NovoLilly: das Imperium

John Dutton schützt sein Imperium (die größte Ranch in Montana in der 5. Generation der Familie), indem er verschiedene Figuren auf dem Schachbrett platziert:

  • Seinen Sohn Kayce lässt er zum Elite-Soldaten bei den Navy SEALs ausbilden.
  • Seinen Adoptivsohn Jamie lässt er zum Star-Anwalt an der Harvard Law School ausbilden.
  • Seine Tochter Beth lässt er zur Hedgefonds-Managerin ausbilden.
  • Er beginnt eine Affäre mit der Gouverneurin.
  • Sein Vorarbeiter Rip lässt die Leichen verschwinden und ist unverzichtbar für den Cash Flow der Ranch.

Mit einem Anwalt gewinnt man keinen Krieg. Mit einem Soldaten gewinnt man keinen Rechtsstreit. Man benötigt den richtigen Kämpfer für die jeweils bevorstehende Schlacht.

Novo Nordisk und Eli Lilly kämpfen seit 100 Jahren um die Vorherrschaft bei der Diabetes-Behandlung.

Beides sind keine Insulin-Unternehmen mehr. Es sind Peptid-Unternehmen geworden. Der Großteil des Umsatzes stammt (und das wird sich in den kommenden Jahren verstärken) von GLP-1, GIP, Glukagon, Amylin, und Kombinationen daraus. Dabei geht es nicht mehr nur um Blutzucker, sondern außerdem um Fettleibigkeit, Food Noise, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Fettleber, Alzheimer, Schlafapnoe, Parkinson, Depressionen, Krebs sowie Suchterkrankungen. Wundermittel eben. Die daraus erzielten Umsätze und Gewinne sind bereits gigantisch, aber die Marktpenetration ist noch minimal.

Wieso die Yellowstone Dutton Analogie? Ich habe das Gefühl, Eli Lilly ist der Sprinter, und Novo Nordisk ist der Marathonläufer.

Kurzzeitig hat Eli Lilly immer mal wieder die Nase vorn bei Umsatzwachstum, Profitabilität und Kursentwicklung, aber langfristig können sie Novo Nordisk nicht das Wasser reichen. Es sieht fast danach aus, als wäre Eli Lilly zu dumm, die Gewinne aus einem Produktlebenszyklus sinnvoll zu investieren.

Im abgelaufenen Quartal überholte Lilly Novo bei den weltweiten GLP1-Marktanteilen. 53 zu 47 in Q3/2025 gegenüber 50/50 in Q2/2025 bzw. 35/65 in Q3/2024.

„It’s the one constant in life. You build something worth having, someone’s gonna try to take it.“ (John Dutton)

Die Patienten favorisieren Tirzepatid gegenüber Semaglutid, aber ist dies ein fairer Vergleich? Tirzepatid kam 2021 auf den Markt – 4 Jahre später als Semaglutid. Vergleicht man ein Samsung Galaxy von 2021 mit einen iPhone von 2017?

2010 bis 2024 hatte Novo Nordisk bei GLP1 die Nase vorn. Dass Lilly Novo überholen konnte, basiert im Prinzip nur auf 3 Entscheidungen, wobei die Erste die Wichtigste ist:

  • Entwicklung von Tirzepatid als GLP1/GIP, was 2 verschiedene Arten von Rezeptoren anspricht, was scheinbar besser für Wirksamkeit und Verträglichkeit ist
  • aggressiverer Ausbau der Produktionskapazität
  • früherer Aufbau des Direktvertriebs

2022 bis 2025 hieß es: Semaglutid gegen Tirzepatid. In den kommenden Jahren folgen weitere Kämpfe der beiden Riesen.

2026: Wegovy Oral vs. Orforglipron

2027: CagriSema vs. Retatrutid

2028/29: Amycretin vs. Retatrutid

Man sollte vorsichtig damit sein, Eli Lilly heute schon als den Gewinner der kommenden Jahre auszurufen. Die Entwicklungszyklen sind sehr lang (10-15 Jahre), d.h. es kommt darauf an: Wie sinnvoll hat man die Gewinne der Jahre 2014-2024 eingesetzt? In dieser Zeit erwirtschaftete Lilly 54 Mrd. USD und Novo 91 Mrd. USD Vorsteuergewinn. Glaubt ihr, Lilly hat aus 54 Mrd. mehr gemacht als Novo aus 91? Novo ist seit den 1920er Jahren im Diabetes-Geschäft, und erforscht GLP1 und ähnliche Peptide seit den 1990er Jahren.

Wettet man auf GLP1 und verteilt sein Geld gleichmäßig auf Novo und Lilly, dann erhält man eine Mischung aus

  • dem aktuell extrem hohen Umsatzwachstum von Lilly mit dem zähen Umsatzwachstum von Novo
  • der aktuell hohen Profitabilität (EBIT-Marge; ROIC; Return on Assets; FCF-Marge) beider Unternehmen
  • des über längere Zeiträume (durch die Kontrollmehrheit der langfristig orientierten Novo Nordisk Foundation?) höheren Umsatzwachstums, höherer Profitabilität, besserer Aktienperformance, höheren Dividendenwachstums von Novo, mit ordentlichen Werten von Lilly
  • geringen Werte bei Bewertungsmultiplikatoren (P/E; P/FCF; EV/EBIT) von Novo mit hohen Werten bei Lilly
  • hoher Dividendenrendite bei Novo mit geringem Wert bei Lilly
  • hoher Präsenz in Asien und Südamerika bei Novo gegenüber hohem Wachstumspotential bei Lilly in diesen Märkten
  • zwei unglaublichen Produkten in den Pipelines: Retatrutid (Lilly 2027) und Amycretin (Novo 2028/29)
  • dem wahrscheinlichen Marktführer Lilly 2026-2028 und Novo, deren deutlich höhere Forschungsausgaben vom Ende der 2010er und Beginn der 2020er Jahre in den 2030er Jahren zum Wiedererlangen der Marktführerschaft führen könnten

Nimmt man beide zusammen, dann ist

  • das Umsatzwachstum höher als beim S&P 500
  • die Profitabilität höher als beim S&P 500
  • der Burggraben größer als beim S&P 500
  • die Dividendenrendite höher als beim S&P 500
  • das Dividendenwachstum höher als beim S&P 500
  • das 2026er KGV ungefähr auf dem Niveau des S&P 500

Es ist bislang nur eine Idee, die ich eine Zeit lang reifen lassen möchte, denn eine Entscheidung über die Zukunft einer 28000 Euro Position sollte man nicht überstürzt treffen.

Um wie die Duttons sein Imperium über 5 Generationen hinweg aufzubauen und zu schützen, sollte man eher auf Bitcoin setzen, aber das ist eine andere Geschichte 😉

6 Gedanken zu „NovoLilly: das Imperium

  1. Warum muss es denn unbedingt die Pharmaindustrie sein? Du bist ja kein Analyst bei einer Investmentbank, der sich nur auf eine Branche konzentrieren muss. Du könntest ja mal ein Viertel deiner Novo Nordisk Aktien verkaufen und dort investieren, wo wirklich das Wachstum statt findet, also in die Unternehmen, die den S&P 500 derzeit antreiben (Alphabet, Amazon, usw.)

    Die Novo Nordisk Aktie wird erst wieder deutlich steigen, wenn – wie Jens Rabe immer sagt – die großen Jungs reingehen (mit ein paar Milliarden).

    Eventuell steht auch der Bitcoin kurz vor dem nächsten Bullenmarkt. Die Hashrate ist auf einem neuen Allzeithoch. Ich denke die Miner investieren in neue, leistungsfähigere Hardware, weil sie von deutlich steigenden Kursen ausgehen.

    Möge die Rendite mit dir sein!

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