencrash.
Herbst 2015
Das gigantische Wirtschaftswachstum Chinas flacht ein klein wenig ab. Zudem werten die Chinesen ihre Währung ab. Die Medien kündigen einen Börsencrash mit anschließender Rezession an.
Volkswagen hat geschummelt. Die Medien erwarten das Ende des Vertrauens in Produkte „made in Germany“.
Winter 2015/16
Die FED erhöht den Leitzins um 0,25 Prozent. Die Medien sehen das als Beginn einer großen Zinswende und eines Börsencrashs.
Der Ölpreis fällt. Die Medien kündigen einen Börsencrash mit anschließender Rezession an.
Albert Edwards, Analyst von Société Générale, prognostiziert einen Rückgang der US-Indizes um 75 Prozent.
Frühjahr 2016
Albert Edwards meldet sich erneut zu Wort. Er kündigt einen DAX unter 3000 Punkten an.
Sommer 2016
Die Briten stimmen für den Brexit. Erneut sehen die Medien einen Börsencrash und das Ende der Eurozone kommen.
Donald Trump liegt in einer Umfrage erstmals vor Hillary Clinton. Der Weltuntergang wird ausgerufen.
Herbst 2016
Die Medien kündigen die Pleite der Deutschen Bank an. Eine Verstaatlichung innerhalb der nächsten 18 Monate wird als alternativlos angesehen. Einige sehen eine Krise kommen, gegen die die letzte Finanzkrise wie ein gemütlicher Spaziergang am Sonntagnachmittag wirken wird.
… und was ist passiert?
Die US-Indizes haben neue Allzeithochs erreicht. Wie immer.
Cui bono? – Wem nützt es?
Der lärmende Markt und die dadurch ausgelösten panischen Aktienverkäufe nutzen vor allem den Banken, den Fondsmanagern und den Medien, denn sie füllen ihre Taschen mit Geld.
Fazit
Lasst euch vom lärmenden Markt nicht verrückt machen! Ich nenne das gern Finanzpornographie.
Und bitte, bitte, bitte versucht nicht, Beginn und Ende der nächsten Rezession und des nächsten Booms vorherzusagen und entsprechend zyklische Aktien zu traden.
Falls das jemals funktioniert hätte, dann wüsstet ihr das, denn derjenige wäre der reichste Mensch der Welt geworden.
Aktien steigen und fallen. Langfristig steigen sie um 7 bis 10 Prozent pro Jahr.
„Oktober. Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate für Aktienspekulationen. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.“ (Mark Twain)
„Ich denke nicht darüber nach, ob ein Markt nach oben oder nach unten geht. Ich kümmere mich nur darum, ob ich ein Unternehmen zu einem akzeptablen Preis kaufen kann. Ich sehe mich nicht als Teil eines Bullenmarkts, sondern als Teilhaber an wunderbaren Firmen.“ (Warren Buffett)
„Ich weiß nie, was die Märkte machen werden, wenn wir davon sprechen, was in einem Tag oder einer Woche, einem Monat oder einem Jahr passieren wird. Ich hatte nie das Gefühl, das zu wissen und ich hatte auch nie das Gefühl, dass es wichtig wäre. Ich denke aber, dass die Kurse in 10, 20 oder 30 Jahren deutlich höher sein werden als jetzt.“ (Warren Buffett)
„Ich würde gern Marktentwicklungen vorhersagen und Rezessionen antizipieren können, aber weil das unmöglich ist, bin ich ebenso wie Buffett damit zufrieden, profitable Unternehmen zu finden.“ (Peter Lynch)
Na mal schauen, welche Sau als nächstes durchs Dorf getrieben wird.
Der nächste Rücksetzer wird kommen und wenn alle Welt weint, wird es auch wieder raufgehen.
Das war die letzten 400 Jahre so und sollte die nächsten Jahre ebenfalls so sein.
PS: „wie süüüß“ (konnte ich mir nun doch nicht verkneifen^^)
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Wie süüß! ;-)…
… wirst du auch irgendwann mal denken. Und ich gehe fest davon aus, dass du diesen Punkt auch erreichen und nicht bei einem echten Crash der Börse den Rücken kehren wirst.
Liebe Grüße
Dummerchen
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Ich sehe hier, du magst auch nicht die dummen Sprüche in ARD, NTV, N24 und B5: “Die Anleger sind nervös“, “Anleger haben Gewinn mitgenommen“, wenn der DAX 1% verliert. Oder wird dort gelogen “Die Anleger warten auf FED“. Und deswegen hat die Bevölkerung Angst vor Aktien. In Wirklichkeit aber, die Anleger sind niemals nervös und die Worte von FED sind ihnen egal. Nervös sind nur die Daytrader, die müssen schnell kaufen oder verkaufen. Wenn der DAX 1% verliert, machen es die Automaten, die für 50% des Handels verantwortlich sind. Und nur die Daytrader und Automaten warten und reagieren auf die Worte von FED. Den Anleger ist es egal, ob FED den Leitzins 0,2% oder 2,0% macht, sie kaufen ihre Aktien gleich weiter.
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schöne Sammlung:
http://aktienboss.de/boersencrash-propheten/
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