Ihr habt richtig gelesen: In Zeiten in denen die Investmentwelt nur noch von Nvidia, Tesla und Microstrategy spricht und die Performance aller Aktien nur noch damit zu korrelieren scheint, wie oft im Geschäftsbericht von künstlicher Intelligenz die Rede ist, habe ich in eine kanadische Eisenbahngesellschaft investiert.

Canadian National Railway (CNI) wurde 1918 von der kanadischen Regierung gegründet und 1995 zu 100% privatisiert und an der Börse platziert. Dabei wurde lediglich vorgeschrieben, dass der Hauptsitz dauerhaft in Montreal verbleibt sowie dass kein einzelner Investor mehr als 15% der Anteile halten darf. Damit war Warren Buffetts Berkshire Hathaway aus dem Rennen, als Berkshire 2010 stattdessen die BNSF Railway übernommen hat als einer der größten Deals in Buffetts Leben.

Größter Aktionär bei CNI ist Microsoft-Gründer Bill Gates.

Unmengen an Rohstoffen, Industrieprodukten und Fertigwaren werden jährlich durch Nordamerika transportiert. CNI transportiert unglaubliche 300 Mio. Tonnen pro Jahr. Diese Transporte sind mit der Eisenbahn sehr viel günstiger als mit dem LKW oder dem Flugzeug.

Die großen Eisenbahngesellschaften haben das nordamerikanische Streckennetz unter sich aufgeteilt. Auf vielen Strecken besitzt die jeweilige Gesellschaft ein Monopol oder ist Teil eines Duopols. Dadurch bleibt von einem Euro an Umsatz sehr viel mehr an Nettogewinn übrig als in den meisten anderen Branchen.

Diesen Gewinn muss man weder in die Forschung investieren, noch in den Kampf mit der Konkurrenz oder in teure Übernahmen. Er kann stattdessen an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Die Geschäfte der Eisenbahngesellschaften sind zwar zyklisch, aber nicht so stark zyklisch, dass es in Rezessionen zu Verlusten kommt.

CNI verfügt über mehr als 30.000km Streckennetz. Dabei deckt das Unternehmen nicht nur den Großteil der kanadischen Fläche ab, sondern betreibt auch Strecken bis weit in die USA hinein. Züge fahren zum Beispiel zu den US-amerikanischen Metropolen Detroit, Chicago und New Orleans. Man hat Anschlüsse an Atlantik, Pazifik und Golf von Mexiko.

Streckennetz, Technik und Organisation werden ständig optimiert. Der Kauf von funkferngesteuerten Rangierloks führte zu einer dauerhaften Einsparung bei den Personalkosten. Doppelgleise auf Strecken mit mangelnder Nachfrage entfernte der Konzern und senkte so die Betriebskosten.

Hier seht ihr die Umsatzentwicklung von 1996 bis 2023. Die jährliche Steigerung betrug 5,5% pro Jahr.

Hier die 2023er Umsätze der größten börsennotierten, nordamerikanischen Eisenbahngesellschaften zum Vergleich:

• Union Pacific: 24 Mrd. USD
• Canadian National Railway: 17 Mrd. CAD
• CSX: 15 Mrd. USD
• Canadian Pacific Railway: 13 Mrd. CAD
• Norfolk Southern: 12 Mrd. USD

Dabei ist CNI unglaublich profitabel, erzielte 2023 eine EBIT-Marge von 39% und Gesamtkapitalrendite von 11%. Das sind fantastische Werte sowohl im Branchenvergleich als auch branchenübergreifend. Auch die Eigenkapitalquote gehört mit 42% zu den höchsten der Branche.

In den vergangenen 20 Jahren stieg die Aktie um 13% pro Jahr. Es gab keinen 4-Jahres-Zeitraum mit Verlusten.

Das KGV ist auf 17 gesunken aufgrund von makroökonomischen Sorgen, Streiks und Waldbränden.

Treibstoffkosten sind ein wichtiger Faktor. Sie machten 2,1 von insgesamt 10,2 Mrd. CAD operativen Kosten aus, also etwa ein Fünftel.

Die Entwicklung bei autonom fahrenden E-LKW sollte man als CNI-Investor ebenfalls im Auge behalten.

Hier einige Bilder zu den genannten Zahlen.

Ich hatte das Unternehmen 8 Jahre lang auf dem Schirm und nun endlich investiert. Der S&P 500 ist mir derzeit zu teuer, ebenso wie Tesla. Mit meinen Positionsgrößen von Nike, Public Storage und CTS Eventim bin ich zufrieden.

Mal sehen wie lange ich Freude an der Unternehmensbeteiligung habe. Vielleicht wird es auch nur ein „zyklischer Trade“ und ich verkaufe, wenn in 1-2 Jahren der makroökonomische Ausblick besser ist und Aktien wie CNI kräftig ansteigen.