Novo Nordisk: Wie geht es kurzfristig weiter nach der schlimmsten Woche der letzten 20 Jahre?

Novo Nordisks Aktionäre mussten diese Woche stark sein. Um 31% fiel die Aktie in den 5 Handelstagen. Es war die übelste Woche seit Jahrzehnten.

Die kommende Woche wird spannend: Am Mittwoch kommen Quartalsbericht und Earnings Call. Am Donnerstag veröffentlicht der große Rivale Eli Lilly seine Q2-Zahlen.

Die Woche wird einige Fragen beantworten:

  • Wie haben sich die Marktanteile in Q2 verschoben?
  • Was sagt der neue CEO?
  • Gibt es weitere Details dazu, weshalb das Unternehmen einen deutlichen Abschwung beim Umsatzwachstum von Q2 auf Q3+Q4 erwartet?
  • Gibt es Neues von der Entwicklungspipeline?
  • Erfolgt eine Reaktion auf die von Donald Trump an Big Pharma verschickte Aufforderung, die Preise innerhalb von 2 Monaten zu senken?
  • Wird Eli Lilly ebenfalls seinen Ausblick für das 2. Halbjahr senken?
  • Teilen die Analysten den neuen Pessimismus des Unternehmens?

Das ist die Ausgangssituation:

Die Aktie notiert 70% unter Allzeithoch und damit auf dem Level von 2021. Weiter war die Aktie seit den 1980er Jahren nicht vom Allzeithoch entfernt. Der seit Jahrzehnten bestehende Trendkanal wurde durchbrochen.

Das KGV ist auf 14 gefallen: tiefster Wert seit 2017.

Die Dividendenrendite ist auf 3,7% gestiegen: höchster Wert seit 2016-2018. Die Dividende wurde in den letzten 30 Jahren um 23% pro Jahr erhöht.

In Q1 hatte Novo im wichtigen GLP-1-Bereich 1% Marktanteil an Eli Lilly verloren. Novos GLP-1-Umsatz war aber noch etwas höher als beim Konkurrenten.

Was erwarte ich?

Im Quartalsbericht und im Earnings Call erwarte ich keine Überraschungen. Größere Sprünge in der Entwicklungspipeline verkündet man nicht erst im Quartalsbericht.

Zur Senkung des Ausblicks erwarte ich keine weiteren Details.

Vom neuen CEO erwarte ich im Call am Mittwoch keine Erklärung dazu, was er anders machen will, denn offziell startet erst am Folgetag in seiner neuen Position.

Eli Lillys weltweite Umsätze mit Mounjaro/Zepbound dürften Novo Nordisks Ozempic/Wegovy erstmals leicht überflügelt haben. Vermutlich wandert 1 weiterer Prozentpunkt Marktanteil zum Konkurrenten.

Eli Lilly könnte am Donnerstag aus strategischen Gründen entscheiden, weder den Ausblick zu senken, noch die Compound-Versionen von Mounjaro/Zepbound als großes Problem darzustellen. Eine solche Strategie würde den Druck auf Novo Nordisk erhöhen und deren Aktienkurs wahrscheinlich weiter auf Talfahrt schicken.

Was mache ich?

Wenn man eine riesige Position aufgebaut hat, ist es natürlich kein schönes Gefühl, sie innerhalb weniger Tage um ein Drittel schmelzen zu sehen.

Es könnte Jahre dauern, bis meine Käufe zwischen Februar und Juli eine Überrendite gegenüber dem S&P 500 erzielen.

Mein Investment Case ist angeschlagen. Mit einem Rückgang von 18% Umsatzwachstum im 1. Halbjahr auf 0% im 2. Halbjahr, was mit dem derzeitigen Ausblick durchaus möglich ist, habe ich beim besten Willen nicht gerechnet. Die Begründung des Unternehmens wirft für mich mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Und wenn man absichtlich extrem pessimistisch ist, damit es mit dem neuen CEO nur besser laufen kann? Das würde ich für eine Art Irreführung von Aktionären halten, also auch nicht besser als schwache Zahlen.

Wenn es die Behörden tatsächlich nicht schaffen (wollen), die Apotheken vom massenhaften Compounding abzuhalten (außer in Ausnahmefällen), dann wäre dies ein Game Changer.

Was die nächsten aussichtsreichen Produkte angeht (Semaglutid-Tabletten die besser wirken als Rybelsus; eine höher konzentrierte Semaglutid-Injektion die besser wirkt als Wegovy; CagriSema; Amycretin; GLP1/GIP ähnlich wie Tirzepatid; GLP1/GIP/Glucagon ähnlich wie Retatrutid) bin ich optimistischer als der Markt, sehe aber auch dass Eli Lilly eine Top-Pipeline am Start hat.

Ich schließe nicht aus, diese Woche weiter nachzukaufen – je nachdem was diese Woche veröffentlicht wird und wie irrational die Aktie womöglich darauf reagiert. Langfristig würde ich meine große Position aber eher verkleinern.

Weiter gilt was ich im März schrieb: „Seit 1985 gab es keinen schlechten Zeitpunkt, um in Novo Nordisk zu investieren, sofern man einen Anlagehorizont von wenigstens 6-7 Jahren hatte.“

Lest gern auch meinen Novo Nordisk Beitrag vom letzten Mittwoch.

Ich war mit meinen Käufen früh dran, aber überschätze ich das Unternehmen?

😉

9 Gedanken zu „Novo Nordisk: Wie geht es kurzfristig weiter nach der schlimmsten Woche der letzten 20 Jahre?

  1. Viel wird über Diabetes und Adipositas gesprochen, aber im November oder Dezember wird die FDA Novo Nordisks Semaglutid sehr wahrscheinlich zum Einsatz gegen MASH (Fettleber) genehmigen.

    An MASH leiden weltweit 180 bis 960 (je nach Quelle) Millionen Menschen (davon nur ein Bruchteil bisher diagnostiziert). Es gibt bisher nur ein einziges Medikament. Der Umsatz mit MASH-Medikamenten soll bis 2034 um 24% pro Jahr steigen: https://www.delveinsight.com/report-store/metabolic-dysfunction-associated-steatohepatitis-mash-market

    https://www.datamintelligence.com/strategic-insights/metabolic-dysfunction-associated-steatohepatitis-mash

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  2. Für mich auf dem Niveau, ein klarer Kauf! Ich habe verdoppelt bei 41€! Auch wenn die Situation nicht vergleichbar ist 2019 gab es Abbvie für um die 60€ damals die große Angst wegen des Auslaufenden Patentschutz für Humira… ich habe sie gerne genommen um den Preis und habe sie heute noch! Ähnlich BAT bei 26/27€ wollte die keiner, mir haben die fast 10% Div. Zugesagt und ich hätte da gar nicht groß Kurszuwächse erwartet, aber man sieht ja was der Markt mit einer BAT gemacht hat! Im Gegensatz zu Stefan ist Novo in meinem Depot bei weitem nicht der größte Wert, aber mit knapp 4% nun doch ausreichend groß! Das Einzige was mich aktuell stört, wirklich jeder auf YouTube oder sonst wo, spricht positiv über Novo Nordisk, das könnte eine Kontraindikation sein, aber alle verfügbaren Daten sagen aktuell , dass Novo Nordisk beim aktuell immer noch vorhandenen Wachstum, unterbewertet ist! Mal schauen was der Markt daraus macht, ich habe Zeit und kassiere solange die 4% Dividende!

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  3. Hallo Stefan,

    es ist ein Trauerspiel, ich war über 400% im Plus, jetzt noch knapp 70%, also gerade hab ich noch ein paar geordert, irgendwann muss das ja mal aufhören, nun denn,

    die Dividende nehm ich gerne, wer weiss was auf die Schweizer noch zu kommt, US Aktien lass ich im Moment eher sein.

    liebe Grüsse

    Ayelet

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  4. Hab mir heute die Quartalsdokumente angesehen, den Earnings Call angehört, und nachgekauft bei:

    38,97€
    4,0% Dividendenrendite
    KGV 13-14
    72% unter Allzeithoch

    No financial advice 😉

    Dividendenjäger aufgepasst: Die meisten Finanzseiten berechnen Novos Dividendenrendite falsch. Novo zahlt immer im 1. Halbjahr einen größeren Betrag und im 2. Halbjahr einen kleineren Betrag. Scheinbar berücksichtigen viele Seiten nur die 1. Zahlung. Im 1. Halbjahr wurden 7,90 DDK/Aktie gezahlt und diesen Monat werden 3,75 DKK/Aktie gezahlt. 7,9 plus 3,75 und die Summe geteilt durch den aktuellen Kurs von 289,50 DKK ergibt 4,0%. Wobei mir, wenn ich mich recht erinnere, im 1. Halbjahr 37-38% abgezogen wurden (ich zahle Soli, aber keine Kirchensteuer), wobei ich mir die Differenz zur deutschen Kapitalertragssteuer zurückholen kann.

    Wie gesagt: Wenn Eli Lilly morgen Zahlen meldet und dabei z.B.
    1. Das Gap beim Umsatzwachstum zu Novo größer war als in Q1 (da war es 45 zu 18, glaube ich)
    2. Eli Lilly den Ausblick auf Gesamtjahr 2025 NICHT senkt
    3. Eli Lilly das Compounding-Problem nicht anspricht oder herunterspielt,
    dann könnte es morgen nochmal runtergehen für Novo. Daher hab ich auch noch ein wenig Pulver trocken gehalten.

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  5. Pingback: Nachkauf Novo Nordisk / Verkauf Rollins / Halbjahresbericht Lotus Bakeries | Stefans Börsenblog

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