Novo Nordisk: Kaufe ich weiter nach?

Wie ich heute berichtet habe, werden morgen wahrscheinlich 11% meines Aktiendepots freigesetzt: „Verkaufe ich morgen meine größte Position? (Public Storage)“.

4 Beiträge zu Novo Nordisk habe ich in den letzten 8 Wochen veröffentlicht. Seit Veröffentlichung des 4. Beitrags habe ich mich noch mehr mit dem Unternehmen beschäftigt, u.a. mit einer knapp 4-stündige Podcast-Folge.

Sollte ich morgen meine Public Storage Position liquidieren, was sehr wahrscheinlich ist, dann wird Novo Nordisk automatisch zu meiner größten Beteiligung. Unter bestimmten Voraussetzungen wäre ich bereit, weiter nachzukaufen.

Über die 1990er, 2000er und 2010er Jahre hindurch konnte Novo Nordisk Gewinne, Dividenden und Aktienkurs um 20% jährlich steigern.

Die FDA-Genehmigungen für Ozempic in 2017 und Wegovy in 2021 katapultierten Novo Nordisk dann endgültig in die Weltspitze.

Seit Anfang der 1990er Jahre forschten die Dänen an GLP-1 Wirkstoffen, bevor sie endlich auf den Markt kamen. Vor Ozempic wurden Victoza (2010) und Saxenda (2014) genehmigt.

Von einem Wunder kann man nur selten sprechen. In diesem Fall trifft es zu. Wenn übergewichtige Menschen mit einer wöchentlichen Injektion, die den Appetit hemmt, 15-20% an Gewicht verlieren (bei den derzeit getesteten CagriSema und Amycretin sind die Werte noch höher), dann hat Novo Nordisk ein Wunder vollbracht.

Wer sagt, Adipositas-Patienten sollen doch einfach mehr Sport machen und sich gesünder ernähren, der macht es sich sehr einfach. Fettleibigkeit ist häufig genetisch bedingt, begleitet die Menschen ein Leben lang, geht mit anderen Erkrankungen einher, und verursacht massive gesellschaftliche Kosten.

Dieselben Medikamente können für eine Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden, sind teilweise bereits dafür zugelassen oder konnten bereits positive Testresultate erzielen, u.a. Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Alzheimer, Schlafapnoe, MASH (Fettleber).

Novo Nordisk und Eli Lilly sind mit weitem Abstand Marktführer. Sie bauen auf jahrzehntelanger Forschung bei diesen Medikamenten auf, sind patentgeschützt bis in die 2030er Jahre, und haben einige noch vielversprechendere Kandidaten in ihren Entwicklungspipelines.

Mit der Produktion kommen sie kaum hinterher. Ihre Medikamente standen das gesamte letzte Jahr hindurch auf der FDA Shortage List, d.h. die Nachfrage überstieg das Angebot, und sie investieren 2-stellige Milliardenbeträge, um die Produktion auszuweiten.

Verschiedene Marktforscher gehen von einem Marktwachstum von jährlich 20-30% über die kommenden 5-10 Jahre bei Adipositas-Medikamenten aus. Damit kann bestenfalls NVIDIA mithalten.

Weniger als 1 % der fettleibigen Menschen werden bereits mit Abnehmspritzen und -pillen behandelt. Und der Anteil Menschen mit einem Body-Mass-Index über 30 steigt weiter.

Dabei reicht eine einmalige Behandlung über 1 bis 1,5 Jahre nicht aus. Patienten, die die Medikation absetzen, sind nach 5 Jahren wieder beim alten Gewicht.

Anders als bei Public Storage bekomme ich bei Novo Nordisk nicht nur eine jahrzehntelange Marktführerschaft und eine extreme Profitabilität, sondern dazu einen Burggraben und ein enormes Marktwachstum. Was will man mehr?

Wie werde ich womöglich vorgehen?

Nimmt man meine aktuelle Novo Nordisk Position und die Public Storage Position, die ich morgen voraussichtlich aufgeben werde, zusammen, dann kommen wir auf 18% Anteil am Aktienportfolio.

So viel Risiko werde ich sicher nicht eingehen. Was man machen könnte:

  • 1. Von 7,0% auf 8,5% erhöhen, sobald das Tief vom 7. April bei 52,51€ erneut getestet wird.
  • 2. Auf 10,0% erhöhen, falls Trump weiter verrückt spielt und die Aktie mit Pharma-Zöllen auf Talfahrt schickt.
  • 3. Auf 11,5% erhöhen, falls am 7. Mai enttäuschende Quartalszahlen und/oder eine Revision des Ausblicks für das Gesamtjahr 2025 veröffentlicht werden, die die Aktie weiter unter Druck setzen.
  • 4. Die übrigen 6,5% für andere Unternehmen oder eine ETF-Aufstockung trocken halten.
  • 5. Sobald Novo Nordisk in den nächsten Jahren wieder in eine faire Bewertung hineingewachsen ist, könnte man die Positionsgröße wieder auf ein normales Niveau von 6-8% senken.

Zum dritten Punkt: Im Februar ging Novo Nordisk von 16-24% Umsatzwachstum für 2025 aus. Allerdings waren die Verschreibungen von Ozempic und Wegovy im März wohl etwas enttäuschend, sodass einige Analysten mit einer Korrektur des Ausblicks rechnen.

Bei einem aktuellen Preis von $64,99 und einem 2024er Gewinn je Aktie (EPS) von $3,28 brauche ich allerdings auch nur folgendes EPS-Wachstum für 12% Jahresrendite und ein Ziel-KGV von 22 im Jahr 2029:

  • 12 % in 2025
  • 10 % in 2026
  • 9 % in 2027–2029

Bei 20-30% erwartetem Marktwachstum pro Jahr (bei Adipositas; bei Diabetes sind es 9% pro Jahr) müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Dänen diese Werte nicht erreichen.

Abschließend etwas Amateur-Charttechnik.

Novo Nordisk befindet sich gerade an mehreren interessanten Punkten:

  • an der unteren Begrenzung des seit Jahrzehnten bestehenden Trendkanals
  • am 100-Monats-EMA, wo man in den letzten Jahrzehnten immer abgeprallt ist
  • an einem sehr tiefen Punkt beim Relative-Strength-Index (RSI)
  • 59% unter Allzeithoch, was es seit meinem Geburtsjahr 1986 nicht mehr gegeben hat

2002 – 2025 in EUR:

1981 – 2025 in USD:

Dieser X-Kommentar bringt es perfekt auf den Punkt, auch wenn es hier nicht explizit um Novo Nordisk ging:

18 Gedanken zu „Novo Nordisk: Kaufe ich weiter nach?

  1. Pingback: Verkaufe ich morgen meine größte Position? (Public Storage) | Stefans Börsenblog

  2. Hallo Stefan,

    hast du keine Angst, dass Novo Nordisk in Klagen verwickelt werden könnte wegen plötzlich auftretender Nebenwirkungen?
    ich selber habe sie auch im Depot und bin trotz der Korrektur dick im Plus, mache mir aber schon länger darüber Gedanken.

    Viele Grüße

    paul

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    • Hallo Paul,

      Die Frage wurde vermutlich in jedem der 102 Jahre seit Gründung gestellt.

      Die GLP-1-Wirkstoffe werden seit Anfang der 1990er Jahre getestet.

      Die Patienten haben die bekannten Nebenwirkungen über die ärztliche Beratung und/oder Packungsbeilage akzeptiert (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Rötung, Juckreiz, Schwellung, Pankreatitis, Gallenblasenprobleme, Hypoglykämie, akutes Nierenversagen, Schilddrüsentumore, Sehveränderungen, Gastroparese etc.).

      Klar sollte man als Patient sowie als Aktionär eine Nutzen-Risiko- bzw. Chancen-Risiko-Abwägung vornehmen.

      Die 102-jährige Erfolgsgeschichte der Dänen spricht für sich.

      In der erwähnten knapp 4-stündigen Podcast-Folge sowie in 10-15 Interviews mit dem CEO, die ich gesehen habe, wurde häufig darüber gesprochen. Das würde hier aber den Rahmen des Kommentarbereichs sprengen.

      Hast du bei anderen Branchen (Banking, Autos, Lebensmittel, Medien, Einzelhändler, Rohstoffe, KI, Landwirtschaft) weniger Angst, dass sie in Grund und Boden verklagt werden? Jede dieser Branchen kann das Leben einzelner Menschen auf die eine oder andere Weise zerstören.

      Grüße

      Stefan

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      • zum letzten Abschnitt: Da hast du natürlich recht. Trotzdem mache ich mir bei diesen Branchen weniger bzw. keine Sorgen. Höchstens noch bei der Tabakindustrie. AbbVie habe ich übrigens auch.

        ich hatte (!) auch Bayer. Ergebnis ist bekannt 😉

        Danke für die Artikel.

        Paul

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    • Meine größere Sorge ist, dass man 20 Prozentpunkte bei der Marge bis 2030 verliert über eine Kombination aus:

      1. mehr Konkurrenz (einige Konkurrenten bringen ihre Adipositas-Medikamente 2027/2028 auf den Markt, wenn bei den Tests alles gut geht)

      2. knallharte Preisverhandlungen von Medicare 2025-2027 zur Kostenübernahme (die Verhandlungen enden Anfang 2027)

      3. eine sozialistische US-Regierung deckelt auch die Preise für Selbstzahler

      und dass die von 45% auf 25% sinkende EBIT-Marge nicht ausreicht, um trotz 25% Marktwachstums den S&P 500 outzuperformen.

      Wie wahrscheinlich ist das? Vielleicht 15-30%?

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    • Eigentlich sollte man Lilly und Novo gleichgewichtet im Depot haben! Für Novo spricht die Dividende und die Bewertung, für Lilly das offensichtlich bessere Produkt, das höhere Wachstum und die längere Patentlaufzeit…..

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    • Für Novo / gegen Lilly sprechen noch andere Dinge, aber das würde im Kommentarbereich zu weit führen. Vielleicht mal in einem eigenen Beitrag.

      3-4 deiner Punkte würde ich übrigens widersprechen oder nur mit „aber“ zustimmen.

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  3. Finde ich gut wenn du eine andere Meinung hast, belebt die Diskussion und erweitert den Horizont! Ich habe auch nur grob ein paar für mich wichtige Argumente (pro/contra) angeführt, klar gibt es noch einiges mehr das man anführen könnte, pro und contra! Mir persönlich ist Lilly von der Bewertung her zu teuer, aber das ist ja nur meine persönliche Einschätzung!

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  4. Pingback: Nachkauf Novo Nordisk / Verkauf Rollins / Halbjahresbericht Lotus Bakeries | Stefans Börsenblog

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