Neuzugang im Depot: Booking Holdings

In diesem Jahr habe ich 1.600 Euro für meinen Urlaub in New York ausgegeben. Vergangenes Jahr waren es 1.900 Euro für einen Kalifornien-Trip.

Wenn ich diese Beträge mit denen von Freunden, Kollegen und Bekannten vergleiche, dann sind meine Urlaubsausgaben eher unterdurchschnittlich.

Ich kenne viele Menschen, die drei- bis viermal im Jahr wegfliegen und die 80 bis 100 Prozent ihrer monatlichen Sparrate in den nächsten Urlaub stecken.

Nicht nur in Europa sind die Menschen verrückt danach, unbekannte Orte zu erkunden. Egal wo man hinfliegt – die Asiaten sind schon dort.

Das ist ja auch völlig in Ordnung. Schade finde ich nur, dass ich daran bisher so wenig verdient habe.

Mit meinem heutigen Einstieg bei Booking Holdings habe ich mich für einen Marktführer entschieden, der schneller wächst, weniger Kapital bindet, profitabler ist und global besser skaliert als andere Geschäftsmodelle rund um das Reisen (Hotelketten, Fluglinien, Flugzeughersteller). Man braucht weder Rohstoffe, noch Produktionsanlagen oder Logistik. Auch die von den Endkunden benutzten Hotels, Mietwagen und Restaurants werden von anderen gestellt.

Booking Holdings, vor kurzem noch bekannt unter The Priceline Group, wurde 1997 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Norwalk, Connecticut und betreibt Online-Reiseportale.

Seit 1999 ist man an der Börse gelistet, seit 2001 schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen.

Mit seinen rund 23.000 Mitarbeitern setzte Booking Holdings in den vergangenen vier Quartalen knapp 14 Milliarden US-Dollar um. Dabei war man mit einem EBIT von mehr als 5 Milliarden US-Dollar enorm profitabel.

Zu Booking Holdings gehören

  • booking.com (Hotelreservierungen)
  • priceline.com (US-Buchungsportal für Hotels, Mietwagen, Flüge, Pauschalreisen)
  • KAYAK (Meta-Suchmaschine zum Vergleichen von Reiseplänen und Preisangeboten von hunderten Onlineplattformen für Flüge, Übernachtungen und Mietwagen)
  • auch Momondo und cheapflights.com gehören zu KAYAK und damit zu Booking Holdings
  • agoda.com (führendes Reservierungssystem für Unterkünfte im Raum Asien/Pazifik)
  • rentalcars.com (weltweites Reservieren von Mietwagen)
  • OpenTable (Online-Reservierung von Restaurants)

Wie ihr seht, ist das Unternehmen toll aufgestellt mit zahlreichen bekannten Websites rund um das Reisen.

Wer hierzulande „Booking“ hört, denkt erst mal nur an booking.com und damit an Hotels. Doch auch bei Flügen, Mietwagen, Restaurants und Pauschalreisen spielt das Unternehmen in der Champions League.

Andere große Spieler und damit Konkurrenten sind Airbnb, Ctrip, Expedia, Trivago, TripAdvisor, Skyscanner oder Thomas Cook. Auch Google und Facebook ist zuzutrauen, auf die Jagd nach Marktanteilen auf diesem profitablen Wachstumsmarkt zu gehen. „Google Flights“ hat der eine oder andere von euch vielleicht sogar schon genutzt. Die App „Google Trips“ von 2016 war kein so großer Erfolg.

Derzeit ist Booking Holdings bei den Online-Reiseplattformen mit seiner Marktführerschaft auf jeden Fall besser aufgestellt als jedes andere Unternehmen.

Durch die Größe kann man höhere Margen erzielen. Zudem zieht es die Kunden auf die Reiseportale mit dem größten Angebot an Unterkünften und Flügen. Dies lockt wiederum weitere Hotelanbieter an, sich auf den Booking-Plattformen anzumelden (Netzwerkeffekte). Der Marktführer kann zudem mehr Geld in Marketing, neue Technologien und Übernahmen stecken. The Winner Takes It All.

 

 

Booking Holdings führt sogar mehr Unterkünfte auf (5,5 Mio.) als Airbnb (4,9 Mio.) und es ist kein Geheimnis, dass Booking noch mehr in den Markt privater Vermietungen eindringen möchte.

Zudem ist es die Vision von CEO Glenn Fogel (55 Jahre; seit 2000 im Unternehmen; CEO seit Anfang 2017), ein ganzheitliches System zu schaffen, das alle Aspekte rund um das Reisen vereint.

Das Unternehmen würde damit eine Art Amazon für Reisen werden, nur ohne Kosten für Lagerung und Versand.

Vergangenes Jahr wurden über die zu Booking gehörenden Websites 673 Millionen Übernachtungen gebucht, 73 Millionen Rental Car Days (also Mietwagen multipliziert mit den Tagen) sowie 7 Millionen Flugtickets.

Die Bekanntheit nimmt durch kluges Brand Advertising mehr und mehr zu. Mittlerweile kommt schon jeder zweite Kunde direkt auf die Portale von Booking Holdings. Je höher dieser Wert, desto weniger Kapazitäten muss man in die Verlinkung über andere Seiten wie Google oder Facebook investieren.

Sehr gut gefällt mir neben der hohen Profitabilität und der Wachstumsaussichten, wie stark das Geschäft skaliert. Ein Umsatzwachstum von X Prozent geht einher mit einer Kostenerhöhung von weit weniger als X Prozent.

Zudem sterben diejenigen aus, die Reisen offline im Reisebüro buchen. Der Anteil der Online-Bucher wird weiter zunehmen. Laut Credit Suisse wurden vor zwei Jahren noch 35% der weltweiten Hotelbuchungen online durchgeführt, in zwei Jahren sollen es 39% sein. Hier ist immer noch enormes Potenzial vorhanden.

In den stark wachsenden Ländern wie China und Indien werden sich immer mehr Menschen immer mehr Reisen leisten können. Und unter den Menschen in den Schwellenländern, die bereits heute regelmäßig verreisen, beginnt der Wandel von Offline-Buchungen zu Online-Buchungen in den nächsten Jahren erst so richtig.

Booking wird einer der größten Profiteure von wachsendem Wohlstand, Globalisierung und Digitalisierung.

Man wird auch versuchen, sein Geschäft zu erweitern, indem man die Buchung von weiteren Reiseerlebnissen wie Touren oder Museumsbesuchen anbietet. Booking will zum zentralen Planer für den gesamten Urlaub werden.

Ich mag auch die Tatsache, dass das Geschäft von Booking nicht so viel Kapital bindet wie eine Fluggesellschaft oder ein Flugzeugbauer – und somit besser aus Krisen herauskommt.

In der Finanzkrise konnte man beobachten, dass die Aktie zwar kurzzeitig um 68 Prozent eingebrochen war, aber dass vom Vorkrisen-Hoch bis zur erneuten Erreichung desselben Levels nur 15 Monate vergingen. (weniger als 10 Monate nach dem Tiefpunkt)

 

In Asien engagiert man sich verstärkt – über die angesprochene Plattform Agoda, die jüngste Übernahme von HotelsCombined sowie eine neue Partnerschaft mit Didi Chuxing.

Mit einer EBIT-Marge von 37%, einer Gesamtkapitalrendite von 11% und einem Return on Invested Capital von 14% ist Booking Holdings sehr profitabel. Zudem lag der Quotient aus Free Cash Flow und Umsatz seit 2012 immer über 30%. Wahnsinn.

Mit einer Eigenkapitalquote von 41%, einer Dept/Equity Ratio von 0,75 (langfristige Schulden geteilt durch Eigenkapital) und einer Current Ratio von 1,9 (kurzfristige Vermögenswerte geteilt durch kurzfristige Verbindlichkeiten) ist das Unternehmen finanziell absolut solide aufgestellt. Zudem erreicht der Anteil Goodwill an der Bilanzsumme trotz zahlreicher Akquisitionen nur 11%, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass man keine Mondpreise für die Übernahmen gezahlt hat.

Bei der Bewertung ist das vergangenheitsorientierte KGV nahezu nutzlos, da es in den letzten 12 Monaten zu einmaligen Sondereffekten kam (47% Steuerquote in 2017 gegenüber 21% in 2016). Die Forward P/E Ratio liegt bei etwa 22.

Auch das KCV von 17,5 oder das KUV von 6,8 sprechen für mich angesichts des Geschäfts und der Aussichten nicht dafür, dass der Preis aktuell extrem teuer ist.

Abschließend noch einige Grafiken zum Umsatz und Profitabilität im Vergleich zur Konkurrenz.

 

7 Gedanken zu „Neuzugang im Depot: Booking Holdings

  1. Da hast dir ne Perle geangelt! Bin ebenfalls hier investiert, aber schon seit Jahren.

    Nicht zu vergessen, dass Booking mit >8% an Ctrip beteiligt ist.

    Was Google angeht ist das allerdings ein latente Gefahr. Sollte Google entscheiden mit aller Gewalt und nicht nur halblebig ins Geschäft einzusteigen kann das gefährlich für Booking werden.
    Dass es bislang nicht dazu kam liegt vor allem daran, dass Booking der beste Googlekunde ist (machen so ca. 2 Mrd. $ Umsatz bei Google).

    Gruß
    Valueer

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  2. https://www.fool.de/2019/02/18/tui-aktie-oder-booking-com-aktie-welche-aktie-ich-heute-eher-kaufen-wuerde/

    Booking.com hat sich eine dominante Stellung im Onlinemarkt für Reiseportale erarbeitet – hierzu ein paar beeindruckende Zahlen aus Europa: 65,6 % aller Hotelbuchungen in Europa werden auf Booking.com durchgeführt (Studie Hotrec, Stand: April 2018). In Deutschland waren es im Jahr 2016 stolze 54,1 % (Quelle: statista.com), in Österreich ist Booking.com auf Platz 35 der am häufigsten aufgerufenen Websites (Quelle: wikipedia).

    Kurz gesagt: Booking.com dominiert den Markt für Onlinebuchungsportale in Europa – und auch in Ländern wie den USA oder Japan ist man extrem stark vertreten.

    Aus dieser Dominanz heraus entsteht ein gigantischer Wettbewerbsvorteil – denn wie bei Amazon, Facebook oder Google gilt: The winner takes it all! Die vielen User von Booking.com zieht viele Hotels an – das wiederum sorgt für eine riesige Hotelauswahl, was noch mehr Kunden anzieht. Und so weiter und so weiter …

    Netter Nebeneffekt: Kaum jemand dürfte höhere Provisionen für die Vermittlung von Flügen und Hotels durchsetzen können als Booking.com – viele Hotels sind hochgradig abhängig von den Buchungen über dieses Portal. Das ist natürlich eine wunderbare Verhandlungsposition für Booking.com.

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  3. Auch hier habe ich mal die Zahlen verglichen. Empfehlung zum Einstieg am 13.8.18 beim Kurs von $1.764,08. Stand Ende Mai bei $1.656,22 ergibt eine Rendite von -10,68%.
    Zum Vergleich: NASDAQ -6,22%

    Erfolgreiches Stockpicking ist für Laien nahezu unmöglich. Wenn es klappt, ist es Glück. Du könntest im Kasino auch 100 Euro auf rot setzen.

    No investment advice!

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    • Hi Leana,

      es gibt zwei Arten von Autoren von Unternehmensanalysen in der Finanzblogwelt.
      Gruppe 1 sammelt Geld von seinen Lesern ein (oder über bezahlte Werbung) und schreibt dafür Pro-Kontra-Abwägungen zu Unternehmen mit einer Länge von, ich schätze mal 4.000 bis 5.000 Wörtern. Da ist jede Menge Platz für Pro und Kontra. Da sich der Autor dafür bezahlen lässt, sind es nicht zwangsläufig Unternehmen, in die der Autor auch investiert. Zu dieser Gruppe gehört Jonathan von AlleAktien.

      Gruppe 2 lässt seine Leser kostenlos an seinen Gedanken teilhaben, führt dafür seinen Blog aber mehr als ein Art Tagebuch. Der Autor schreibt Unternehmensanalysen nicht als Pro-Kontra-Gegenüberstellung bzw. Chance-Risiko-Abwägung, sondern er informiert über seine privaten Investitionen als Kauf-Begründungsartikel. Diese Artikel liest er (Tagebuch) später selbst immer wieder, um sich in Erinnerung zu rufen, aus welchen Gründen er in dieses Unternehmen investiert hat. Da er sich nicht bezahlen lässt, schreibt er nicht 4.000-5.000 Wörter mit Pro und Kontra, sondern 2.000 bis 2.500 Wörtern nur mit Pro.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Ich sehe durchaus Risiken bei einer Investition in Booking – deswegen ist es ja nur meine zehntgrößte Position. Und ich kann gern einen Link zu meinem PayPal-Account posten und wenn genug Geld zusammen gekommen ist, einen Beitrag zu den Risiken schreiben 😉

      Größtes Risiko.. hmm.. gute Frage.
      Ich habe bei meinen letzten 2 Urlaubsbuchungen erlebt, dass ich – erst bei TUI, dann bei DERTour – für denselben Zimmertyp im selben Hotel zur selben Zeit woanders erheblich günstiger wegkomme als bei Booking. Grund war, dass TUI/DerTour das Zimmer (fast) das ganze Jahr über gebucht haben, somit weniger (pro Tag) dafür bezahlt haben und einen Großteil der Ersparnis an den Kunden weitergeben.
      Nicht selten ist es auch so, dass Leute Booking nur zum Suchen nutzen und dann direkt über die Hotelwebsite/E-Mail/Telefon buchen weil es nicht selten günstiger ist.

      Risiko bei einem solchen Unternehmen ist natürlich auch immer ein Vertrauensverlust weil sie z.B. nicht ordentlich mit den Kundendaten umgegangen sind. In unserer heutigen Zeit kann die Info, dass eine Hand voll Kunden etwas Furchtbares erlebt hat, in kürzester Zeit hunderte Millionen Menschen erreichen.

      VG Stefan

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