Ethereum, Solana & Co. – Warum ich keine Altcoins kaufe

Seit 3 Jahren investiere ich in Bitcoin, habe Altcoins (alternative coins) wie Ethereum oder Solana aber nie in Erwägung gezogen.

Wie bewertet der Markt die verschiedenen Kryptowährungen?

Bitcoin ist seit 15 Jahren mit Abstand die Nummer Eins.

Welche Gründe werden häufig pro Altcoins angeführt?

  • Bitcoin ist zu langsam um globales Geld zu werden. Altcoins können mehr Transaktionen abwickeln.
  • Bitcoin ist zu teuer. Altcoins haben mehr Potential für Kurssteigerungen.
  • Ich will diversifizieren. Bitcoin ist wie MySpace und wird eines Tages von einem Facebook überholt werden.
  • Altcoins decken mehr Anwendungsfälle wie Smart Contracts ab.
  • Bitcoins Proof-of-work ist zu energieintensiv. Daher investiere ich in Proof-of-stake Coins.
  • Monero bietet mehr Privatsphäre als Bitcoin.
  • Regierungen können Altcoins leichter kontrollieren und werden Bitcoin stärker bekämpfen.

Bei näherer Betrachtung fällt jedes dieser Argumente in sich zusammen, wie ich nach 1000 Stunden Studium sagen kann. Auf jeden Punkt einzugehen würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Daher halten wir es heute einfach.

Die US-Regulierungsbehörden unterscheiden zwischen Securities (wie Aktien) und Commodities (Rohstoffe). Die SEC (Securities and Exchange Commission) und die CFTC (Commodity Futures Trading Commission) sind sich einig, dass nahezu alle der Tausenden Kryptowährungen Securities sind, die wie Unternehmen zu regulieren sind. Sie stimmen ebenfalls darin überein, dass Bitcoin ein Commodity ist, das unmöglich wie ein Unternehmen reguliert werden kann, sondern lediglich wie ein Rohstoff wie z.B. Gold. Bei Ethereum herrscht noch Uneinigkeit.

Beispiel 1: Andere Coins/Token entstehen in der Regel über ein ICO (Initial Coin Offering) bzw. Pre-Mining, bei dem sich die Gründer ein großes Stück vom Kuchen sichern. Bei Bitcoin hat Satoshi Nakamoto dafür gesorgt – erstens: dass die 50 Bitcoin des ersten Blocks (03.01.2009) nicht ausgegeben werden können, zweitens: er hat das Mining erst fortgesetzt, als am 09.01.2009 ein zweiter Miner (Hal Finney) dazukam, drittens: Satoshi hat nie einen einzigen Bitcoin ausgegeben von den ca. 1.000.000 Bitcoin die er angeblich geschürft hat.

Dass ein ICO nicht wie ein IPO (am Aktienmarkt) reguliert wird, das wird sich die SEC nicht mehr lange gefallen lassen. Die ersten Klagen laufen schon.

Eine Investition in Ethereum, Solana & Co. entspricht im Prinzip einer Investition in ein Fintech-Unternehmen – allerdings in eines das Schlangenöl verkauft. Dazu zwei Beispiele.

Beispiel 2: Häufig wird angeführt, verteilte Datenbanken wären eine tolle Lösung für Supply Chain Probleme. Händler oder Kunden im Supermarkt können per Scan überprüfen, ob bei der Milch und dem Hühnchen (oder bei Medikamenten) die Kühlkette eingehalten wurde. Eine Blockchain kann hier aber nicht das Vertrauensproblem lösen. Ich muss dem Hersteller des Sensors und der Spedition, die den Sensor im LKW anbringt, vertrauen. Eine Lüge wird nicht auf magische Weise zur Wahrheit, weil sie in der Blockchain steht. Wenn ich zentralen Parteien vertrauen muss, wozu soll ich diese Informationen dann auf Tausenden Kassenbüchern (Ledgers) speichern? Der Sensoren-Hersteller kann ebenso gut öffentlichen Zugriff auf seine SQL-Datenbank gewähren, und Hashes verwenden damit die Leute überprüfen können dass Einträge nicht nachträglich verändert wurden. Das ist tausendfach günstiger.

Beispiel 3: Einige meinen, Blockchains könnten dazu verwendet werden, Vermögenswerte zu tokenisieren. Über einen Token könnte man die Eigentumsrechte am Empire State Building (oder am Mona Lisa Gemälde) auf Tausende Menschen verteilen. Auch hier scheitert die Idee am Vertrauensproblem. Zur Durchsetzung solcher Eigentumsrechte wird es weiterhin Grundbuchämter und Katasterämter geben, und dann ist es effizienter deren zentrale Datenbanken zu verwenden (mit öffentlichem Zugriff und Hashing) bzw. Unternehmen wie BlackRock die Tokenisierung von Immobilien zu überlassen. Außerdem gibt es hier nicht (wie bei Bitcoins Proof-of-work) eine Verbindung zwischen digitaler Information und physischer Realität. Ich kann weiterhin Gemälde stehlen und verkaufen, egal was in der Blockchain steht. („the map is not the territory“)

Fragt euch bei Altcoins immer:
• Welches Problem wird gelöst?
• Benötige ich dafür eine Blockchain / einen Token?
• Warum wird das nicht in Bitcoin integriert, wo die Netzwerkeffekte um ein Vielfaches größer sind?
• Wie sicher ist diese Blockchain?
• Ist diese Blockchain dezentral?

Beispiel 4: Das Bitcoin-Netzwerk wird derzeit durch 600 EH/s gesichert (Rechenleistung aller Miner). Dogecoin als zweitgrößtes Proof-of-Work Netzwerk wird durch 1,1 PH/s gesichert. Dogecoin ist also um den Faktor 545455 (600 geteilt durch 1,1 und multipliziert mit 1000 um von Peta auf Exa zu kommen) leichter anzugreifen als Bitcoin, welches also eine halbe Million mal sicherer ist.

Es dauert eine Weile bis man versteht, was Michael Saylor meint wenn er sagt: „Bitcoin is the best crypto asset. What‘s the second best? There is no second best.“

Oder dieses Bild:

Die Leute glauben, Bitcoin sei ein Teil von Crypto als Gegenstück zu Fiat. Tatsächlich ist aber Crypto/Altcoin ein Teil von Fiat als Gegenstück zu Bitcoin.

Beispiel 5: Was macht Ethereum zu Ethereum? Was muss stabil/vorhanden bleiben, damit es wertvoll/sinnvoll bleibt? Bei Bitcoin ist es klar (und zwar seit 2009):
• maximale Menge von 21 Millionen Coins
• Proof-of-work um Sicherheit und Dezentralität zu gewährleisten
• Halbierung der Block Subsidy alle 210000 Blöcke für eine vorhersehbare und sinkende Geldmengenausweitung
• max. Blockgröße um Dezentralität zu sichern und Skalierbarkeit auf Second Layer zu verschieben
• automatische Schwierigkeitsanpassung alle 2016 Blöcke um mittlere Zeit zwischen Blöcken von 10 Minuten zu bewahren

Fazit

Bitcoin ist nicht MySpace. Bitcoin ist das Internet der Werte.

Andreas Antonopoulos nutzte einmal folgende Analogie:
In der griechischen Mythologie stahl Prometheus das Feuer von den Göttern und gab es den Menschen. Als Strafe wurde er an einen Felsen gebunden, wo ein Adler jeden Tag seine Leber aß. Über Nacht wuchs die Leber nach, damit er wieder gefoltert werden konnte. 2009 stahl Satoshi Nakamoto die Technologie des Geldes von den Banken und gab sie den Menschen. Er bewahrte seine Anonymität, um der Bestrafung zu entgehen.

Bitcoin ist nicht wie Ethereum oder Solana. Bitcoin ist wie Feuer. Man kann es nicht zweimal erfinden.

In meinen 20 Bitcoin-Beiträgen habe ich eine Vielzahl von Problemfällen geschildert, die Bitcoin in den letzten 15 Jahren lösen konnte in Afghanistan, Argentinien, Bhutan, China, Deutschland, El Salvador, Indien, Iran, Island, Kanada, Kongo, Libanon, Nigeria, Norwegen, Russland, Schweden, Türkei, Ukraine, USA, Venezuela und Zypern. Welche Probleme konnten Altcoins lösen?

9 Gedanken zu „Ethereum, Solana & Co. – Warum ich keine Altcoins kaufe

  1. Hallo Stefan,

    an den sachlichen Entkräftungen der nachfolgenden Punkte deiner Liste wäre ich interessiert.

    Altcoins decken mehr Anwendungsfälle wie Smart Contracts ab.

    Monero bietet mehr Privatsphäre als Bitcoin.

    Herzliche Grüße Walter

    Like

  2. Hallo Walter,

    für Smart Contracts brauche ich keine zweite Blockchain. Das geht auf Bitcoin auch. Stichwort: Taproot-Update.

    Wer nutzt denn Smart Contracts und wofür?

    Ich habe das Gefühl, das ist seit 7 Jahren nichts weiter als ein Buzzword der Ethereum Foundation.

    Ich bin kein Monero-Experte. Nur so viel zu Monero:

    * hat nicht mal ansatzweise die Netzwerkeffekte von Bitcoin

    * unendliche Geldmengenausweitung durch fehlendes Supply Cap

    * kann mit wenig Rechenleistung zerstört werden (schau dir mal die Hashrate an und vergleich sie mit anderen Coins)

    * dadurch dass der Betrag einer Transaktion nicht öffentlich einsehbar ist, ist theoretisch (so weit ich das beurteilen kann) ein Inflationsbug möglich, der übersehen wird

    * Monero ist ASIC-resistent. Das ist für mich ein No-Go. Es ist ja gerade ein Vorteil von Bitcoin, dass die Rechenleistung der Miner so groß ist, dass es nur noch mit ASICs ökonomisch sinnvoll ist. Ein Angreifer müsste zig Milliarden in die Hardware investieren, und da man mit dieser nichts anderes anfangen kann als Bitcoin zu minen, wäre sie hinterher wertlos. Nicht mal Googles Rechenzentren könnten Bitcoin erfolgreich angreifen, wenn sie durch eine Regierung dazu gezwungen werden würden. Ich habe ausgerechnet, dass die Hashrate von NVIDIAs neuester Grafikkarten-Generation um den Faktor 2.700.000 kleiner ist als die der neuesten Miner von Bitmain.

    Viele Grüße

    Like

  3. Zudem ist der Markt für einen „guten Wertspeicher“ um ein Vielfaches größer als der für ein „gutes Zahlungsmittel“.

    Wie viel Wert ist in Aktien, Anleihen, Edelmetallen, Sammlerobjekten und Immobilien/Grundstücken (Monetary Premium der über den Nutzwert hinausgeht) gespeichert? Und wie viel in Cash?

    + Bitcoin ist programmierbar. Sollten die Nutzer Verbesserungen der Privatsphäre sinnvoll finden, wird es so kommen.

    Es gibt auch schon Möglichkeiten, Bitcoin privater zu machen, z.B. durch CoinJoins. Oder durch KYC-freie Käufe gegen Bargeld oder auf KYC-freien Plattformen oder über Mining.

    Like

  4. Theoretisch könnte es bei Bitcoin auch ein Update auf PoS geben…

    Man sollte sich nicht einbilden, dass Bitcoin immer genau so sein wird, wie er heute ist. Bei der Blockgrößenerhöhung(?) damals war es ja auch irgendwie so. Da blieb dann Bitcoin Cash oder Gold zurück während sich die meisten Miner darauf geeinigt haben das Update zu akzeptieren.

    Like

  5. Hallo Stefan,

    du schreibst zwar viel, warum Bitcoin insgesamt das bessere Geld sei, weichst aber einer direkten Antwort auf die beiden Fragen aus.

    Disclaimer: Ich stimme dir – obwohl ich kein Bitcoin-Maxi bin – an sich bei nahezu allen deiner Punkte zu. Bitcoin ist, insbesondere, was Hashrate und Sicherheit angeht, eine Liga für sich, an der sich auch potente Staaten die Zähne ausbeißen dürften.

    Bei den beiden Claims, die ich kritisiere, kann ich dir jedoch nicht zustimmen:

    Wer nutzt denn Smart Contracts und wofür?

    Der DeFi-Sektor ist inzwischen ziemlich groß, beinhaltet große Summen und setzt große Summen um.

    Folglich gibt es einen Haufen Leute, die Smart Contracts direkt oder indirekt nutzen – völlig egal, ob du oder ich das für sinnvoll halten oder nachvollziehen können oder nicht.

    Für Smart Contracts brauche ich keine zweite Blockchain.
    Das geht auf Bitcoin auch. Stichwort: Taproot-Update

    Zum einen, Stichwort Taproot:
    Mark Erhardt („Murch“, früher BitGO, danach Chaincode Labs):
    „Manchmal heißt es, Taproot bringe DeFi zu Bitcoin, weil es Smart Contracts ermöglicht. Das ist falsch. Smart Contracts gibt es schon, und alles, was Taproot kann, war auch schon vorher möglich – es war nur komplizierter, teurer und weniger privat.“

    Zum zweiten: Nur weil technisch gesehen Smart Contracts auch auf Bitcoin gehen, ist das Thema noch lange nicht in trockenen Tüchern.

    Sind die bei BTC möglichen Smart Contracts auch praktikabel? Wie sieht es mit der Mächtigkeit der SCs aus, mit Durchsatz, Ausführungsgeschwindigkeit, genügend freien Plätze in den Blöcken, Fees?

    Sprich, sind SCs auf BTC wirklich konkurrenzfähig in der Praxis? (Dazu habe ich noch nie einen Artikel gesehen, der das bejahen kann.)

    Ich bin kein Monero-Experte. Nur so viel zu Monero:

    Die lange Liste deiner nachfolgenden Punkte enthält nichts zu deiner ursprünglichen Behauptung, dass auch das Argument „Monero bietet mehr Privatsphäre als Bitcoin“ bei näherer Betrachtung in sich zusammenfallen würde.

    Wie auch? BTC ist bekanntermaßen nicht anonym, sondern pseudonym. Und da heutzutage praktisch alle seriösen Fiat-On- und -Off-Ramps KYC verlangen, ist die Kette zwingend deanonymisiert, sobald man mal ein bisschen auscashen will. Wer kein Early Adopter ist, hat vermutlich schon beim Erwerb seiner ersten BTC seine Identität der Börse gegenüber bekannt gegeben.

    Bei XMR kann man die Identität problemlos mit einem zweiten Hopp über die XMR-Blockchain wieder herstellen, da Betrag und Zieladresse verborgen bleiben.

    (Und Lightning hilft auch nichts, denn a) ist Lightning nicht BTC, sondern nur ein Aufsatz/L2 auf BTC und b) ebenfalls nicht mit dem Fokus auf Anonymität entwickelt.)

    Es bleibt also dabei: BTC selbst ist XMR in Punkto Anonymität heftig unterlegen.

    BTC ist wie ein Hammer, ein extrem potenter Hammer – dennoch ist nicht jedes Problem ein Nagel. 😉

    Gruß Walter

    Like

  6. Tippfehler in meinem Kommentar:

    Bei XMR kann man die Identität problemlos mit einem zweiten Hopp über die XMR-Blockchain wieder herstellen, da Betrag und Zieladresse verborgen bleiben.

    Das muss natürlich heißen:

    Bei XMR kann man die *Anonymität* problemlos mit einem zweiten Hopp über die XMR-Blockchain wieder herstellen, da Betrag und Zieladresse verborgen bleiben.

    Gruß Walter

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..