9 Monate lang war ich Novo Nordisk Superbulle. Das ist heute vorbei.
Die heute veröffentlichten Q3-Zahlen waren zwar im Rahmen der Erwartungen, weswegen sich die Aktie halten konnte, aber nicht im Bereich meiner Erwartungen.
Als im August 18% Umsatzwachstum für das 1. Halbjahr sowie ein Ausblick von 8-14% für das Gesamtjahr veröffentlicht wurden, war klar: Ein Rückgang auf 0% im 2. Halbjahr ist absolut möglich.
Allerdings wurde am selben Tag der neue CEO präsentiert, und ich sah eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass man ihm einen extrem pessimistischen Ausblick zum Geschenk machte.
38.000 Euro habe ich in Novo Nordisk investiert. Gäbe es GLP-1 nicht, wären es 0 Euro gewesen. Das Wunder-Peptid war für mich der Treiber.
Doch bevor wir einen genauen Blick auf die jüngste GLP-1 Entwicklung bei Novo Nordisk und Eli Lilly werfen, vorher noch ein Blick auf das gesamte Geschäft von Novo. Heute gab es Zahlen.
In Q3 wuchs der Umsatz 5% in DKK und ca. 8% währungsbereinigt.
Von Januar bis September wuchs der Umsatz 12% in DKK und 15% währungsbereinigt.
Im Gesamtjahr 2025 soll der Umsatz 8-11% währungsbereinigt wachsen, und in DKK 4% weniger, d.h. 4-7%.
Daraus ergibt sich ein erwarteter Umsatzrückgang (währungsbereinigt) in Q4.
Nun soll man ein einzelnes Halbjahr nicht überbewerten, vor allem im Pharmasektor. Was ist aber für mich die Katastrophe? Dafür schauen wir auf den wichtigsten Bereich GLP-1.
Eli Lillys GLP-1-Umsätze (Mounjaro, Zepbound) sind in Q3/2025 ggü. Q3/2024 um 131% gewachsen.
Novo Nordisks GLP-1-Umsätze (Ozempic, Wegovy, Rybelsus, Saxenda) sind im selben Zeitraum um 6% in DKK und um 9% in USD gewachsen.
Zusammengenommen betrug das Marktwachstum 52%.
Novo Nordisks Marktanteil schrumpfte von 65% auf 47% innerhalb eines Jahres.
Wenn ich in einem um 52% wachsenden Markt nur um 9% wachse, dann trifft das Wort Katastrophe es ganz gut.
Während Novo Nordisk für Q4 von einem Umsatzrückgang ausgeht, erwartet Eli Lilly weiterhin explosives Wachstum.
Ob die kommenden Produkte, die ich in meinem Beitrag „Warum ich 34.000€ in Novo Nordisk investierte“ im August vorgestellt hatte, das Ruder herumreißen können, wird sich zeigen.
Es ist ein bisschen wie mit Large Language Models: Es ist ein junger, stark wachsender Markt, und niemand kann vorhersagen, wie die Marktanteile sich auf ChatGPT, Gemini, Grok & Co. aufteilen werden – nicht für 2026 und schon gar nicht für 2030.
Vielleicht sollte ich von meiner „Eli Lilly ist zum 46er KGV nicht kaufenswert, wenn Novo Nordisk gleichzeitig zum 13er KGV angeboten wird“ Haltung abweichen, und meine Chips gleichmäßig verteilen. Aber heute Abend sicher nicht mehr.
Gestern sah mein Base Case für Novo noch so aus:
- Umsatzwachstum 14% in 2025; 12% in 2026; 12% in 2027; 11% in 2028; 11% in 2029
- Rückgang Nettomarge von 35% auf 30% in 2029
- KGV Erhöhung auf 22 in 2029
Daraus ergab sich zum aktuellen Preis eine tolle Rendite von 21% pro Jahr bis Ende 2029. Doch jetzt wo wir die Q3-Zahlen und den Q4-Ausblick kennen, muss man die Umsatzerwartung 2026-2029 (und damit auch das 2029er KGV) weit nach unten korrigieren.
Nur eines hat sich heute nicht geändert: Der GLP-1-Zug fährt weiter mit Vollgas.
Das ist natürlich schmerzhaft, und bitte folgendes als gut gemeinten Tipp und nicht als naseweis verstehen: der Markt hat das geahnt, wie man am Chart sieht. Ich habe früher und viele Jahre auch gedacht, dass ich schlauer sein kann als der Markt. Das war manchmal erfolgreich, insgesamt aber nicht. Heute glaube ich das nicht mehr, und seit ich *auch* nach dem Chart gehe, bin ich viel erfolgreicher. So inetwa: Aktienqualität und Narrative sagen mir, welche Aktien; der Chart sagt wann. Eine Aktie, die so eindeutig und seit fast 1,5 Jahren im Abwärtstrend ist wie NVO, hätte ich niemals angefasst, egal wie toll das Geschäft aussieht. Gutes Buch dazu: „O’Neill – how to make money in stocks“. Und M.E. Deutschlands beste Börsenpublikation (kostenpflichtig; ich schreibe das als Fan): https://www.mr-market.de/
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Was ahnte der Markt, als die Meta-Aktie 77% unter Allzeithoch notierte im November 2022, bevor es 804% rauf ging bis August 2025?
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Naja, der Gewinn ist 2022 mächtig runtgergegangen, ich habe nicht nachgekauft. Hätte so wie Paypal laufen können.
Ich denke, da hast du es auch nicht gesehen, dass es eine große Chance ist – sonst wärst du ja stark eingestigen.
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Novo Nordisk war geisteskrank überbewertet von ca. Anfang 2023 bis ca. Ende 2024. Das als Ankerpunkt zu nehmen halte ich für falsch.
Anstatt den Preis von Zeitpunkt A und Zeitpunkt B miteinander zu vergleichen, sollte man den Preis zum Zeitpunkt B damit vergleichen, wie das Geschäft zum Zeitpunkt B aufgestellt ist.
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Aktien wie Amazon, Nvidia waren/sind auch hoch bewertet, die hohe Bewertung war in Vergangenheit aber gerechtfertig. Niemand konnte bei Novo wissen, dass die Situation sich so ändert, wäre alles beim Alten geblieben, wäre die Bewertung wahrscheinlich gerechtfertigt.
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Alles was ich 2019 für Teslas Geschäftsentwicklung und 2021 für Bitcoins Adoptionsentwicklung vorausgesagt habe, ist seitdem eingetroffen.
Vielleicht macht das übermütig.
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Ich weiß noch, wie Apple zu einem 11er KGV gehandelt wurde, und die Finanzmarktwelt-Redaktion jedem weismachen wollte, Apple würde schon bald aus den Top-10 des S&P 500 rausfallen. Das war wenige Wochen, bevor Warren Buffett seine ersten Apple-Käufe veröffentlichte.
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Was ist den der Grund des Rückgangs des Umsatzwachstums? Wurde weniger verkauft. Preisanpassung. Oder hat Novo vorher das zigfache Verkauft von den was Elly verkauft hat. Prozentuale Angaben können in die Irre führen.
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Das Verhältnis von Stückzahlen zu Preis finde ich zwar nicht unwichtig, aber noch wichtiger ist für mich die Frage:
Welcher Effekt ist stärker:
a) dass bestehende Patienten Ozempic/Wegovy abgesetzt haben (zugunsten von Mounjaro/Zepbound, oder Nichtbehandlung, oder compounded Semaglutid), etwa aufgrund der Nebenwirkungen bzw. des Verhältnisses von Wirksamkeit zu Nebenwirkungen
oder b) dass Eli Lilly besser darin ist, neue Patienten zu gewinnen, etwa durch höhere Marketingausgaben oder schnellere Ausweitung der Produktionskapazität
Das sind unterschiedliche Probleme mit unterschiedlichen Lösungen und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.
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Dass Eli Lilly die Marktführerschaft übernehmen wird, hatte ich übrigens vor 7-8 Monaten angekündigt.
Mit dem Tempo, in dem das nun geschieht, hatte ich allerdings nicht gerechnet.
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Eines macht den erwarteten Q4-Umsatzrückgang noch schlimmer:
Im Vergleichsquartal Q4-2024 standen Ozempic und Wegovy noch auf der FDA Shortage List, d.h. die Nachfrage überstieg die Produktionskapazität.
Das bedeutet: Nicht nur soll der Umsatz zurückgehen – die NACHFRAGE soll noch stärker sinken als der Umsatz, denn die Nachfrage im Vergleichsquartal Q4-2024 konnte nicht bedient werden, und die Produktionskapazität in Q4-2025 ist erheblich höher.
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So. Nach 1,5 Tagen denk ich mir: Abwarten, Tee trinken, Abstand gewinnen, auf andere Dinge konzentrieren. Tim Schäfer Style.
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Hi Stefan, seit Jahren lese ich Deinen Blog. Schade um Deine Mühe zu Novo Nordisk. Aber es wird andere geben. Du hast also alles verkauft? Gruß Rainer
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Hi Rainer,
Vielen Dank für deine Treue und die lieben Worte.
Nein, ich habe keine einzige Aktie verkauft.
Grüße
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Ich wünschte, Novo Nordisk und viele andere Unternehmen würden sich ein Beispiel an Google/Alphabet nehmen:
„Although we may discuss long term trends in our business, we do not plan to give earnings guidance in the traditional sense. We are not able to predict our business within a narrow range for each quarter. We recognize that our duty is to advance our shareholders’ interests, and we believe that artificially creating short term target numbers serves our shareholders poorly. We would prefer not to be asked to make such predictions, and if asked we will respectfully decline. A management team distracted by a series of short term targets is as pointless as a dieter stepping on a scale every half hour.“
übersetzt: „Obwohl wir langfristige Trends in unserem Geschäft diskutieren, planen wir keine Gewinnprognosen im herkömmlichen Sinne. Wir sind nicht in der Lage, unsere Geschäftstätigkeit für jedes Quartal innerhalb eines engen Bereichs vorherzusagen. Wir sind uns bewusst, dass es unsere Pflicht ist, die Interessen unserer Aktionäre zu fördern, und wir sind der Meinung, dass die künstliche Festlegung kurzfristiger Zielvorgaben unseren Aktionären nicht dienlich ist. Wir würden es vorziehen, nicht um solche Prognosen gebeten zu werden, und sollten wir dennoch darum gebeten werden, werden wir dies höflich ablehnen. Ein Managementteam, das durch eine Reihe von kurzfristigen Zielen abgelenkt ist, ist genauso sinnlos wie jemand, der eine Diät macht und alle halbe Stunde auf die Waage steigt.“
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Hallo Stefan,
mach dir nichts draus, Nvo ist sehr stabil aufgestellt, sie werden nicht untergehen. Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet, dass der Kurs nochmals nachgibt und irgendeine Meldung dafür der Auslöser sein wird. Das Unternehmen gibt’s seit über 100 Jahren, die haben schon vieles weggesteckt und sind dann stärker zurückgekommen.
Aus technischer Sicht ist es ganz normal, dass ein Aktienkurs nach der Monsterrally heftig korrigiert. Hab das vor paar Jahren auch schon mal mitgemacht, was wurde da Panik verbreitet, nur um anschließend noch höhere Kurse zu sehen.
liebe Grüße aus Wien
Valueer
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Hi Stefan
bald steht die Aktie bei 100 DKK.
liebe Grüsse
Ayelet
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