Frau Nahles, es reicht!

Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich allerhöchsten Respekt habe vor der Arbeit eines Bundeskanzlers oder eines Bundesministers. Ich würde sogar sagen: Diese Menschen sollten deutlich mehr verdienen als bisher, angesichts des öffentlichen Drucks und der hohen Verantwortung.

Ottmar Hitzfeld tat mir Leid in seinen letzten Monaten als Bayern-Trainer. Ihm war deutlich anzusehen, wie sehr ihm der Druck zusetzte. Bei Angela Merkel geht es mir ähnlich. Als Physikerin hätte sie ein entspannteres Leben führen können und sie hätte dabei auch nicht schlecht verdient. Doch sie entschied sich anders und strebt nun sogar eine vierte Amtszeit im wichtigsten deutschen Amt an.

Bevor es richtig losgeht mit dem heutigen Thema Rente, würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu folgender Frage mitteilen würdet.

 

Mir fällt es wirklich schwer, über Frau Nahles und die Politik der Sozialdemokraten zu schreiben, ohne ausfallend zu werden, aber ich versuche es mal.

Alle im Bundestag vertretenen Parteien wollen an der gesetzlichen Rente herumdoktern. Niemand dort spricht aus, was offensichtlich ist: Das umlagefinanzierte Rentenmodell stößt nicht nur an seine Grenzen, sondern hat sie längst durchbrochen.

Die gesetzliche Rente kann schon lange nicht mehr aus den Rentenbeiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert werden, sondern wird mit Steuergeldern am Leben erhalten – u.a. mit der Ökosteuer (auf Benzin) sowie mit einem Prozentpunkt der Mehrwertsteuer.

Laut Bericht der Rürüp-Kommission kamen im Jahr 2000 noch 4,13 Beitragszahler für einen Rentner auf. 2030 sollen es noch 2,2 sein, im Jahr 2040 nur noch 1,9. Das Problem wird also noch deutlich verschärft werden.

Derzeit fließen 9,35% unserer Bruttogehälter in die Rente der heutigen Rentner (zzgl. weiteren 9,35%, die von den Arbeitgebern kommen). Dass 18,7% der Bruttogehälter von 1,9 Arbeitern nicht reichen werden, um einen Rentner zu versorgen, sollte klar sein.

Was an konkreten Kosten auf uns zukommt, beschreibe ich später.

Ich würde gern die Rendite berechnen, die ein Arbeitnehmer in seinem Arbeitsleben von der gesetzlichen Rente zu erwarten hat. Doch ich habe Angst davor, zu realisieren, wie weit diese Zahl im negativen Bereich liegt. Ich lasse es lieber sein.

Es ist kaum zu glauben, dass die FDP die einzige Partei zu sein scheint, die begreift, dass die private Altersvorsorge gestärkt werden muss, weil die gesetzliche Vorsorge allein nicht mehr reichen wird.

Kein Politiker außerhalb der FDP kommt auf die Idee, dass man die laut Einstein mächtigste Kraft des Universums – den Zinseszinseffekt – zu Hilfe nehmen kann und muss.

Hier einige Punkte aus dem Rentenkonzept der FDP.

„Angestellt, Vollzeit, unbefristet – diese „Norm“ prägt bis heute jede sozialpolitische Debatte. Die Realität ist bunter. Altersvorsorge muss daher nach unserer Überzeugung künftig als System begriffen werden, in dem unterschiedliche Elemente aus dem gesamten Leben kombiniert und mitgenommen werden. Da hierzu auch private, auch aktienbasierte Vorsorge gehört, muss hier künftig jeder gleich gefördert werden – egal ob angestellt oder selbstständig. Der Staat sollte hierbei sinnvolle Dienstleistungen erbringen, z. B. ein Onlineportal bereitstellen, das jederzeit Transparenz über die Summe der eigenen Ansprüche schafft.

 […]

 Um die kapitalgedeckte Altersvorsorge zukunftssicher und attraktiv zu machen, sind die Vorgaben der Kapitalanlage für das Sicherungsvermögen an internationalen Standards zu orientieren. Hierzu gehört es auch, bei der geförderten Altersvorsorge zwischen Produkten mit und ohne Beitrags- und Zinsgarantie wählen zu können und für Produkte mit höheren Ertragschancen zu öffnen.

 […]

 Es soll nicht ein Großteil in festverzinsliche Wertpapiere investiert werden müssen, sondern vermehrt Aktien und alternative Anlageformen erworben werden können. Wir wollen, dass durch Deregulierung und einfache und unbürokratische Förderung die unterentwickelte Aktienkultur In Deutschland gesteigert wird, um die Mitte der Gesellschaft an den wirtschaftlichen Chancen der Globalisierung teilhaben zu lassen. Der langfristige Planungshorizont erlaubt es, temporäre Marktschwankungen auszuhalten.“

 Die anderen Parteien scheinen nur 4 mögliche Ansatzpunkte zu sehen:

  • Senkung des Rentenniveaus
  • Verlängerung der Lebensarbeitszeit
  • Erhöhung der Rentenbeiträge der Arbeitnehmer
  • Erhöhung der Steuern

Von den linken Parteien ist auch nichts anderes zu erwarten als den Unternehmen und Arbeitern möglichst viel wegzunehmen und es dann durch die gigantische (und extrem löchrige!) Umverteilungsmaschine fließen zu lassen, um es nach eigenem Belieben neu zu verteilen. Und zwar so, dass man bei der nächsten Wahl möglichst viele Stimmen erhält.

Abgaben

In diesem Jahr liegen die Renten 68 Milliarden Euro über den Einnahmen aus den Rentenbeiträgen. Dieses gigantische Loch muss mit Zuschüssen unserer Steuergelder gestopft werden.

Laut Berechnungen des Bundessozialministeriums wird diese jährliche Lücke bis 2045 auf 177 Milliarden Euro ansteigen. Wahnsinn!! Bei 80 Millionen Einwohnern sind das 2.200 Euro, die jeder Einwohner dafür jährlich zu zahlen hat – zusätzlich zu den ohnehin schon hohen Rentenbeiträgen. Damit geht es der Rentenversicherung wie der Krankenversicherung: Beide wären längst „pleite“ ohne Steuer-Zuschüsse.

Wenn ich das Rentenkonzept von Frau Nahles richtig verstehe, dann kommen wir an einer deutlichen Erhöhung der Rentenbeiträge und der Steuern nicht vorbei.

Was wären die Folgen einer Erhöhung der Rentenbeiträge von derzeit 18,7% auf – sagen wir – 23%?

Viele Menschen werden ihre Jobs verlieren. Und zwar diejenigen, bei denen die Produktivität nur ein paar Prozentpunkte über den vorherigen Lohnkosten liegt. Die Beschäftigung vieler Menschen wird für die Arbeitgeber so teuer, dass es für sie zum Verlustgeschäft wird. Das wird auch dazu führen, dass viele Betriebe schließen müssen oder mit Subventionen – also mit unseren Steuergeldern – am Leben gehalten werden müssen. Ein Teufelskreis.

Viele deutsche Unternehmen werden weitere Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. Viele Arbeitnehmer – gerade gut ausgebildete Fachkräfte – werden wegziehen, weil sie die Schnauze voll haben. Dies gilt insbesondere in dem Szenario, in dem im Herbst 2017 eine rot-rot-grüne Regierung gebildet wird.

Sollten die linken Parteien einige ihre Wünsche (Wiedereinführung der Vermögenssteuer; Erhöhung des Spitzensteuersatzes; Erhöhung der Kapitalertragssteuer; Erhöhung der Erbschaftssteuer; Einführung der Finanztransaktionssteuer) wahr machen, dann wird bald wieder eine Flüchtlingskrise einsetzen, aber dieses Mal raus (!) aus Deutschland.

Ich habe mich zuletzt schon über die Gesetze in der Schweiz und in den USA informiert als mögliche Ziele meiner neuen Wahlheimat.

Steuerflucht

Was wäre die Alternative?

Chile hat es vorgemacht. Die Chilenen haben ihr Rentensystem von einem Umlageverfahren auf ein Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Doch das wird in Deutschland leider ein Traum bleiben.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich nicht mehr über die Rentenpolitik von Union und SPD aufzuregen. Ich will auch keine Gegenvorschläge mehr unterbreiten, wie man die Rentenpolitik auf volkswirtschaftlicher Ebene verbessern könnte. Ich will keine Perlen vor die Säue werfen.

Es bereitet mir jedoch nach wie vor große Freude, euch aufzuzeigen, wie ihr auf privater Ebene für das Alter vorsorgen könnt. Das ist die Idee hinter meinem Blog und damit werde ich weitermachen.

Zum Schluss noch ein Bild, über das vor allem Frau Nahles einmal nachdenken sollte.

Mindestlohn

 

16 Gedanken zu „Frau Nahles, es reicht!

  1. Ja Rente in Deutschland. Am anschaulichsten wird das Dilemma im Vergleich zu Österreich. Dor bekommt ein durchschnittlicher Arbeitnehmer 40% mehr als der deutsche beim gleichen Brutto. Neulich war in einer Talkshow einer der sogenannten Wirtschaftswaisen (wer ernennt die eigentlich) und ein Uni Prof. Keiner wusste wieso man in Österreich mehr Rente bekommt. Peinlich! Hier die Infos: http://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/rente/selbst-wirtschaftsweiser-war-ueberfragt-staunen-bei-illner-warum-gibt-es-in-oesterreich-40-prozent-mehr-rente_id_6255294.html

    Generell sehe ich es wie Jens Spahn: Die Rente darf nur noch eine Basis darstellen. Und jeder muss für mehr als die Grundbedürfnisse selbst vorsorgen. Allerdings muss dafür die Politik auch endlich belohnen statt bestrafen. Ein System wie in den USA mit dem 401 K das steuerfrei bis zur Rente bleibt muss her. Ebenso dass endlich Beamte etwas beisteuern.
    Ja die FDP ist die einzige Partei die normal denkt. GUt das Rösler weg ist und Lindner nun der Chef ist

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  2. Hey Stefan, sehr schön wieder etwas politisches von dir zu lesen!
    Kleine Richtigstellung zu Robin Hood: Er nahm es nicht den Reichen, sondern den Adligen. Also Menschen die eben nicht Reichtum durch einen Mehrwert für andere erworben haben, so wie diejenigen, die heute reich sind. Er hat es den Enteignern genommen, Produzenten gab es ja nicht wirklich zu dieser Zeit und Hufschmiede oder Bäcker hat er wohl eher nicht ausgeraubt 🙂
    Daher ist er für mich wohl eher ein Held. Jemand, der Reiche beraubt wäre aus meiner Sicht aber ein Gauner.
    Ich fand es lustig zu sehen, wie gut die Definition eines Schneeballsystems auf unser Rentensystem zutrifft. https://de.wikipedia.org/wiki/Schneeballsystem
    Unglaublich was an Geld und möglichem Reichtum für jeden Arbeitnehmer verschenkt wird. Schweiz for the win!

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  3. Die immer wieder vorgebrachte Forderung nach einem Beitrag der Beamten ist Unfug. Der Umstand, dass die Beamten nicht in die Rentenversicherung einzahlen, ist in deren Gehalt eingepreist. Wenn sie nun doch zahlen sollen, muss man deren Gehälter entsprechend erhöhen. Zudem wird völlig außer acht gelassen, dass Beamte dann nicht nur einzahlen, sondern auch etwas erhalten. Wo da der Mehrwert sein soll, erschließt sich mir nicht, zumal man es bei Beamten mit tendenziell langlebigen Menschen zu tun hat.
    Wenn Beamte ohne Ausgleich in die Rentenkasse einzahlen sollen, reden wir schlichtweg von einer Gehaltskürzung. Das kann man machen, wenn man glaubt, nicht auf Beamte angewiesen zu sein. Man glaubt dann aber falsch! Ein Beamter kann immer auf seine Kosten kommen, wenn er das Geld annimmt, dass ihm von Antragstellern mit den Akten herübergeschoben wird.

    Ach ja: Warum die Österreicher mehr Rente haben als die Deutschen?! Weil es jemand bezahlt!

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      • Wenn Du wissen möchtest, wieviel Geld Beamte erhalten (nicht „verdienen“), dann musst Du in die Besoldungstabellen schauen. Dann kannst Du auch Deinen Glauben auch in der Kirche lassen (und Deine Gefühle im Bett). Was Beamte „verdienen“ steht im Gesetz.

        Den Vorschlag der FDP kann ich so nicht ganz nachvollziehen.
        Jeder kann schon heute in Aktien investieren, um seine Rente aufzubessern. Dazu benötigt man weder die FDP noch ein Gesetz, sondern dazu benötigt man Geld. Wo dies herkommen soll, darüber schweigt auch die FDP.

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        • Nein Beamte verdienen mehr als sie an Geld ausgezalt bekommen, da Beihilfen und Pensionsforderungen geldwerte Vorteile darstellen, die ihresgleiches suchen.

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  4. Mein Wunschrentensystem hätte drei Säulen: Eine steuerfinanzierte Basisrente knapp über Grundsicherungsniveau, einen Umlageanteil für Eltern und hohe Freibeträge für Kapitaleinkommen. Ich sehe nicht warum Menschen ohne Kinder und ohne Ersparnisse besser gestellt werden sollten als die Basisrente.

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  5. Sooo schlecht ist es auch nicht bei uns in D!
    Wer zuwenig hat wird aufgestockt
    Wer viel hat wird progressiv besteuert😁
    Wenn’s nicht reicht, wird die Bemessungsgrundlage verbreitert …
    Also ich sehe da keine Probleme, das kann noch Jahrzehnte weiterlaufen … sagt ja keiner, das nur Erwerbstätige die Renten bezahlen müssen? Eine Aufstockung aus Steuern ist doch OK?
    Ihr müsst nur unter dem Radar fliegen … Also nicht zu reich erscheinen 😋.
    „Die Mittelmäßigkeit verhindert jeden Streit“

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  6. Sry, aber teilweise völlig absurd dieser Beitrag. Wie so viele. Da etwas 20 oder 30 Jahre hervorzusagen nicht funktioniert. Genauso wie zukünftiges Verhalten von Aktien am vergangenen Verhalten abzulesen. Was interessiert mich wie stark eine Aktie während der Finanzkrise abgestürzt ist. Absolut nichts und ist kein Kaufkriterium. Genauso wie solche Blicke in die Kristallkugel(siehe öl, Waldsterben, Bevölkerungswachstum usw.)So was gibt es schon seit Jahrtausenden und nichts davon ist so eingetroffen. Das einzige was hier stimmt ist, dass das Rentensystem verbessert werden muss. Das ist nur Panikmache und wurde schon von den Nazis benutzt. Lachhaft das viele immer noch lineares Verhalten auf den Wirklichkeit übertragen will. Muss definitiv ein BWL’er sein.

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  7. @ Stefan
    Ein Rentenbeitrag i.H. 23% ist noch immer günstiger als die (langfristigen, versteckten) Kosten, welche in (staatlich geförderten), privaten Vorsorgeprodukten stecken.

    Das umlagefinanzierte Rentensystem ist (nach wie vor) mit Abstand das beste, das es je gab! Doch seit Schröder´s „Agenda 2010“ wird das gesetzliche Rentenmodell zugunsten der „Privaten Vorsorge“, also der Finanzwirtschaft (Banken & Versicherungen) bewusst demontiert.
    Ich empfehle Dir, mal abseits der Mainstream-Berichterstattung, zum Beispiel das Buch „Die Vorsorgelüge – Wie Politik und private Rentenversicherungen uns in die Altersarmut treiben“ zu lesen. Nach dieser Lektüre wirst Du sicherlich anders über Deinen Artikel denken…

    Übrigens: in Chile demonstrieren hunderttausende gegen das Rentensystem!

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  8. Gegen private Vorsorge ist nichts eingezuwenden.
    Dass kann jeder machen wenn er möchte und kann.
    Aber die FDP denkt sehr einseitig nur in Richtung private Vorsorge.
    Dabei vergisst sie einige wichtige andere Aspekte:
    Wie schon angesprochen muss man erstmal Geld übrig haben, dass man in private Vorsorge stecken kann. Da mangelt es schon mal bei grossen Prozentsätzen der Bevölkerung.

    Sodann krankt das Umlage-Rentensystem an den vielen Ausnahmen die gerne (insbesondere auch der FDP) vergessen werden.
    Es gibt grosse Gruppen von Gutverdienern, die sich eben nicht solidarisch am Rentensystem beteiligen.
    Beamte, Ärtze, Rechtsanwälte etc…
    Sie haben eigene parallele Alterversorgungssysteme.

    Das machen andere Länder besser:

    z.B.
    In der Schweiz wurde das Beamtentum weitestgehend abgeschafft.
    Und In Österreich zahlen viel mehr Berufsgruppen in das umlagefinazierte Rentensystem ein.
    Deshalb funktioniert es dort auch besser.

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  9. „Das machen andere Länder besser:
    z.B.
    In der Schweiz wurde das Beamtentum weitestgehend abgeschafft.“

    Was genau machen die besser? Was heißt „weitestgehend“?
    Wir haben das Beamtentum auch „weitestgehend“ abgeschafft. So weit, wie es eben für vertretbar gehalten wurde. Nur eben viel früher als die Schweiz. So viel früher, dass einige es vergessen haben oder zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren waren (Bahn, Post).
    Und hoheitliche Aufgaben werden in der Schweiz selbstverständlich noch von Beamten ausgeübt.

    Letztlich kommt es darauf an, was alles fest in staatlicher Hand bleiben soll.
    Will man, dass Lehrer, Polizei, Feuerwehr, Straßenverkehrsbehörde und Finanzamt streiken dürfen? Dann können wir ja so fortschrittlich sein und das Beamtentum abschaffen.

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