Schwarzenegger: Ein Leben wie ein Film

Ich habe gerade „Total Recall“ gelesen – die Autobiografie von Arnold Schwarzenegger aus dem Jahr 2012 – und bin begeistert.

Weder interessiere ich mich für Kraftsport, noch bin ich Bewunderer von Schwarzeneggers Filmen, doch seine Geschichte fesselte mich. Sie liest sich wie ein Roman, den man nicht mehr weglegen kann.

 

Kindheit

Arnold wurde 1947 in einem österreichischen Bauerndorf geboren – in einer Zeit der Hunger-Revolten. Seine Mutter musste von Hof zu Hof ziehen, um für ein wenig Butter, Zucker oder Getreide zu betteln. Manchmal war sie tagelang unterwegs auf „Hamsterfahrt“.

Das Haus der Familie hatte keinen Wasseranschluss, geschweige denn eine Dusche oder Toilette mit Wasserspülung, nur einen Nachttopf. Arnold und sein Bruder mussten Wasser aus einem Brunnen holen, der mehrere hundert Meter entfernt war – selbst wenn es heftig regnete oder schneite. Die ganze Familie wusch sich mit demselben Wasser: zuerst die Mutter, dann der Vater, und am Schluss Arnold und sein Bruder.

Als Arnolds Bruder an einem kalten Winterabend eine Lungenentzündung hatte, nahm seine Mutter ihn huckepack auf den Rücken und marschierte mit ihm über drei Kilometer durch den Schnee bis zum Krankenhaus in Graz.

Arnolds Vater war vom Krieg gezeichnet. Er war in Belgien, Frankreich und Nordafrika stationiert, wo er Malaria bekam. In Stalingrad erlebte er eine der grausamsten Schlachten, war drei Tage lang unter Trümmern eingeschlossen mit Granatsplittern in beiden Beinen. Immer wenn Arnold seinen Vater nach dem Krieg fragte, sagte er: „Da gibt es nichts zu erzählen.“

Täglich um 6 Uhr morgens mussten Arnold und sein Bruder die Milch vom nächsten Bauernhof holen. Ihr Frühstück mussten sie sich mit Sit-ups verdienen. Wenn Arnold ein Wort in einem Aufsatz falsch schrieb, musste er es 50 Mal abschreiben. Kamen Freunde zu Besuch, so gab der Vater Arnold, seinem Bruder und den Freunden Rechenaufgaben, sodass schon bald keine Kinder mehr vorbeikamen.

Arnolds Bruder hatte so große Angst vor dem Dunkeln, dass Arnold ihn im Winter immer von der Bushaltstelle abholte und nach Hause begleitete.

Das Geld für seine Kinobesuche verdiente sich der kleine Arnold mit dem Verkauf von Eis, später ging er dafür „schnorren“.

 

Ehrgeiz

Der Hauptgrund für mich, das Buch zu kaufen, war Schwarzeneggers Ehrgeiz und sein großer Erfolg in so unterschiedlichen Disziplinen.

Obwohl Bodybuilder nie ein Schönheitsideal in der breiten Bevölkerung waren, arbeitete der Junge aus der Skifahrer-Nation hart, um in einer Randsportart zum weltweit Besten seiner Zeit zu werden. Er ging nach Amerika, ohne dort jemanden zu kennen und ohne Geld.

Als er Schauspieler werden wollte, sagten ihm die Agenten: „Dein Name ist zu bizarr, dein Akzent ist zu bizarr, dein Körper ist zu bizarr. Vergiss es!“. Dies motivierte ihn so sehr, dass er keine Sekunde Lebenszeit verschwendete und alles gleichzeitig unter einen Hut brachte: Wirtschaftsstudium, Geldverdienen, Schauspielunterricht, Sprachunterricht, Kraftsport.

Erstmals richtig Geld verdiente er mit dem Versand von Produkten für Kraftsportler. Millionär wurde er jedoch weder mit Bodybuilding, noch mit Versandhandel und auch nicht mit Schauspielerei, sondern mit der Vermietung und dem Verkauf von Immobilien.

Seinen Werdegang hätte sich kein Hollywood-Regisseur ausdenken können: Nachdem er in die Welt hinaus zog, um zum muskulösesten Mann der Welt zu werden, wurde er Millionär in einem völlig anderen Bereich, schließlich zeitweise einer der gefragtesten und bestverdienenden Schauspieler – mit Actionfilmen und Komödien! – heiratete eine Frau aus dem Kennedy-Klan, wurde Gouverneur in einem Bundesstaat, der von der Bevölkerung und vom Einkommen her einen eigenen Vertreter zum G20-Gipfel schicken könnte, und wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt.

Er hatte nie einen Plan B. Den brauchte er auch nicht, weil er immer alles dafür getan hat, dass Plan A funktioniert.

Zu seinen größten Vorbildern zählt er Muhammad Ali, der einmal von einem Reporter gefragt wurde, wie viele Liegestütze er schafft, worauf Ali antwortete, er wisse es nicht, denn er fängt erst an zu zählen, wenn es schmerzt.

Dabei merkt man beim Lesen klar und deutlich, was für ein liebevoller Sohn, Ehemann und vierfacher Vater Arnold Schwarzenegger war bzw. ist.

Schwarzenegger klopft sich in seiner Biografie nicht nur selbst auf die Schulter. Er spricht offen über die Einnahme von Anabolika sowie über die Affäre mit der Haushälterin, die ihn letztlich die Ehe mit der Mutter seiner vier Kinder gekostet hat. Ebenso über seine Angst vor der Herzoperation und darüber wie seine Kinder ihn damit konfrontierten dass er nie zu Hause war in der Anfangszeit als Gouverneur, als er vier bis fünf Nächte pro Woche in Sacramento übernachtete.

Viel mehr möchte ich nicht verraten. Lest es einfach selbst. Abschließend noch ein paar tolle Zitate, Anekdoten und Bilder.

 

Zitate

„Ich wusste, dass ich eines Tages der Beste sein würde. Allerdings wusste ich noch nicht, auf welchem Gebiet.“

„Als ich mich am Abend schlafen legte, sah ich meine Situation durchaus optimistisch. Ich musste zwar noch mit dem Krokodil-Ringer klären, dass ich sein Auto zu Schrott gefahren hatte, aber Amerika war ein tolles Land.“

„Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren waren mein Bruder und mein Vater gestorben […] Ich war zwar erst fünfundzwanzig Jahre alt, dennoch war es an mir, mich um meine Mutter zu kümmern und ihr ein schönes Leben zu bieten. Mich für die vielen Tage und Jahre zu revanchieren, in denen sie für uns gesorgt hatte, für alles was sie für uns getan hatte als wir Kinder und Jugendliche waren. Aber das, was sich meine Mutter am meisten wünschte, konnte ich ihr nicht geben: einen Sohn, der bei ihr in Österreich war, der Polizist wurde wie der Vater, eine Frau aus der Gegend heiratete und zwei Straßen weiter in ein Haus zog.“

„Seit ich selbst Kinder hatte, wurde mir klar, wie sehr es meine Mutter getroffen haben muss, als ich damals wegging.“

„Ich brachte meine Mutter zu den Dreharbeiten zu jedem Film mit, den ich drehte. Niemand außer mir brachte seine Mutter mit.“

„Wenn sich jemand beschwerte, er musste am Tag zuvor zehn oder zwölf Stunden arbeiten, hatte ich wenig Mitleid. Ich sagte: Was zum Teufel redest du da? Der Tag hat vierundzwanzig Stunden. Was hast du denn sonst noch so gemacht?“

„Ich habe mich nie über Leute aufgeregt, die mich unterschätzten. Wenn sie glaubten, ich sei ein bisschen begriffsstutzig – wegen des Akzents, wegen meiner Muskeln, wegen meiner Filme – sollten sie! Ich habe das immer zu meinem Vorteil zu nutzen gewusst.“

„Am tollsten war es immer, wenn wir eine Übereinkunft erreichten und ein Gesetz das Parlament passierte oder in einem Volksentscheid befürwortet wurde. Ich zog dann immer eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an, dann nahm ich meine Liste mit Dingen die ich erreichen wollte und strich diesen Punkt aus.“

Auf die Frage eines Reporters, wie er es wagen kann, als Gouverneur kubanische Zigarren zu rauchen, deren Import verboten ist: „Ich rauche sie, weil es großartige Zigarren sind.“

„Ich wollte die Menschen immer inspirieren, aber ich wollte nie in allen Dingen ein Vorbild sein. Wie könnte ich das, wo es in meinem Leben so viele Brüche und Widersprüche gibt? Ich bin ein Europäer, der in Amerika zu einer Führungspersönlichkeit wurde. Ein Republikaner, der Demokraten unterstützt. Ein Geschäftsmann, der sein Geld als Actionheld verdient. Jemand, der alles seiner Disziplin zu verdanken hat und der nicht immer diszipliniert genug war. Ein Fitnesstrainer, der Zigarren liebt. Ein Umweltschützer mit einer Schwäche für Humvees. Ein lebensfroher Typ mit kindlicher Begeisterungsfähigkeit, der als Terminator-Killermaschine berühmt ist.“

 

Anekdoten

In Mexiko kaufte Arnold für 5 Dollar ein Schwarz-Weiß-Poster, auf dem ein Cowboy zwei Pistolen gezückt hatte. Ein Freund musste ihm kurz darauf erklären, dass es sich bei dem Cowboy um Ronald Reagan handelt, der zu diesem Zeitpunkt bereits Gouverneur von Kalifornien war und später US-Präsident wurde.

Nachdem Arnold in seiner Tätigkeit als Maurer einen alten Schornstein abreißen sollte, verkaufte er die Backsteine des Schornsteins an einen weiteren Kunden als „antik“.

In seinem ersten Wahlkampf um den Posten als Gouverneur ließ Arnold eine Abrissbirne auf ein Auto fallen, um dem damaligen Gouverneur zu zeigen, was er mit seiner Kfz-Zulassungssteuer machen wird.

Als Arnold den Präsidenten Bush senior in Camp David besuchte, war er vermutlich der einzige Zivilist, der wusste dass in 48 Stunden der Bodenkrieg gegen den Irak beginnen würde (als der Teil der Operation „Desert Storm“). Arnold traf in seinem Leben US-Präsidenten aus den 2010er Jahren, den 2000ern, den 1990ern, den 1980ern sowie den 1970ern. Doch nicht nur das erinnert an Forrest Gump:

Arnold war auch der erste Zivilist, der einen Humvee kaufen durfte. Er ließ ihn von einer Werkstatt straßentauglich machen und eine Innenausstattung für Normalbürger einbauen, schickte ihn zurück mit der Notiz: „Sie brauchen ihn nur noch zu kopieren“. Daraus ging später der Hummer hervor.

Als eine Erdbeben-Katastrophenübung geplant war mit dem „Beginn“ des Erdbebens um 5:45 Uhr, sollte Arnold um 6 Uhr von einem Hubschrauber der Highway Patrol aufgenommen und zum Lagezentrum geflogen werden. Doch bereits um 4 Uhr früh stand Arnold auf, rief die Highway Patrol an und sagte: „Gerade hat die Erde gebebt. Die Uhr bei dieser Übung läuft ab jetzt.“

Einige Zeit nachdem Arnold von einem frisch gewählten Kongressabgeordneten übel beschimpft wurde, legte dieser Abgeordnete ihm eine Gesetzesvorlage vor, die Arnold unterschreiben oder ablehnen konnte. Er lehnte sie mit einer 7-zeiligen Begründung. Die ersten Buchstaben der Zeilen ergaben „Fuck You“, was man später auch der Presse mitteilte.
Nachdem Arnold auf einer Pressekonferenz flunkerte, das müsse ein dummer Zufall gewesen sein, meinte ein Reporter: „Wir haben dieses Memo einem Mathematiker gegeben. Er sagte, die Wahrscheinlichkeit eines Zufalls liege bei über zwei Milliarden zu eins.
„Gut“, antwortete Arnold. „Warum gehen sie nicht noch einmal zu Ihrem Fachmann und fragen ihn, wie die Chancen stehen, dass ein österreichischer Junge vom Land nach Amerika kommt, der größte Bodybuilding-Champion aller Zeiten wird, ins Filmgeschäft einsteigt, eine Kennedy heiratet und dann zum Gouverneur des größten Bundesstaates der Vereinigten Staaten gewählt wird? Bitte bringen Sie mir diese Zahlen in die nächste Pressekonferenz mit.“

Arnolds Mutter ist sichtlich beeindruckt, als sie Präsident Ronald Reagan vorgestellt wird:

Arnolds Frau Maria beweist Humor, als er zweimal innerhalb weniger Tage am offenen Herzen operiert werden muss:

Arnold beim Schlittenfahren mit Präsident George Bush senior:

Das TIME-Cover, wenige Tage nachdem Arnold seine Kandidatur für das Gouverneursamt bekannt gab:

Hier das erwähnte Memo mit dem „Fuck you“:

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8 Gedanken zu „Schwarzenegger: Ein Leben wie ein Film

  1. Hey Stefan !
    Die Biographie von Arnold ist wirklich extrem beeindruckend … da kommt man ja aus dem Staunen nicht mehr raus, und du hast recht, es liest sich wie ein Roman. Wie viel Vertrauen er in sich haben muss, wie viel er geschafft hat, das ist wirklich irre. Ich denke, wir können uns alle eine Scheibe von ihm abschneiden! Danke für die Leseempfehlung 🙂

    VG, Anna
    PS: Das Buch ist bestellt 😉

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  2. Arni for President!

    Schon der zweite topgeratete, österreichische Autor, beide in Kalifornien lebend, kurz nacheinander im Blog.

    Gibt’s auch mal wieder eine Aktienbesprechung? Oder hast du das Interesse am Investieren verloren?

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    • Hi Felix,

      gute Frage..

      Von November bis März hatte ich ausschließlich in den ETF investiert. Eines der Prinzipien meines Blogs lautet seit Jahren: Ich veröffentliche nur Analysen zu Unternehmen, deren Aktionär ich bin.

      Eine aktuelle Analyse steht bei 1.300 Wörtern und es müssten 3.000 bis 3.500 werden, wenn ich alles Wichtige unterkriegen will. Das wäre der Längste meiner 208 Beiträge. Ob ich sie fertig schreibe, steht in den Sternen. (ich hatte 35 Stammleser und neue Follower per Mail gefragt ob sie Interesse an meiner Analyse dieses Unternehmens bzw. dieser Branche haben)
      Das Aufwand-Nutzen Verhältnis bzw. Aufwand-Nutzen-Opportunitätskosten Verhältnis ist nicht besonders gut.

      Wenn du enttäuscht bist, kann ich dir zwei Dinge empfehlen:
      1. Ich treffe mich seit rund 3 Jahren alle 3-4 Monate in Berlin mit Lesern und anderen Bloggern und da geht es immer auch um einzelne Unternehmen. Komm doch mal dazu.
      2. Jonathan schreibt auf alleaktien.de regelmäßig erstklassige Unternehmensanalysen.

      Viele Grüße
      Stefan

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      • Hi Stefan,

        Wieso gibt es keine neuen Analysen mehr? Deine Analysen haben mir sehr gefallen. Jetzt nehmen wir mal einfach an Du schläfst 6 Stunden. Dann kannst Du z.B. um 5 Uhr aufstehen und erst mal 2h hart trainieren. Dann gehst Du zur Arbeit und bist schon um 16 Uhr fertig. Dann kannst Du Freunde treffen und noch eine Abendschule besuchen und dann immer noch von 21 Uhr bis 23 Uhr die Analyse machen. Ein morgendliches Training ist doch kein Problem. Das hat sogar der Papst gemacht. Sonst wird es mit 80 Jahren auf Skiern etwas schwierig.
        Habe das Buch auch vor zwei Tagen fertig gelesen. Es ist wirklich inspirierend. Ich konnte mir ein paar Sprüche in der Bücherei anhören. Die kennen mich aber schon. Bei Cashflow Quadrant gab es auch ein paar Sprüche.
        Ich würde Arni jedenfalls nicht die Schlüssel zu meinem Fahrzeug geben. Ein paar Dinge, die er gesagt hat waren vermutlich bekannt. Wie er ja selbst sagt, macht er vieles mit sich selbst aus und redet erst darüber wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
        Ich hatte die englische Ausgabe. Ich habe es auch etwas so gelesen, dass er nicht mit Personal so etwas gemacht haben sollte. Vielleicht gab es ja nocj andere Geschichten. Aber gut, ist mir ja egal. Die Governator Seite, Investor, Hummvee use. war mir nicht bekannt. Es ist echt beachtlich. Da kann ich mir selbst ein paar Scheiben von abschneiden.

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      • Hallo Stefan,
        ich bin an deinen Analysen jedenfalls immer interessiert. Nach deiner Vorstellung von McCormick bin ich selbst eingestiegen und der Kurs hat sich seither prima entwickelt.
        Auch unsere politischen Weltbilder sind ähnlich, weshalb ich gerne deine anderen Artikel lese. Da wird klar, dass eine wirklich freiheitliche Partei eigentlich fehlt; es bleibt nur die FDP als wählbare Alternative für mich.
        Vielen Dank für den Hinweis auf alleaktien.de, kannte ich bislang nicht.
        Nach Berlin hätte ich 300 km einfach. Vielleicht bin ich ohnehin mal da, dann melde ich mich. Schön zu lesen, dass im rot-rot-grünen Berlin auch marktwirtschaftlich denkende Börsianer und Kapitalisten gibt, nicht nur Enteignet.
        VG nach Berlin
        Felix

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  3. Der Lebensweg von Arni ist schon genial. Faszinierend, was man mit eisernem Willen, Disziplin, harter Arbeit und Zuversicht alles erreichen kann.

    Wer Interesse hat, hier Arnis „Rules of Success“:

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