Gedanken zum Portfolio (Teil 1)

Mehr als eine Million Menschen arbeiten in den 14 Unternehmen aus meinem Aktien-Portfolio. Das sind mehr als eine Million fleißige Kerlchen, die jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen, um Gewinne für ihre Eigentümer (das bin ich) zu erwirtschaften.

Sie tun das auch, während ich mich auf Capri erhole wie in der vergangenen Woche:

Capri
Mit meinem aktuellen Portfolio könnte ich kaum zufriedener sein und sehe mich gut aufgestellt für das was in den kommenden Jahren kommen mag.

Werfen wir einen Blick auf die Unternehmen, an denen ich beteiligt bin.

Airbus

Dieser Kauf stammt noch aus meinen ersten Tagen als Investor, die noch gar nicht so lange her sind. Damals waren meine Auswahlkriterien noch nicht ganz so hart wie sie es heute sind.

Das Geschäft des Flugzeugbauers aus Toulouse ist zyklisch. Die Umsätze schwanken recht stark. Das macht auch die Aktie volatil.

Eine Unternehmensbewertung und die Bestimmung des richtigen Einstiegszeitpunktes sind bei zyklischen Geschäften nicht so einfach.

Ich bin der Ansicht, dass wir uns nahe dem Höhepunkt des aktuellen Konjunkturzyklus befinden. Aus diesem Grund kommen (Nach-)Käufe von Unternehmen mit stark zyklischen Geschäften für mich derzeit nicht infrage.

Grundsätzlich ist Airbus ein absolutes Top-Unternehmen. Die Franzosen kommen mit der Auslieferung neuer Flieger kaum hinterher, weswegen sie die Produktionskapazitäten zuletzt erneut angehoben haben und nun auch in den Vereinigten Staaten produzieren.

Airbus hat eine starke Marktstellung. Zusammen mit dem US-Konkurrenten Boeing betreibt man quasi ein Duopol. Andere Konkurrenten sind nicht der Rede wert.

Die Markteintrittsbarrieren könnten kaum höher sein. Es gehört einiges dazu, ein Flugzeug zu bauen, das mehr als 800 Menschen sicher über den Atlantik befördert.

Die langfristigen Aussichten halte ich für glänzend. Allein die steigende Weltbevölkerung und der zunehmende Wohlstand in großen Teilen der Welt wird die Nachfrage nach Flugzeugen stetig ansteigen lassen.

bisherige Rendite: -4%

Amgen

Ein Lothar Matthäus spricht kein Französisch. Und ein Warren Buffett investiert nicht in Biotechnologie.

Viele langfristig orientierte Anleger investieren nicht in Biotech-Unternehmen. Die Gründe sind vielfältig.

Man versteht die Technologie nicht. Man stört sich an der hohen Volatilität. Man sagt, es sei zu viel Hoffnung eingepreist im Aktienkurs – Hoffnung auf die Entwicklung immer neuer Blockbuster-Medikamente, nachdem die Patente für das alte Zeug auslaufen.

Bei Biotechnologie-Unternehmen denken viele zuerst an Unternehmen mit (nahezu) dreistelligen KGVs, die noch tiefrote Zahlen schreiben.

Ganz anders Amgen. Das Unternehmen ist quasi der Langweiler unter den Biotechs. Schaut euch diese Zahlenreihe an: Morningstar-Link

So weit wie die Historie auf dieser Website zurückreicht (bis 2006) war das Unternehmen stets hochprofitabel und hat Umsätze und Gewinne stetig gesteigert.

Der freie Cash Flow liegt derzeit bei mehr als 8 Mrd. USD. Damit lässt sich einiges anstellen.

In den Heimat vertreibt Amgen derzeit 15 Medikamente (Quelle). Zusätzlich befinden sich mehr als 30 Medikamente in der Testphase – davon 12 bereits in Phase 3 (Quelle).

Amgen forscht auf vielen Gebieten: Diabetes, Schmerz, Osteoporose, Herz- und Kreislauferkrankungen, Entzündungen, Krebs, Nierenerkrankungen, Migräne (Quelle).

Meine Beteiligung an Amgen lässt mich ruhig schlafen.

bisherige Rendite: -1%

Cancom

Cancom mit Sitz in München ist eines von nur 3 deutschen Unternehmen in meinem Portfolio.

Mit knapp 2.800 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwas mehr als 900 Mio. Euro ist es das kleinste Unternehmen all meiner Beteiligungen (Quelle).

Der IT-Dienstleister ist u.a. Partner von Apple, Microsoft, IBM, SAP, Cisco, HP, Citrix und Adobe (Quelle).

Cancom ist gerade dabei, verstärkt auf Cloud Solutions zu setzen. Der Unternehmensumsatz in diesem Bereich stieg von 2014 auf 2015 um 23% und damit stärker als das Kerngeschäft IT Solutions mit 11% Steigerung und 86% Umsatzanteil.

Außerdem setzt man auf Expansion. International stiegen die Umsätze von 2014 auf 2015 um 89% (Deutschland: +5%). (Quelle)

Im vergangenen Monat wurden die Q1-Zahlen veröffentlicht. Die Umsätze stiegen um 18%, das EBIT um 102% im Vorjahresvergleich. Stark! (Quelle)

„Unser Ziel ist es, jedes Jahr beim Umsatz um 15 Prozent zu wachsen und beim Gewinn noch stärker“, sagte CEO Klaus Weinmann einige Monate zuvor (Quelle).

Wie es scheint, habe ich eine echte Perle im TecDAX gefunden und beim Einstieg am 25.08.15 mit etwas Glück nahezu exakt den Tiefpunkt getroffen.

Damals war die Aktie ein echter Underperformer im Index. In meinem Depot ist Cancom bisher mit Abstand die beste Investition. Ebenso ist es bei einem Kumpel, der meiner Empfehlung vor einigen Monaten gefolgt war.

bisherige Rendite: +67%

Cerner

Bei Cerner verweise ich auf meinen kürzlich veröffentlichten Beitrag, der euch einiges über das Unternehmen erzählt: Link

Heimlich, still und leise habe ich meine Beteiligung am Unternehmen heute vor einer Woche noch einmal erhöht.

bisherige Rendite: 0%

Church & Dwight

In dieses Unternehmen habe ich mich regelrecht verliebt.

Es wächst wie Unkraut, ist hochprofitabel und trotzt jeder Krise. Hergestellt werden Produkte, die jeder ständig nachfragt, egal ob Millionär oder Arbeitsloser – in jeder Jahreszeit, in jeder Konjunkturphase. Dazu zählen  u.a. Waschmittel, Zahnpasta, Katzenstreu, Fleckentferner, Deos, Shampoos, Kondome, Schwangerschaftstests und Vitaminpräparate. Großartig!

Hier 3 Artikel zum Unternehmen:

Geduldig warte ich auf den nächsten Markteinbruch, um nachkaufen zu können. Das aktuelle KGV ist mir dafür zu hoch.

bisherige Rendite: +17%

Continental

Für Conti gilt, was ich bereits zu Airbus geschrieben hatte: Das Geschäft ist zyklisch und ich hoffe, mein Einstiegszeitpunkt war nicht allzu dumm gewählt.

Continental hat sich vom Reifenhersteller zu einem echten Technologie-Unternehmen gemausert. Man entwickelt ganz verrückte Dinge, die wir in immer mehr Autos sehen werden. Gebt einfach mal „Continental entwickelt“ in Googles Nachrichten-Suche ein.

Die Conti-Umsätze wachsen auf allen Kontinenten und in allen Bereichen, in denen das Unternehmen tätig ist: Link

Klasse! Da verwundert es nicht, dass sich auch der Aktienkurs in den letzten 8 Jahren deutlich besser entwickelt hat als bei BMW oder Daimler.

Mein Top-Pick im Automobilsektor.

bisherige Rendite: +1%

Hier geht es zum zweiten Teil des Beitrags: Klick
 
Aufgrund der Tatsache, dass einige Unternehmen noch nicht so lange Teil meines Portfolios sind, habe ich die Renditen nicht zeitgewichtet ermittelt (Stichwort: Interner Zinsfuß), sondern anhand folgender einfacher Formel:
 
Rendite = (Depotwert + Verkaufserlöse + Nettodividenden – gesamtes investiertes Kapital) / gesamtes investiertes Kapital
 
Berücksichtigt sind dabei bereits die Gebühren für Käufe und Verkäufe sowie die Quellensteuern auf die Dividenden. Steuern auf Kursgewinne sind bisher nicht angefallen, da ich immer unter meinem Sparer-Pauschbetrag geblieben bin. Fiktive Steuern und Gebühren auf fiktive Verkäufe sind unberücksichtigt.

Übrigens hat sich gestern in meiner Wohnung etwas getan. Die Sammlerstücke, die ihr auf den Bildern seht, bekam ich von einem Freund geschenkt. Sie hängen nun an meiner Wand.

Es handelt sich um die Besitzurkunde von 10 General Motors Aktien, die 1971 gehandelt wurden sowie eine Dow Chemical Anleihe über 10.000 USD, die 1970 zum Zinssatz von 8,875% ausgegeben wurde und im Jahr 2000 fällig wurde.

An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an Sebastian für diese und 9 weitere Exemplare. Ein fantastisches Geschenk!

General Motors Aktie

Dow Chemical Anleihe

Nun aber schleunigst zu Teil 2!

5 Gedanken zu „Gedanken zum Portfolio (Teil 1)

  1. Hallo Stefan,
    der Kurs von Cancom ist momentan etwas gesunken. Siehst du das als bedrohlich an?
    Der Vorstand hat wohl Aktien im Wert von 4 Mio Euro verkauft.
    Wirst du deine Anteile behalten oder verkaufen?
    Gruß,
    Marko

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    • Hi Marko,

      ich werde meine Anteile definitiv halten. Ich gehe davon aus, dass der Hintergrund der Verkäufe von CEO Weinmann und Aufsichtsratsmitglied Kober ein Aktienoptionsprogramm ist, das Teil ihrer Vergütungsvereinbarung ist. Dafür spricht, dass es sich um eine runde Anzahl Aktien handelt (40000 bzw. 50000) und dass das erste Halbjahr sich dem Ende neigt (ggf. wäre die Option am 01.07. verfallen). Die zwei Herren wollten wohl die Brexit-Entscheidung lieber nicht mehr abwarten.

      Der letzte Quartalsbericht sieht klasse aus!
      In Relation zur Wachstumserwartung ist das aktuelle 2016er KGV (19) im fairen Bereich.
      Auch charttechnisch muss man sich keine Sorgen machen. Die Aktie ist vom August-Tief zum Allzeithoch am 10.06. um 86% gestiegen, seitdem um 15% gefallen, liegt aber noch weit über dem April-Tief. Cancom ist ähnlich weit vom Allzeithoch entfernt wie der Index (TecDax).

      Ich sehe den aktuellen Kurs eher als gute Nachkaufgelegenheit.

      Allerdings sollte man bedenken: Wenn sich der aktuelle Konjunkturzyklus dem Ende neigt, kann so ein IT-Wert durchaus stark an Wert verlieren. Als Langfristanleger sitze ich sowas aus, kaufe ggf. nach.

      Grüße, Stefan

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  2. Hallo Stefan,
    vielen Dank über Deine Gedanken zu Cancom. Da ich ebenfalls langfristig orientiert bin, bleibe ich auch einfach dabei und hoffe dass Cancom nicht schon bald schlechte Zahlen präsentieren wird.
    Hauptsache es geht langfristig weiter nach oben, auch wenn es etwas dauert.

    Gruß, Marko

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    • Interessant finde ich die Frage: Was tut man, wenn es infolge von Übernahmegerüchten zu einem plötzlichen Anstieg um 20-30% kommt? Und was, wenn wir den potentiellen Käufer für eine schlechte Investition halten?

      Cancom ist ein kleines, erfolgreiches, aussichtsreiches Unternehmen. Ein Übernahmeangebot – z.B. durch Bechtle – ist nicht unrealistisch.

      Das ist der Hauptgrund, aus dem ich den Kurs täglich checke.

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  3. Diese Wahrscheinlichkeit habe ich noch gar nicht gedanklich durchgespielt.
    Es bleibt jedenfalls spannend, und heute ging es wieder etwas rauf.
    Also bei 30% Kursanstieg würde ich wahrscheinlich verkaufen.
    Adidas hab ich seit Februar/März im Depot, seitdem 19,xx% im Plus, da überlege ich auch mal die Gewinne mitzunehmen…

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