Ich habe 122 Käufe, 67 Verkäufe und 220 Dividenden für den Zeitraum 25.08.2015 bis 31.12.2025 in eine Tabelle eingetragen, meine Rendite auf verschiedene Arten berechnet und dem MSCI World gegenüber gestellt.
Habe ich den Index geschlagen?
Hintergrund
Dasselbe habe ich Anfang 2020 schon einmal gemacht. Bis dahin konnte ich den MSCI World deutlich schlagen, dem S&P 500 war ich jedoch knapp unterlegen. Ich entschied mich, nur noch auf ETFs zu setzen. Davon bin ich dann später wieder abgewichen.
Aufwand
Falls ihr denkt „Stefan, du hast nicht wirklich 409 Transaktionen aufgedröselt? Hast du zu viel Zeit?“ dann kann ich euch beruhigen: Da ich die Tabelle aus 2020 noch hatte, und diese Ende 2022 nachgepflegt hatte, musste ich nur 2 Jahre an Transaktionen nachtragen (und natürlich die Benchmark-Kurse) und das hat 2 Stunden an Zeit gekostet.
Warum jetzt?
Meine Einzelaktien-Entscheidungen 2025 waren ein ziemlicher Griff ins Klo. Ich wollte Klarheit.
Methode für meine einfache Rendite
1. Spalte: Datum jeder Transaktion
2. Spalte: Cash Flow (Verkäufe und Dividenden mit positivem Vorzeichen; Käufe mit negativem Vorzeichen); in der letzten Zeile steht der aktuelle Depotwert und in der Spalte davor das aktuelle Datum; dabei müssen Ordergebühren und Steuern in den Cash Flows natürlich berücksichtigt werden
3. Spalte: Art der Transaktion (Kauf, Verkauf, Dividende)
Damit kann man die „einfache Rendite“ berechnen:
Rendite = (Depotwert + Dividenden + Verkaufserlöse – gesamtes investiertes Kapital) / (gesamtes investiertes Kapital – Dividenden – Verkaufserlöse)
Der Grund dafür, dass ich im Nenner die Dividenden und Verkaufserlöse von den Investitionen abziehe, ist der, dass ich Dividenden und Verkaufserlöse immer sofort wieder reinvestiert habe. Durch die Subtraktion im Nenner wird sichergestellt, dass reinvestierte Verkaufserlöse und reinvestierte Dividenden „Rendite-neutral“ wirken. Im Wert „gesamtes investiertes Kapital“ wurden diese Reinvestitionen bereits addiert.
Interner Zinsfuß
Interessanter finde ich den internen Zinsfuß, also die wertgewichtete Jahresrendite. Hier werden konkrete Zeitpunkte von Ein- und Auszahlungen berücksichtigt, ebenso die jeweilige Höhe, also wie lange ein bestimmter Betrag arbeiten konnte.
Ein Beispiel:
Max investiert:
10€ in Aktie A am 01.01.2010
10€ in Aktie B am 01.01.2010
10€ in Aktie C am 01.01.2010
Sein Depotwert beträgt 60€ am 01.01.2013
Sein interner Zinsfuß beträgt 26%, also exakt der jährlichen Wachstumsrate (CAGR).
Paul investiert:
10€ in Aktie A am 01.01.2010
10€ in Aktie B am 01.01.2011
10€ in Aktie C am 01.01.2012
Sein Depotwert beträgt 60€ am 01.01.2013
Seine „einfache Rendite“ ist identisch mit der von Max.
Pauls interner Zinsfuß beträgt jedoch 39%, denn seine 2. und 3. Investition hatten viel weniger Zeit zu arbeiten und führten dennoch zum selben Depotwert, was eine faire Renditeberechnung zum Ausdruck bringen muss. Max hatte im Mittel über die 3 Jahre 30€ investiert, Paul hingegen nur 20€ (10€ in Jahr 1; 20€ in Jahr 2; 30€ in Jahr 3). Daher muss Pauls Rendite bei gleichem Endvermögen 50% höher sein, was der interne Zinsfuß auch widerspiegelt (26%*1,5=39%).
In einem weiteren Beispiel nehmen wir an, dass alle drei Aktien (A,B,C) in allen 3 Jahren jeweils um 10% zulegen. Dadurch hat Max ein höheres Endvermögen, aber beide erzielen denselben internen Zinsfuß. Pauls Investitionen haben – wertgewichtet pro Jahr – genauso gut gearbeitet wie die von Max.
Benchmark
Beim Benchmark finde ich es wichtig, dass ich dieselbe Höhe der Cash Flows für dieselben Tage eintrage, auch wenn diese Transaktionen nicht der Realität entsprochen hätten. Nur so ist ein fairer Vergleich möglich.
In die 4. Spalte trage ich nochmals die Cash Flows ein. Dabei hat nur die letzte Zeile einen anderen Wert als die 2. Spalte, denn ich muss den Endbetrag berechnen.
Dafür exportiere ich von einer Finanzwebseite die täglichen Kurse des gewählten ETFs in ein 2. Tabellenblatt. Ich entschied mich für den Mittelwert von Tageshoch und Tagestief.
In die 5. Spalte meines 1. Tabellenblattes ziehe ich mir per SVERWEIS die Kurse für die Tage meiner Transaktionen.
In der 6. Spalte berechne ich die ETF-Anteile der Transaktionen. Die Vorzeichen müssen hier umgekehrt zu den Werten aus der 2. und 4. Spalte sein.
In der letzten Zeile (heutiger Depotwert) ermittle ich die Summe der Werte aus der 6. Spalte (das ergibt die heutige Anzahl ETF-Anteile), und kann nun den heutigen Depotwert berechnen via Multiplikation der Spalten 5 (aktueller ETF-Kurs) und 6.
Jetzt kann ich die einfache Rendite sowie den Internen Zinsfuß auf dieselbe Art berechnen wie für meine tatsächlichen Transaktionen.
Als Benchmark nehme ich den iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) (ISIN: IE00B4L5Y983; WKN: A0RPWH).
Mir ist klar, dass manche Leser das kritisieren werden, weil ich am liebsten in US Large Caps investiere und damit gegen den S&P 500 vergleichen müsste, der besser lief als der MSCI World. Allerdings verdient meine Pro-USA-Entscheidung beim Investieren, die von anderen immer wieder hinterfragt wird, auch eine Würdigung im Erfolgsfall und ebenso eine „Bestrafung“ bei Misserfolg.
Hinweis: Das Kürzel USD im Namen des ETF bedeutet lediglich, dass die Fondswährung US-Dollar ist. Das hat bei einem normalen (ohne aktives Hedging) MSCI World ETF keine Rendite-Auswirkungen, und ich habe bei meiner Berechnung die in Euro notierten Kurse verwendet.
Nicht berücksichtigt
Bevor wir zum Ergebnis kommen: Was habe ich nicht berücksichtigt?
- meine ersten 10 Monate als Aktionär (Oktober 2014 bis August 2015, denn da war ich Trader)
- Bitcoin, denn eine Anlageklassen-übergreifende Betrachtung ergibt bei Benchmark-Vergleichen wenig Sinn
- Steuern auf fiktive Verkäufe (was ich abführen müsste wenn ich heute alle angesammelten Gewinne realisieren würde)
- dass ich beim Passiv-Ansatz weniger Transaktionen und damit geringere Ordergebühren gehabt hätte
- dass ich beim Passiv-Ansatz die Gewinne nicht so früh realisiert hätte (Steuerstundung)
- dass ich beim Passiv-Ansatz von der Teilfreistellung bei ETFs profitiert hätte (nur 70% der Gewinne sind steuerpflichtig)
- den Zeitaufwand des Aktiv-Ansatzes
Ergebnis
Meine einfache Rendite beträgt 146%, also fast eine 2,5-Fachung meiner Investitionen.
Ist das viel oder wenig?
CAGR (Compound Annual Growth Rate) bei 146% Gesamtwachstum über 10,3 Jahre würde 9,1% pro Jahr entsprechen. Das ist jedoch eine Betrachtung, die nur sinnvoll wäre, wenn ich den gesamten Betrag im August 2015 investiert hätte. Nicht nur habe ich die Investitionen über die Jahre verteilt, diese sind auch von Jahr zu Jahr stark angestiegen. Nur ein sehr kleiner Teil konnte über 8, 9 oder 10 Jahre arbeiten. Daher benötigen wir wie eingangs erklärt den Internen Zinsfuß.
Trommelwirbel.
Es waren 12,2 Prozent Rendite pro Jahr für meine Investitionen der letzten 10 Jahre.
Es waren 12,1 Prozent Rendite pro Jahr für meine Benchmark-Berechnung (MSCI World mit denselben Cash Flows an denselben Tagen).
Andere Werte (z.B. für andere Zeiträume oder einen anderen ETF) habe ich nicht ermittelt.

Schlussfolgerung
Erstens: Die Frage, ob ich gewonnen habe, kann man weder eindeutig mit Ja noch mit Nein beantworten.
A) Der S&P 500 hat mich vermutlich geschlagen.
B) Wenn man meint, Einzelaktien-Recherche sei „verlorene Zeit“, dann hat mich auch der MSCI World geschlagen. (Stock Picking bereitet mir allerdings sehr viel Freude.)
C) Unter Berücksichtigung z.B. der ETF-Teilfreistellung (nur 70% steuerpflichtige Gewinne) hätte der MSCI World mich auch mathematisch geschlagen.
D) Meine Kombination Aktien+Bitcoin hat natürlich den MSCI World geschlagen. (fragwürdiger Vergleich, ich weiß)
Zweitens: Wie eingangs erwähnt hatte ich den MSCI World 2015-2020 deutlich outperformt. Dass wir 2015-2025 pari sind, bedeutet dass ich 2020-2025 ein schlechterer Anleger war als in den 5 Jahren zuvor. Das ist eine bittere Pille, denn mit zunehmender Erfahrung sollte man eigentlich besser werden.
Drittens: Ein oder zwei Entscheidungen können alles auf den Kopf stellen. Hätte ich 2025 nicht Novo Nordisk gekauft, oder 2019 nicht Tesla verkauft, dann würde ich mich heute als strahlenden Gewinner feiern lassen.
Viertens: Mit 12,2% pro Jahr habe ich vermutlich 90-95% der Kleinanleger outperformt. Etwa solche die Emerging Markets eingestreut haben. Oder solche die Europa stärker gewichtet haben als im MSCI World. Oder Fans von Sektor-ETFs. Oder einkommensorientierte Anleger mit vielen Dividenden-Aktien. Oder Leute die die Magnificent Seven auf welche Weise auch immer untergewichtet haben. (Bevor ihr protestiert: Nein, nicht jeder Sektor-ETF und nicht jedes Dividenden-Portfolio hätte den MSCI World underperformt.)
Fünftens: Bevor ich die Zahl kannte, dachte ich dass 11-13% grundsätzlich dem entsprechen was ich langfristig am Aktienmarkt verdienen will bzw. mir am Aktienmarkt zutraue.
Sechstens: Ob das Resultat Auswirkungen auf meine Strategie haben wird, kann ich aktuell noch nicht sagen, da ich die Zahl erst seit 1-2 Stunden kenne.
Noch eine Zahl: Die Verluste des 2025er Novo Nordisk Debakels haben 9% meiner Gewinne der vorherigen 10 Jahre aufgefressen. Daraus könnte man 2 Lektionen lernen:
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Verwende doch das Programm Portfolio Performance. Da kannst du ganz einfach alle Bankdokumente einlesen und du sparst dir die wilde Rechnerei. Das kannst du auch ein paar Jahre zurück machen, wenn du die entsprechenden PDFs noch hast und deine genauen Einzahlungen kennst.
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Hin und her macht Taschen leer.
Was ich bei dir nicht verstehe, ist, dass du nicht einfach bei Bitcoin bleibst. Immerhin scheinst du ja davon überzeugt zu sein.
Meine Vermutung: einen Sparplan aufzusetzen und laufen zu lassen ist dir zu langweilig. Du suchst die intelektuelle Herausforderung mit jonglieren der Zahlen.
Weniger ist mehr!
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