Novo Nordisk: Warum ich kaum Angst vor der Konkurrenz habe

Die Umsätze mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten werden in den kommenden 5-10 Jahren um 20-30% pro Jahr wachsen. Von den Magnificent Seven wird höchstens Nvidia mithalten können.

Folgende Medikamente wurden bereits auf den Markt gebracht (die Zahlen beziehen sich auf die FDA-Genehmigung, nicht auf den ersten Verkauf):

  • Victoza (2010, Liraglutide, Novo Nordisk, Diabetes, Injektion)
  • Saxenda (2014, Liraglutide, Novo Nordisk, Adipositas, Injektion)
  • Trulicity (2014, Dulaglutide, Eli Lilly, Diabetes, Injektion)
  • Ozempic (2017, Semaglutide, Novo Nordisk, Diabetes, Injektion)
  • Rybelsus (2019, Semaglutide, Novo Nordisk, Diabetes, oral)
  • Wegovy (2021, Semaglutide, Novo Nordisk, Adipositas, Injektion)
  • Mounjaro (2022, Tirzepatide, Eli Lilly, Diabetes, Injektion)
  • Zepbound (2023, Tirzepatide, Eli Lilly, Adipositas, Injektion)

Dabei kann man vereinfacht sagen:

  • Bei den leicht messbaren Werten (Gewichtsverlust X wird nach Y Wochen erreicht) ist jede Generation besser als die vorherige. (Damit spielen auch die Patentlaufzeiten von 13-14 Jahren keine so große Rolle.)
  • Die für Adipositas zugelassenen Medikamente sind einfach nur höhere Konzentrationen desselben für T2-Diabetes-Behandlung zugelassenen Wirkstoffs.
  • Oral scheint schlechter zu wirken als Injektion.
  • Nebenwirkungen treten bei den GLP-1-Medikamenten mit höherer Wirkstoff-Konzentration häufiger auf.
  • GLP-1-Wirkstoffe standen das gesamte letzte Jahr hindurch auf der FDA Shortage List, d.h. es wurde mehr nachgefragt als produziert werden konnte, also wurde verschrieben was verfügbar war.

Bei der kommenden Generation an GLP-1-Wirkstoffen sind die Werte (Gewichtsverlust X wird nach Y Wochen erreicht) noch beeindruckender: bei CagriSema und Amycretin von Novo Nordisk, sowie bei Retatrutide und Orforglipron von Eli Lilly.

Der Aktienmarkt liebt Eli Lilly derzeit mehr als Novo Nordisk, da die Zahlen zum Gewichtsverlust (sowie das Umsatzwachstum 2024) noch beeindruckender waren. Ich würde da allerdings relativieren:

  • Wie aussagekräftig sind die Vergleichswerte der Umsätze Novo vs. Lilly, solange akuter Mangel auf der Angebotsseite herrscht? Beide investieren derzeit 2-stellige Milliardenbeträge in den Ausbau der Produktion. Novo hat sogar Catalent zur eigenen Produktionsausweitung übernommen.
  • Wie überraschend ist es, dass die später eingeführten Mounjaro/Zepbound (2022, 2023) besser wirken als Ozempic/Wegovy (2017, 2021) auf einem Markt mit einer vollkommen neuen Wirkstoffklasse?
  • Was werden Ärzte verschreiben, sobald die Produktion mit der Nachfrage mithalten kann: die bessere Wirkung mit den höheren Nebenwirkungen, oder die etwas schwächere Wirkung mit den etwas schwächeren Nebenwirkungen?
  • Wollen die Patienten überhaupt 25% an Gewicht verlieren, oder reichen auch 20-23?

Eli Lilly mit einem KGV von 64 und Novo Nordisk mit einem KGV von 19 zu bewerten, weil der enorme Gewichtsverlust der Novo Medikamente von Lilly noch getoppt wird, halte ich für unsinnig, auch wenn man Eli Lilly zugute halten muss, dass sie auch in anderen Bereichen Blockbuster haben (Onkologie und Immunologie).

Oliver und sein Team haben einen herausragenden Job bei der Erstellung dieses Videos gemacht. Ich ziehe aber etwas andere Schlüsse.

Wahnsinn finde ich, dass die GLP-1-Wirkstoffe derzeit (neben T2-Diabetes und Fettleibigkeit) nicht nur bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Alzheimer, Schlafapnoe und Fettleber positive Ergebnisse erzielt haben,

sondern auch bei der Bekämpfung von Suchtproblemen (Alkohol, Nikotin, Opiate, Shopping, Glücksspiel) angeblich erste positive Resultate.

Oliver spricht von einer Portfolio-Aufteilung Novo Nordisk zu Eli Lilly im Verhältnis von 2:3. Mein Leser Klaus meint 1:1. Ich sehe keinen Grund, ein 64er KGV für Eli Lilly zu zahlen, auch wenn ich wie Oliver der Meinung bin, Lilly könnte 2030 bei den GLP-1-Marktanteilen die Nase knapp vorne haben.

Ich spreche natürlich mit einer Novo Nordisk Brille, habe mich bestimmt 50 Stunden eingelesen, die Hauptversammlung geschaut, 10-15 Interviews mit dem CEO verfolgt, einen knapp 4-stündigen Podcast über das Unternehmen, 5 Beiträge dazu veröffentlicht usw.

Novo ist unglaublich konstant, hatte nur 5 CEOs in 102 Jahren; hat Gewinne, Dividenden & Aktienkurs 20% pro Jahr über 40 Jahre gesteigert.

Eli Lilly hatte 2014-2018 geringere Gewinne als 1998-2002. Da liegen 16 Jahre dazwischen!

Und die anderen? Pfizer musste diese Woche seine Entwicklung von GLP-1-Wirkstoffen aufgrund von Nebenwirkungen einstellen. Ob Ärzte Medikamente von winzigen Biotech-Buden wie Viking Therapeutics denen der 102-jährigen Dänen vorziehen werden, weil der Gewichtsverlust noch schneller eintritt?

Ich bleibe ein Novo Nordisk Superbulle, würde sogar so weit gehen zu sagen: Ich fühle wieder das, was ich erst zweimal in meinem Leben gefühlt habe: als Tesla 2019 bei 12 Dollar je Aktie gehandelt wurde, und 2022 als Bitcoin bei 16000 Dollar stand.

Blaues Hufeisen liebt Anacott Steel Novo Nordisk.

7 Gedanken zu „Novo Nordisk: Warum ich kaum Angst vor der Konkurrenz habe

  1. Die prognostizierten Zahlen (Umsatz/Gewinn), sind ja allen bekannt. Die Aktie scheint sehr günstig, überall wird sie zum Kauf empfohlen! (Ich hab sie auch).Da frage ich mich halt, was weiß der Markt was wir Privatanleger nicht wissen und die Aktie so deutlich abstraft!? Am Ende alles doch nur Psychologie? Zollproblematik? …….

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  2. Hallo. Zu Aktien aus Dänemark, wie ist das mit der Quellensteuer auf Dividenden. Wie macht ihr das, holt ihr wieder etwas zurück oder ist das zu aufwendig?

    Danke und Grüße

    Mr. B

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    • Hi. Let’s do the math.

      Ich bin kein Kirchenmitglied. Bin also verpflichtet 26,375% Kapitalertragssteuer zu zahlen.

      Bei der Novo-Dividende wurden mir 37,5536% abgezogen, wovon ich mir einen Teil zurückholen kann.

      Nehmen wir an, ich hole mir nichts zurück.

      Über einen längeren Betrachtungszeitraum (mind. 15 Jahre) ist die Aktie 18-23% gestiegen, und die Dividendenrendite betrug im Schnitt 1,5%.

      Rechnen wir mit 20% und 1,5%, also 21,5% Aktionärsrendite.

      37,5536 minus 26,375 ergibt 11,1786.

      Von 1,5% Dividendenrendite würden mir 11,1786% fehlen. Das ergibt 0,167679%.

      21,5 minus 0,167679 ergibt 21,33232.

      Statt 21,5% Jahresrendite hätte ich 21,33% gehabt. Muss jeder selbst wissen, 1. ob sich das Zurückholen lohnt (hier kommt es auf absolute, nicht relative Beträge an), 2. ob man deswegen auf dänische Unternehmen verzichten sollen (hier kommt es auch auf Prozentwerte an).

      Erwartet man andere Werte als 20% Kurssteigerung und 1,5% Dividende, muss man logischerweise mit anderen Zahlen rechnen 🙂 Ich behaupte nicht, dass ich diese Werte erwarte. Wollte nur mit historischen Zahlen die Mathematik aufzeigen.

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