Die Robotaxis kommen

Was ist passiert?

Google-Waymo hat die Anzahl an bezahlten, fahrerlosen Fahrten mit seinen Robotaxis innerhalb von nur 9 Monaten von 50.000 wöchentlich im Mai 2024 auf 200.000 wöchentlich im Februar 2025 vervierfacht.

Nochmal: 200.000 kommerzielle Robotaxi-Fahrten pro Woche.

Eine Vervierfachung in 9 Monaten entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 535%. Google arbeitet seit 18 Jahren daran. Es dauerte 17 Jahre bis zu 50.000 wöchentlichen Fahrten, dann ein Dreivierteljahr zur Vervierfachung. „Gradually then suddenly“ sagt der US-Amerikaner.

200.000 Fahrten pro Woche bedeutet: 10,4 Millionen Fahrten pro Jahr, und das bei angenommenen 0% Wachstum ab Februar 2025.

Dabei beziehen sich die Februar-Daten auf gerade einmal 3 Städte:

  • Los Angeles, Kalifornien
  • Phoenix, Arizona
  • San Francisco, Kalifornien

Noch in 2025 startet Waymo in:

  • Austin, Texas
  • San Diego, Kalifornien
  • Las Vegas, Nevada
  • Atlanta, Georgia
  • Miami, Florida
  • Tokio, Japan

Sicherheit

Rückversicherer Swiss Re analysierte 40 Millionen von Waymo-Robotaxis gefahrene Kilometer. Dabei kam Folgendes heraus:

  • 88% Reduktion von Sachschäden ggü. durchschnittlichen menschlichen Fahrern
  • 86% Reduktion von Sachschäden ggü. durchschnittlichen menschlichen Fahrern in neueren Fahrzeugen
  • 92% Reduktion von Personenschäden ggü. durchschnittlichen menschlichen Fahrern
  • 90% Reduktion von Personenschäden ggü. durchschnittlichen menschlichen Fahrern in neueren Fahrzeugen

Das entspricht exakt dem 2016 von Elon Musk gesetzten Ziel (Teil von „Master Plan, Part Deux“), autonome Fahrzeuge 10x sicherer als menschliche Fahrer zu machen.

Vor dem Hintergrund dass 1,2 Millionen Menschen pro Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen und 94% davon menschliches Versagen als Ursache haben, reden wir hier vom Potential, eine Million Leben zu retten – Jahr für Jahr.

Software fährt nie unerfahren, abgelenkt, aggressiv, betrunken, oder regelbrechend.

Es gibt viele Zweifler, aber die gab es bei Automobilen, Elektrizität, Fahrstühlen, dem Internet, und so ziemlich jeder anderen Innovation auch. Bei den ersten Automobilen musste jemand zu Fuß davor laufen und eine rote Fahne schwenken, um jeden vor dem gefährlichen, in Schritttempo fahrenden Vehikel zu warnen. Fahrstühle durften jahrzehntelang nicht ohne Liftboy oder Elevator Girl betreten werden.

Investment

Waymo wurde bei der letzten Finanzierungsrunde im Oktober 2024 mit 45 Milliarden Dollar bewertet. Es gibt seit Jahren Gerüchte, Alphabet Inc. könnte Waymo bald separat an die Börse bringen.

So müsste man nicht indirekt über ein Alphabet-Investment versuchen, an Waymos Erfolg teilzuhaben, denn der Waymo-Wert entspricht nur etwas mehr als 2% von Alphabets Marktkapitalisierung.

Alternativ könnte man in Unternehmen investieren, die nicht über Machine Learning Software oder Hardware (Lidar) an Selbstfahrtechnologie arbeiten, sondern im Bereich Buchung / Flottenmanagement:

Apple und Cruise (90% gehörten General Motors) haben 2024 ihre Arbeit am autonomen Fahren nach Milliarden-Investitionen eingestellt.

GM pumpte 8-10 Milliarden Dollar in Cruise und bot jahrelang kommerzielle Robotaxi-Fahrten kann, schaffte es aber nicht zu skalieren.

Apple hat eingesehen, dass sie den Daten-Vorsprung von Waymo (seit 2007) und Tesla (seit 2014) niemals aufholen können, und damit auch niemals ein besseres Machine Learning Model bekommen können.

Hintergrund

Autonomes Fahren ist ein weiterer Bereich, in dem deutsche Ingenieure die Vorreiterrolle einnahmen, die Musik aber letztlich in Ländern spielt, die Gründern und disruptiven Technologien nicht so viele Steine in den Weg legen.

1985 begann ein Team der Bundeswehr-Universität in München mit Experimenten zum autonomen Fahren. 1987 bauten sie einen Mercedes-Bus zum Versuchsfahrzeug für autonome Mobilität um und ließen ihn einen abgesperrten Autobahnabschnitt entlangfahren.

1994 baute Mercedes Kameras und Computer in zwei SEL 500 Limousinen. Eines der Fahrzeuge fuhr 1.000km auf der Autobahn nach Paris mit bis zu 130 km/h und im Jahr darauf 1.700km von München nach Stockholm mit bis zu 175 km/h. Die Wagen waren mit 18 Kameras ausgestattet. 70 parallel geschaltete Mikroprozessoren führten 850 Millionen Rechenoperationen pro Sekunde durch. 400 Mal wurde völlig autonom die Spur gewechselt. Die längste Strecke ohne menschlichen Eingriff betrug 160 Kilometer. Ein Forscher übernahm das Lenkrad nur in Baustellenbereichen, an Autobahnkreuzen und in anderen komplexen Situationen, die nicht im Modell gespeichert waren.

2005 gewann der deutsche Sebastian Thrun (damals 37-jähriger Professor für künstliche Intelligenz in Stanford) die DARPA Challenge mit einem Preisgeld von 2 Millionen Dollar vom US-Verteidigungsministerium für dasjenige Fahrzeug, das 240 Kilometer Wüstengebiet ohne menschliches Zutun am schnellsten durchqueren konnte. 2007 folgte ein weiterer Wettbewerb, bei dem auch durch bebautes Gebiet (ein verlassener Air Force Stützpunkt) gefahren wurde. Thruns Team wurde Zweiter mit einem VW Passat, nach dem Sieg 2005 in einem VW Touareg. Daraufhin wurde Thrun von Google eingestellt und durfte aus den anderen Teams des Wettbewerbs die besten Leute herauspicken, um sie zu Google mitzunehmen. Unter Thruns Leitung wurden die „Street-View-Autos“ entworfen.

Einige Jahre erforschte und entwickelte Google im Geheimen selbstfahrende Fahrzeuge, bis die New York Times es 2010 öffentlich machte. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Weder hatte die Öffentlichkeit erwartet, dass ein Internetunternehmen an so etwas arbeiten könnte, noch dass die Technologie bereits so weit fortgeschritten war. Googles Fahrzeuge hatten zu diesem Zeitpunkt bereits über 200.000 Kilometer zurückgelegt.

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