Der große Anlageklassen-Vergleich: Was ist der beste Wertspeicher?

Welche Eigenschaften sollte eine Wertanlage aufweisen, damit ihr die Früchte eurer Arbeit darin speichern und an eure Kinder und Enkel weitergeben könnt?

Heute vergleichen wir Immobilien, Aktien, Gold und Bitcoin auf Grundlage dieser Eigenschaften.

(1) Die Anlageform sollte mobil sein. Ich möchte Werte schnell, sicher und günstig über kleine und große Entfernungen übertragen können, und wenn nötig bei der Flucht in ein anderes Land mitnehmen können.

(2) Sie sollte gut teilbar sein. Eine Aufteilung auf meine 4 Enkel soll einfach möglich sein. Die Enkel sollen Werte gegen einen Sportwagen, aber auch gegen einen Computer eintauschen können, im Idealfall auch gegen Kaugummi.

(3) Sie sollte nicht (oder möglichst wenig) verwässert werden können. Wenn mir heute 0,000001% des weltweiten Bestands gehören, und ich nun 30 Jahre auf meinem Hintern sitze, möchte ich immer noch etwa 0,000001% besitzen.

(4) Niemand außer mir soll die Kontrolle darüber haben. Sie sollte global, zugangsfrei, zensurresistent und ohne Mittelsmänner funktionieren.

(5) Sie sollte langlebig sein und keine (oder sehr geringe) Instandhaltungs- und Lagerkosten aufweisen.

Nun vergeben wir Punkte, wobei 10 der beste Wert ist.

Das ist für mich eine klare Sache, und wird durch die Performance der letzten 5, 10, 15 Jahre bestätigt.

Jetzt seid ihr dran. Überlegt euch, welche Eigenschaften einen guten Wertspeicher ausmachen, und wie einzelne Anlageklassen abschneiden.

Allocate 100 hours of your life to study Bitcoin. The average person is going to work 80000 hours to make money. You should work 100 hours of your life to keep it.“ (Michael Saylor)

Wertspeicher ist ein Engineering-Problem, so wie Beleuchtung, Fortbewegung und Kommunikation.

Das Problem „Beleuchtung“ wurde immer besser gelöst: von Feuer und Fackeln, über Kerzen, zur Elektrizität. Seit Thomas Edison und Nikola Tesla arbeitet niemand an einer noch besseren Lösung. Das Thema ist abgehakt.

Das Problem „Fortbewegung zu Lande“ wurde früher mit Pferden, dann mit Autos durch Carl Benz gelöst. Auch hier ist das Ende der Fahnenstange erreicht.

Ebenso bei Kommunikation: von Boten über Brieftauben und Telegraphen zum Internet als finale Lösung. Niemand arbeitet an einer noch besseren Art der Kommunikation.

Das Wertspeicher-Problem hat Satoshi Nakamoto 2008 abschließend gelöst.

Jedes Mal wurden zunächst andere Dinge zweckentfremdet, bis die perfekte Lösung gefunden wurde. (Pferde sind nicht dazu da, dass Menschen darauf reiten. Bienen sind nicht dazu da, damit wir mit Bienenwachs unsere Häuser beleuchten können. Tauben sind nicht dafür da, um unsere Informationen zu übertragen. Immobilien sind nicht dafür da, Werte zu speichern.)

Vielen Dank an den genialen 26-jährigen Florian Bruce, der die Argumentationskette für diesen Beitrag geliefert hat, sowie an Niko Jilch der das Interview geführt hat. Mir ist mal wieder der Kopf weggeflogen.

11 Gedanken zu „Der große Anlageklassen-Vergleich: Was ist der beste Wertspeicher?

  1. Witzig, schon am Titel habe ich erkannt dass es um Bitcoin geht und Bitcoin das Rennen machen wird. Sie mir nicht böse, aber so ein bisschen hat das was Sektenhaftes. Ich bin gespannt ob du in den nächsten Jahrzehnten recht behältst.

    Wo wirst du den Bitcoin wertemässig in den nächsten Jahren / Jahrzehnten sehen?

    Like

    • Welche genannte Eigenschaft ist für dich unwichtig?

      Welche wichtige Eigenschaft fehlt?

      In welchem Bereich siehst du eine andere Anlageklasse stärker?

      Fiatgeld hat mehr Sektenhaftes als Bitcoin.

      Jeden Monat sitzt die Finanzwelt gebannt vor dem Fernseher/Handy und schaut sich an, wie Jerome Powell und Christine Lagarde aus einem Hinterzimmer vor die Presse treten und die frohe Botschaft verkünden, und wenn 2 Wörter verglichen mit dem letzten Statement abgeändert wurden, dann drehen alle durch.

      Der Wert von Euro/Dollar basiert einzig und allein auf dem Glauben der Menschen, dass ich mir morgen damit noch ungefähr gleich viel leisten kann. Beim kleinsten Riss in diesem Glauben fällt das System in sich zusammen und Millionen Menschen leiden. Deutschland 1923, Simbabwe 2008, Venezuela 2018 etc.

      Bitcoin basiert auf Mathematik, Physik, Kryptografie, Spieltheorie etc.

      Wenn ich >1000 Stunden nach dem Fehler suche und ihn nicht finde… nun… das erlaubt Euphorie, finde ich.

      Immobilien finde ich auch sektenhafter. Erzähl mal einem Hausbesitzer, er wäre mit Mieten und ETF-Sparen finanziell besser gefahren. Da steht aber sofort die Halsschlagader einen halben Zentimeter hervor.

      Like

  2. Werfe mal die wichtigste Eigenschaft ein. Vertrauen, dass der Wertspeicher in vielen Jahren immer noch einen Wert hat, der gleich oder höher ist als der aktuelle Wert.

    Die Historie beim Bitcoin ist erst wenige Jahre alt. Aktien gibt es seit Jahrhunderten und Gold seit Jahrtausenden.

    Wer weiß, ob es in 10 Jahren noch jemanden gibt, der mir meine Bitcoins zum guten Kurs abnimmt?

    Like

    • Existenzdauer ist keine Eigenschaft.

      Die 5 genannten Eigenschaften kann ein Engineer programmieren.

      Witzig dass du die Zeit ansprichst, denn Bitcoin basiert ja gerade u.a. darauf dass Energie und Zeit nicht aus dem Nichts geschaffen werden können.

      Konsequenterweise müsstest du auf Basis deiner „wichtigsten Eigenschaft“ weiter die angesprochenen Kerzen, Brieftauben und Reitpferde verwenden, denn die existieren viel länger als Elektrizität, Internet und Automobile.

      Du sprichst Vertrauen an. Bitcoin existiert für Leute die keiner Partei vertrauen wollen. Keiner Regierung, Bank, Zahlungsdienstleister, Miner, Programmierer etc.

      Ich vertraue Bitcoin, weil ich >1000 Stunden nach dem Fehler suche und ihn nicht finde. Und weil 8 Milliarden Menschen Open Source Code nach Fehlern durchsuchen können.

      Bitcoin hat alles überstanden: 2011 CIA-Anhörung, 2011 Silk Road, 2011-2013 Wikileaks-Finanzierung, 2014 Mt. Gox, 2015-2017 Blocksize War, 2021 China Mining Ban etc.

      und ist jedes Mal stärker daraus hervorgegangen.

      Beschreibe doch mal dein Szenario X, welches Bitcoin auf den Preis Y fallen lässt. Was ist X, was Y?

      Selbst wenn Existenzdauer die #1 Eigenschaft ist: Ist der Vorsprung von Gold/Immobilien/Aktien dort groß genug, um die Nachteile bei Mobilität, Teilbarkeit, Knappheit, Kontrolle, Langlebigkeit auszugleichen?

      Vielleicht haben wir uns falsch verstanden. Ich wollte mit dem Beitrag keine 100% Bitcoin Allokation bewerben. Nur: eine 0% Allokation ist irrational.

      Like

  3. Deine Einordnung von „Wertspeicher“ als Ingenieursproblem finde ich ok, aber in der Eile sind beim Vergleich mit anderen klassischen Problemen einige Beobachtungen liegengeblieben:

    • Beleuchtung: „Seit Thomas Edison und Nikola Tesla arbeitet niemand an einer noch besseren Lösung.“ -> heutzutage sind LED state-of-the-art; großartige Neuentwicklungen (nicht bloß Weiterentwicklungen!), die mit einigen Nobelpreisen gewürdigt worden sind
    • Fortbewegung: „Auch hier ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“ -> klar, die heutige Welt ist motorisiert. Spannend ist aber, dass es viele Szenarien gibt, in denen aber nach wie vor Fahrräder das Mittel der Wahl sind. Ich persönlich nehme daraus mit, dass es für verschiedene Technologien unterschiedliche Nischen geben kann, in denen sie anderen überlegen sind. Es gibt keinen logische Folgerungszwang, dass ein „Gewinner“ andere „Verlierer“ global verdrängen wird.
    • Kommunikation: Wechsel von Kabel-gebunden zu kabellos, Satelliten-internet, und zunehmend auch (fundamental abhörsichere) Quantenkommunikation. Klar, letztere ist eine Nischen-Anwendung (siehe oben), aber Weiterentwicklung gibt es nach wie vor. Je nach konkretem Anwendungsfall ist die eine oder die andere Technologie sinnvoller.

    Vielleicht gehe ich da zu philosophisch ran, aber: nur weil ich mir nicht vorstellen kann, wie sich Technologien weiterentwickeln werden, würde ich mir doch nicht anmaßen, zu behaupten, *dass* sie sich nicht weiterentwickeln werden? Gerade, wenn man sonst eher technologieoffen ist und moderne Entwicklungen wie zB Tesla begrüßt, würde ich solceh Diskussionen mit mehr Demut führen.

    Gefällt 1 Person

  4. Hi!

    Meine Meinung:

    Punkt 5 sollte man teilen, Langlebigkeit und Kosten, dass eine hat mit dem anderen nicht zwangsläufig etwas zu tun

    Bei Mobilität haben Gold und Aktien zu wenig Punkte

    Beim Thema Wertspeicher gehört das Thema Volatilität rein

    Bitcoin kann eine feine Sache sein, es gibt aber nichts auf dieser Welt das perfekt ist. Auch nicht von Menschen geschaffene Dinge 🙂

    LG

    Like

  5. Da gehe ich bei fast allem mit. Dass ich Punkt 5 nicht gesplittet habe, hat mich selbst genervt.

    Volatilität ist für mich keine Eigenschaft, die man einem Wertspeicher mitgeben kann. Sie ergibt sich aus anderen Dingen, v.a. der Psychologie der Marktteilnehmer.

    Mit fortschreitender Adoption und sinkender Unsicherheit bzgl. Regulierung sinkt die Volatilität Bitcoins. Das war über lange Zeiträume (Halving Epoche 1 vs. 2 vs. 3 vs. 4) bereits zu beobachten.

    Zudem reden wir bei Wertspeichern von Zeiträumen von 20, 50, 100 Jahren. Da spielt die Volatilität auf täglicher, wöchentlicher, monatlicher Basis keine Rolle.

    LG

    Like

    • Natürlich kann man Volatilität nicht mitgeben, allerdings ist sie da, meist vom Markt (und somit letztlich den Menschen dahinter) bestimmt. Und damit existiert das Problem. Und im Moment ist Bitcoin volatil, was für einen Wertspeicher (egal welcher) kein Vorteil ist.

      Die aktuelle Volatilität ist mir persönlich als Wertspeicher im Moment zu hoch, kann nur Beimischung sein. Noch dazu lege ich nicht auf 100 Jahre an, für meine Erben wird schon was übrig bleiben, in erster Linie lege ich aber für mich selbst an (klassisch Altersvorsorge, will außerdem nicht bis zur Pension – Rente – Vollzeit arbeiten). Halvings sind da net ideal 😉

      Und für einen Ausblick auf zb 20 oder x Jahre ist Bitcoin noch zu jung.

      Übrigens ist die Knappheit auch nur von Menschen festgelegt, und somit theoretisch änderbar. Eigentlich haben nur Grund und Boden sowie Gold eine feste Grenze (wobei Boden am falschen Eck der Erde wertlos werden kann und Gold wohl noch reichlich vorhanden ist, ist eher eine Frage der Schürfung).

      Ich persönlich kann mir keinen einzigen Wertspeicher vorstellen, der von mir in allen Punkten eine Höchstpunktezahl bekommen würde.

      LG

      Like

  6. Pingback: Donald Trump sagt er wird Bitcoin-Halter schützen | Stefans Börsenblog

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..