Warte, wir können nicht mit einem Bier in der Hand zu einer Bundestagsabgeordneten

Tom: „Komm, wir gehen rüber zu Joana und bedanken uns.“

Ich: „Wir haben ein offenes Bier in der Hand. Wir können nicht mit einem Bier zu einer Bundestagsabgeordneten.“

Tom: „Klar können wir das. Guck mal, sie trinkt doch selbst gerade ein Glas Sekt.“

Diese Woche war ich im Deutschen Bundestag auf einer Bitcoin-Veranstaltung.

Ja, genau. Bitcoin im Bundestag.

Wenn mir vor knapp drei Jahren, als ich meine Bitcoin-Reise begann, jemand gesagt hätte, ich würde mal mit einem Bier in den Hand durch den Bundestag schlendern und mit Abgeordneten, Unternehmern, Lobbyisten und YouTubern über Bitcoin diskutieren, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Die parteilose Abgeordnete Joana Cotar hat die Initiative „Bitcoin im Bundestag“ ins Leben gerufen, um Politikern und Bürgern einen umfassenden Einblick in die Welt von Bitcoin zu bieten, und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovation und Wachstum in diesem Bereich fördern.

Dass Frau Cotar früher in der CDU und AfD war, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, auch wenn es irrelevant für die Initiative ist.

In dieser Woche besuchte ich die erste von 11 geplanten Veranstaltungen.

Sprecher waren:

  • Roman Reher, Gründer der Marke „Blocktrainer“, CEO der bCyber GmbH, Co-Founder der Terahash Energy GmbH, Betreiber des weltweit größten Bitcoin-only Wissensaufbau-Kanals auf YouTube mit 156.000 Abonnenten
  • Kristian Kläger, CEO und Founder der Terahash Energy GmbH, Geschäftsführer der Kläger Group

Terahash ist ein Tochterunternehmen des traditionsreichen bayrischen Kunststoffherstellers Kläger-Gruppe, setzt Überschuss-Strom ihrer Photovoltaikanlage für Bitcoin-Mining ein und nutzt die Abwärme der Miner im Unternehmen. Sie hatten bereits zahlreiche Parteien und Unternehmen bei sich zu Gast für eine Vorführung.

Das war die Agenda:

  • 18:30 Uhr: Einlass
  • 19:00 Uhr: Kurze Vorstellung der Initiative Bitcoin im Bundestag und der Vortragsgäste
  • 19:05 Uhr: Bitcoin und Politik? Warum Bitcoin von der Politik verstanden werden muss (Roman Reher)
  • 19:50 Uhr: Bitcoin als ESG-Technologie & Energie-Infrastruktur: Ökonomische und ökologische Chancen für den Wirtschaftsstandort Deutschland (Kristian Kläger)
  • 20:30 Uhr: Fragen & Antworten
  • 20:50 Uhr: Austausch und Networking im Foyer
  • 22:00 Uhr: Ende der Auftaktveranstaltung

Wobei es dann tatsächlich etwas länger ging. Ich war bis kurz vor 23 Uhr im Bundestag.

Natürlich gab es auch ein paar vom Steuerzahler finanzierte Snacks und Getränke 😉

Es war mein erstes Bitcoin-Event, auf dem ich nicht selbst auf der Rednerliste stand, was etwas hochtrabend klingt, denn das bedeutet dass es mein zweites Event war, und beim Ersten hab ich vor 10 Leuten gesprochen, wenn auch immerhin 2,5 Stunden auf Englisch.

Wir waren ca. 150 Leute, davon schätzungsweise 10-25 Bundestagsmitarbeiter und 1-3 Abgeordnete. (Parallel war leider eine Sitzung im Plenarsaal zu einem verwandten Thema angesetzt, was die Teilnahme sicher beeinflusst hat, neben der „Kontaktschuld“ einer ehemaligen AfD-Abgeordneten.)

Ich war 15 Minuten später als geplant dort, denn vor lauter Nervosität bemerkte ich im U-Bahnhof, dass ich die falschen Schuhe trug.

Der Bundestag ist ein riesiges Gelände mit zahlreichen Bürogebäuden, die mit Tunneln miteinander verbunden sind. Das Richtige zu erwischen war dann aber doch einfach, denn das leuchtende Bitcoin-Logo (ca. 4x4m) war bereits vom anderen Ufer der Spree zu sehen.

Die meisten Bitcoiner sind offene, herzliche, positive Menschen mit ähnlichen Werten, und so kam ich in der Warteschlange vor der Ausweiskontrolle auch gleich mit einem ins Gespräch.

Drinnen überlegte ich gut, wo ich mich hinsetzen wollte. Meine Wahl fiel auf einen einzelnen freien Platz, in der ersten Reihe, an einem der Gänge, neben einer Gruppe von 5 Leuten.

Diese Entscheidung sollte den Abend prägen, denn hätte ich Tom nicht kennengelernt, hätte mir wahrscheinlich der Mut gefehlt für einiges was später folgen sollte. Danke Tom!

Über den Inhalt der beiden Vorträge möchte ich gar nicht so viel schreiben, denn sobald das offizielle Video auf YouTube hochgeladen ist, werde ich es hier im Kommentarbereich posten.

Es wurde stark applaudiert. Der Q&A Teil hatte eine angenehme Länge. Der Großteil der Fragen hatte eine hohe Qualität.

Da ich mich 3 Jahre lang etwa 1.000 Stunden mit dem Thema befasst habe, gab es für mich persönlich bei den Vorträgen keine großen Überraschungen.

Dann ging es an die Snacks & Getränke und weiter mit dem Get-Together.

Ich hing mich an Tom, der keine Scheu hatte, auf die „VIPs“ zuzugehen.

Insgesamt sprachen wir 4 Leute an, die wir nur aus dem Fernsehen bzw. YouTube kannten: Roman Reher, Rachel Geyer, Joana Cotar, Kristian Kläger.

Erfreulicherweise entstanden dabei nicht nur Fotos, sondern auch tiefergehende Gespräche.

Vor Rachel Geyer habe ich so viel Respekt, dass ich sie die ganze Zeit siezte, auch nachdem sie sagte: „Frau Geyer ist meine Mutter. Sag doch bitte Rachel.“

Letztlich hätte ich mich etwas besser vorbereiten sollen. Wem möchte ich welche Frage stellen? Doch auf 4/6/8 Augen Gespräche mit den „Promis“ war ich nicht eingestellt.

Ich war ziemlich erschlagen von dem was dort passierte. Abgesehen von El Salvador und womöglich Argentinien gibt es wohl keinen anderen Ort mit einer derartigen Veranstaltung.

Eine solche Veranstaltung tut gut, wenn man sich 3 Jahre lang anhören durfte, als Bitcoiner könne man nur Drogendealer, Geldwäscher, Terrorist, Pädophiler, Umweltsau, Steuersünder und Psychopath sein. Nun ja, zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, und am Ende gewinnst du.

„An alle, die anders denken: die Rebellen, Idealisten, Visionäre, Querdenker, die sich in kein Schema pressen lassen, die Dinge anders sehen. Sie beugen sich keinen Regeln, und sie haben keinen Respekt vor dem Status Quo. Wir können sie zitieren, ihnen widersprechen, sie bewundern oder ablehnen. Das einzige, was wir nicht können, ist sie zu ignorieren, weil sie Dinge verändern, weil sie die Menschheit weiterbringen. Und während einige sie für verrückt halten, sehen wir in ihnen Genies. Denn die, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.“ (1997 Apple Think Different Werbekampagne)

Hier findet ihr meine anderen 18 Blogbeiträge zum Thema Bitcoin.

2 Gedanken zu „Warte, wir können nicht mit einem Bier in der Hand zu einer Bundestagsabgeordneten

  1. „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, und am Ende gewinnst du“

    Du zitierst falsch. Korrekt lautet es: „First the ignore you, then they laugh at you, then you nuke them, then you win!“

    Schöner Bericht und Glückwunsch, wäre auch gerne dort gewesen! 🙂

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