Ich habe vorgestern in Bitcoin investiert und werde bei Kursrücksetzern stetig nachkaufen, nachdem ich mich vor einigen Wochen noch über Bitcoin totgelacht habe. Heute möchte ich euch das Thema näherbringen.
Was ist Geld? In Form meines Angestellten-Gehalts speichert es die Belohnung meiner Arbeitsleistung. Diese kann ich für Konsum oder Vermögenswerte verwenden. Heute oder später. Die Politik der Notenbanken steuert diese Entscheidung in eine bestimmte Richtung.
Beginnen wir mit der Inflation. Die Notenbanken in Eurozone und USA haben sich ein Inflationsziel von 2% gesetzt. EZB und FED haben das Ziel (!) unser Geld um 2% jährlich zu entwerten. Von 100€ Kaufkraft bleiben nach 10 Jahren nur noch 82€. Nach 20 Jahren sind es 67€.
Der (kommunizierte) Zweck ist, uns Konsumenten dazu zu bewegen, mit unserem Geld die Wirtschaft anzukurbeln, anstatt es zu sparen. Dabei müsste jedem klar sein, dass es langfristig weder Inflation noch Kreditvergabe ist, die für Wirtschaftswachstum sorgt, sondern Produktivität (hier wunderbar erklärt).
Inflation ist ein Mittel der Classe Politique, um uns die Staatsschulden bezahlen zu lassen, und zwar „unbemerkt“ ohne Gefahr zu laufen, aufgrund von Steuererhöhungen abgewählt zu werden.
Hier die US-Staatsschulden (in % vom BIP), die nur im 2. Weltkrieg höher waren als heute.
Damit werden Wahlgeschenke finanziert wie hierzulande die „Rente mit 63“, angesichts der demografischen Herausforderungen eine der dümmsten Maßnahmen die man sich vorstellen kann.
„Konjunkturprogramme“ wie die jüngsten 1.900.000.000.000 Dollar von Joe Biden sind kaum noch der Rede wert. Was dem Steuerzahler immer wieder zur Verhinderung des Systemkollaps abverlangt wurde wie 2008 die Rettung des Versicherungskonzerns AIG mit 182.000.000.000 Dollar ist längst in Vergessenheit geraten.
Irgendwer wird all die Rechnungen schon bezahlen. Geld wächst ja bekanntlich auf Bäumen – bzw. in den Gelddruckern der Notenbanken. Hier die Entwicklung der Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank:
Und hier die Entwicklung der Geldmenge M3 in der Eurozone:
Die Geldentwertung (Inflation) ist die Differenz aus Geldmengenwachstum und Wirtschaftswachstum. Ein Beispiel: Erhöht man mittel- bis langfristig die Geldmenge um 6% pro Jahr, aber die Wirtschaft kann nur um 2% pro Jahr wachsen, so verliert man 4% Kaufkraft pro Jahr.
Das gilt allerdings nur bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit (wie häufig mein 50-Euro-Schein den Besitzer wechselt) und diese ist in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen.
In der Eurozone betrug das M3-Geldmengenwachstum 5,35% pro Jahr von 2001 (Euro-Einführung) bis 2020 und das Wirtschaftswachstum 0,94% pro Jahr.
Diejenigen, die nahe am Schweinetrog sitzen, werden immer am schnellsten und stärksten von diesem System profitieren: Staat, Finanzsektor, große Konzerne („too big to fail“) und Reiche, die über ausreichend Sicherheiten verfügen, um mit großem Kredithebel in Immobilien und Aktien investieren zu können. Die Wertpapierkäufe auf Kredit in den USA (FINRA Margin Debt) sind zuletzt innerhalb einer Jahres von 479 auf 822 Milliarden Dollar gestiegen (März 2020 bis März 2021).
Auf jede Krise versucht man auf dieselbe Weise zu antworten: Gelddrucken 24/7 und Zinssenkung. So wurde 2008 der Systemkollaps verhindert.
Dabei wurden in der Vergangenheit die Zinssätze in wirtschaftlichen besseren Zeiten erhöht, um später Spielraum für Senkungen zu haben.
Das kann man sich inzwischen nicht mehr leisten. Dafür sind unter Privatleuten, Unternehmen & gar Staaten zu viele Zombies unterwegs, die selbst bei leichten Zinserhöhungen pleite gehen würden. (Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht von ca. 800.000 Zombie-Unternehmen in Deutschland aus.)
Doch der Junkie – unser krankes System – wird nach seinem Schuss verlangen. Und hier haben sich die Zentralbanken etwas Besonderes einfallen lassen: das Bargeldverbot! Offiziell natürlich nur um „kriminelles Handeln zu erschweren“ und „den Bürgern das Leben zu erleichtern“.
Der „digitale Euro“ wird kommen. Klingt das nicht fetzig? Wie das „Gute-Kita-Gesetz“ oder der „Wiederaufbaufonds“.
Und so bekommt der Junkie dann seine Zinssenkung auf minus 2 bis 3 Prozent, und keiner kann sein Geld mehr unters Kopfkissen in Sicherheit bringen.
Was also tun? Notenbankfunktionäre abwählen? Erlaubt uns niemand. Notenbankpolitik selbst über Volksabstimmungen festlegen? Erlaubt uns auch niemand.
Mit 2% jährlicher Geldentwertung leben und beten dass es nicht mehr wird, ganz nach dem deutschen Sprichwort „Iss und trink solang‘s dir schmeckt, schon zweimal ist unser Geld verreckt“? Viel Glück.
100% in Aktien & Immobilien? Deren Preise wurden von der Notenbankpolitik aufgepumpt wie Cybertruck-Reifen. Hier der deutsche Hauspreisindex:
Auswandern? Die Notenbanken von England, Japan, der Schweiz und so ziemlich jedem anderen Land handeln auch nicht anders als FED und EZB. Hier die Staatsschulden auf globaler Ebene:
Um 8,7% wurde die M3-Geldmenge in der Eurozone 2020 angehoben – bei einem Wirtschaftsabschwung von 5,0%. Das ergibt eine wahre Inflation von 13,7%. In vielen Bereichen sieht man bereits zweistellige Preissteigerungen. Und so wird es wohl weitergehen, wenn nach dem Corona-Lockdown der Klima-Lockdown kommt.
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.“ (Mark Twain, 1835-1910)
Meiner Einschätzung nach werden in den kommenden Monaten und Jahren immer mehr Menschen den hier vorgestellten Gedankengängen folgen.
Wo wird ein Teil des Geldes dieser Menschen hinfließen?
Ich gehe von einem starken Zufluss in Bitcoin durch Privatleute und Unternehmen aus, wo eine steigende Nachfrage auf ein technisch limitiertes Angebot trifft, was zu Preissteigerungen führen wird. (Das ist für mich völlig unabhängig von der Frage, ob unsere Classe Politique es schafft, Amazon & Co. zu verbieten, Bitcoin als Zahlungsmittel anzubieten.)
Die weltweiten Vermögen waren im Februar 2021 wie folgt verteilt (in Billionen Dollar):
- Bitcoin 0,9
- Silber 0,6
- Gold 12
- Aktien 106
- Cash (Geldmenge) 135
- Immobilien 278
- Derivate 1200-2200
Selbst eine Verzwanzigfachung bei Bitcoin wäre also immer noch ein Witz.
Die Akzeptanz steigt rasant.
Eine Beimischung von Bitcoin zum Vermögens-Portfolio sehe ich als weniger riskant an, als dies nicht zu tun, wobei ich in meiner persönlichen Situation 6-10% für sinnvoll halte.
Bitcoin ist eine friedliche Revolution; ein Rettungsboot; ein Stinkefinger an die Mario Draghis und Christine Lagardes dieser Welt; ein Aufbau eines alternativen Systems schon vor dem Zusammenbruch des alten Fiat-Systems; ein dezentrales System frei von Politik, Lobbyinteressen und menschlichem Versagen. Und ich bin ab jetzt an Bord.
Seit 12 Jahren versucht man Bitcoin tot zu schreiben. Seit 12 Jahren scheitert man damit. Nothing is as powerful as an idea whose time has come.
Weiter geht es in meinem nächsten Beitrag: „Was euch andere Finanzblogger über Bitcoin verschweigen„.
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