Fred Bauer – Der Millionär, der für mich arbeitet

Im März erfreute sich mein Beitrag „Die Millionäre, die für mich arbeiten“ großer Beliebtheit. Es ging um Klaus Weinmann, Elmar Degenhart, Mark Parker, Robert Iger und Donnie Smith. Nun ist es an der Zeit für einen zweiten Teil.

Die Gentex Corporation nimmt bereits rund 6 % meines privaten Aktienportfolios ein. Diesen Wert werde ich morgen mit einem Nachkauf weiter erhöhen.

Unter allen mir bekannten Unternehmen des Automobilsektors ist Gentex die Firma

  • mit dem höchsten Marktanteil
  • mit der höchsten Profitabilität
  • mit der größten finanziellen Gesundheit
  • mit dem aufrichtigsten und transparentesten Umgang mit den Aktionären
  • mit der besten Kapitalallokation im Sinne langfristig orientierter Aktionäre
  • mit der schnellsten Erholung nach Rezessionen

Gründer und Geschäftsführer Fred Bauer hat ein Schlaraffenland für Aktionäre geschaffen. Und ich werde es mir nicht entgehen lassen, dass gebratene, mundgerechte Hühnerteile in meinen Mund fliegen.

Der 74-Jährige Fred Bauer wuchs im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten auf. Sein Studium an der Michigan State University mit Hauptfach Elektrotechnik und Nebenfach Wirtschaft schloss er erfolgreich ab.

Er war von Anfang an ein Entrepreneur und Visionär. Mitte der 60er Jahre gründete er ein Unternehmen, das Elektronik für Heizungen und Klimaanlagen herstellte. Im Jahr 1972 verkaufte er es an eine Firma namens Robertshaw Controls. Dort war man so begeistert von dem jungen Gründer, dass man ihn direkt einstellte. Bauer stieg bis zum Vice President auf.

1974 gründete er Gentex – die Firma, die sein Lebenswerk werden sollte. Bauer und sein Team begannen mit der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung qualitativ hochwertiger Produkte im Bereich Brandschutz.

Er revolutionierte die Branche durch die Entwicklung des weltweit ersten fotoelektrischen Dual-Sensor-Rauchmelders. Dieses Gerät erzeugte weniger Fehlalarme und war zur schnellen Erkennung von langsamen, schwelenden Bränden konzipiert. Heutzutage finden sich Millionen von Rauchmeldern und Signalgeräten von Gentex in Krankenhäusern, Hotels, Bürogebäuden und anderen gewerblichen Anwendungen in ganz Nordamerika.

Fred Bauer Gentex

Bereits 7 Jahre nach der Gründung ging Gentex 1981 an die Börse. Fred Bauer wurde Aufsichtsratsvorsitzender und 1986 schließlich Geschäftsführer (CEO).

Nachdem der Bereich Brandschutz revolutioniert wurde, sah man sich nach neuen Geschäftsfeldern um.

Es dauert nicht lange, bis man den nächsten großen Wurf landete. Als Pionier im Bereich der automatisch abblendenden Elektrochrom-Spiegel machte Gentex sich weltweit einen Namen. Die Automobilhersteller waren seit langem auf der Suche nach einer geeigneten Lösung, mit der das gefährliche Blenden im Spiegel vermieden werden kann. Fred Bauer und sein Team waren der festen Überzeugung, dass die Lösung des Problems in der Elektronik sowie in elektrooptischen Abtasttechnologien zu finden sei. Im Jahr 1982 präsentierte Gentex den weltweit ersten elektromechanischen (motorbetriebenen) Spiegel mit automatischer Abblendfunktion. Das Produkt wurde schnell von Ford und General Motors übernommen, die in nur drei Jahren Stückzahlen von 200.000 Spiegeln jährlich erwarben.

Dieses Problem galt für viele Wissenschaftler als unlösbar. Fred Bauer wollte es nicht wahrhaben und beauftragte eine Gruppe talentierter Chemiker und Elektrotechniker mit der Aufgabe. Schließlich gelang es ihnen, Nachtfahrten für Millionen von Autofahrern weltweit sicherer zu machen, indem sie für Automobilhersteller weltweit Spiegel produzierten, die das gefährliche Blenden im Spiegel erkennen und verhindern können. Automatisch abblendende Spiegel von Gentex werden heute als Standard- oder Zusatzausstattung für mehr als 300 Fahrzeugmodelle weltweit angeboten.

Gentex ist heute ein weltweit tätiges Unternehmen im Bereich für High-Tech-Elektronik mit über 5.300 Mitarbeitern. Fred Bauers Firma ist ein einzigartiges, profitables Unternehmen, das auf hoch automatisierte Elektronikartikel, die Entwicklung und Herstellung von CMOS-Kameras, Vakuumbeschichtungen sowie das Biegen und Fertigen von Glas spezialisiert und dabei vertikal voll integriert ist. Sie sind auf ein breites Spektrum von Technologien und Prozessen spezialisiert, durch die sie qualitativ hochwertige Produkte für die Bereiche Automobil, Luftfahrt und Brandschutz bereitstellen können.

Die weltweiten Niederlassungen mit technischem Fachpersonal und Vertriebsbeauftragten vor Ort befinden sich an strategischen Schlüsselpositionen, um einen optimalen Service und die bestmögliche Betreuung der Kunden im Bereich der Automobilproduktion auf der ganzen Welt zu gewährleisten.

Neben der Hauptniederlassung in West-Michigan verfügt das Unternehmen über regionale Automobilvertriebs- und Entwicklungsbüros in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Korea, China und Japan. Darüber hinaus gibt es vier regionale US-Vertriebsniederlassungen für die Sparte der Brandschutzprodukte.

Zur Entwicklung und Produktion qualitativ hochwertiger Produkte für die Automobilindustrie, die Luftfahrt und den kommerziellen Brandschutz nutzt Gentex in erster Linie Elektronik/Mikroelektronik, Softwareentwicklung/-programmierung/-Engineering, Chemie, Glasbeschichtung/-herstellung, mechanisches Design und elektrisches, industrielles sowie mechanisches Engineering.

Neben den automatisch abblendende Rückspiegeln mit modernen elektronischen Funktionen für die Automobilindustrie sowie den kommerzielle Brandschutzprodukten für den US-Markt zählen Flugzeugfenster zu den Hauptproduktlinien, deren Dimmer der Flugpassagier selbst einstellen kann (zunächst im Boeing 787 Dreamliner).

Wer Autospiegel langweilig findet, der findet dies womöglich interessant: Vor einem halben Jahr präsentierte Gentex einen Spiegel, der das Auge des Fahrers scannt. Falls der Fahrer autorisiert ist, startet der Motor und die gespeicherten Einstellungen für Lenkrad, Sitz, Spiegel, Musik und Navi-Ziele werden vorgenommen. Ist der Fahrer nicht autorisiert, wird automatisch eine Nachricht auf das Handy des Besitzers gesendet, falls dieser es wünscht.

Außerdem verkauft Gentex Spiegel, mit denen es keinen toten Winkel mehr gibt.

Ein Blick in die technisch anspruchsvolle und stark automatisierte Arbeitsumgebung ist überaus beeindruckend.

Unter der Führung von Fred Bauer steigerte Gentex seine Marktkapitalisierung um 17% pro Jahr – von 17 Millionen Dollar im Jahr des Börsengangs 1981 bis zu 5 Milliarden Dollar heute.

Der Marktanteil im Kerngeschäft der Elektrochrom-Spiegel konnte von 79% im Jahr 2001 bis auf 92% (heute) gesteigert werden. Gentex ist der Markt. Somit ist es kein Wunder, dass sich die Giganten unter den Automobilherstellern – von Volkswagen in Europa über Toyota in Asien bis zu Ford in Amerika – darum reißen, zum Kundenkreis von Gentex zu zählen.

Fred Bauer hat dafür gesorgt, dass Gentex sich dies fürstlich bezahlen lässt. Von 100 Dollar an Umsatz bleiben 21 Dollar als versteuerter Gewinn übrig. Nicht einmal Ferrari ist so profitabel wie Gentex!

In meinem ersten Beitrag zum Unternehmen [hier der Link] findet ihr weitere Informationen darüber,

  • wie bärenstark sich die Umsätze seit 1984 jährlich entwickelt haben und wie diese über die verschiedenen Regionen und die wichtigsten Kunden verteilt sind
  • welch hohes Maß an finanzieller Gesundheit das Unternehmen aufweist (schuldenfrei!)
  • wie viele Patente das Unternehmen besitzt
  • wie weitsichtig der Cash Flow verwendet wird
  • wie die Aktie in den letzten 10 Jahren im Vergleich zum S&P 500 gelaufen ist
  • warum mich der Geschäftsbericht mehr beeindruckt hat als alle Berichte anderer Unternehmen
  • welche beiden Herren der 74-jährige Fred Bauer als mögliche Nachfolger aufgebaut hat.

Abschließend wiederhole ich es gern noch einmal. Gentex ist das Unternehmen im Automobilsektor

  • mit dem höchsten Marktanteil
  • mit der höchsten Profitabilität
  • mit der größten finanziellen Gesundheit
  • mit dem aufrichtigsten und transparentesten Umgang mit den Aktionären
  • mit der besten Kapitalallokation im Sinne langfristig orientierter Aktionäre
  • mit der schnellsten Erholung nach Rezessionen.

Laut Warren Buffett ist das Schlechteste aller Geschäfte eines, das schnell wächst, dabei enorme Mengen an Kapital benötigt um das Wachstum aufrecht zu erhalten und wenig bis kein Geld verdient. Tesla-Aktionäre dürften sich angesprochen fühlen.

Gentex ist das genaue Gegenteil: ein Geschäft, das schnell wächst, aber nicht schuldenfinanziert oder durch sinnlose Übernahmen, sondern organisch aus dem operativen Cash Flow, und dabei eine enorme Rendite auf das Kapital erzielt.

Während sich vorgestern die großen Hersteller BMW, Daimer und Volkswagen mit dem jüngsten Skandal herumschlagen mussten, verkündete Gentex eine Dividendenerhöhung um 11%.

„Investiere im Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln!“ (André Kostolany)

 

18 Gedanken zu „Fred Bauer – Der Millionär, der für mich arbeitet

  1. Sicherlich ein gutes Unternehmen und ein sehr profitabler Autozulieferer. Zur Abrundung der Analyse hättest du Gentex gg. einen internationalen Zulieferer vergleichen können, beispielsweise Continental oder Elring Klinger aus Deutschland. Dann wäre deutlich geworden, dass KGV und EV/EBITDA Kennzahlen nicht besonders günstig sind, sondern eher Durchschnitt, weil es Continental auch zum KGV 14 und EV/EBITDA von 9 gibt (auch wenn man in den USA höhere Multiples historisch oft bezahlt hat). Das KUV zum Beispiel ist bei Gentex sehr hoch (~3). Und last but not least habe ich gerade nach „US Autozulassungen“ und „US Autokredite“ gegooglet, um die Gesundheit des Marktes zu checken. Dort sind Gewitterwolken aufgezogen: die Zulassungszahlen sind rückläufig und immer mehr Kredite fallen aus. Da könnte es also sein, dass manche Investoren nicht so langfristig denken wie Du und sämtliche Aktien der Branche Auto-Zulieferer gerade jetzt zum Verkauf stellen (im Vorgriff auf das was kommen könnte). Ändert aber nichts an deiner Analyse oder am Unternehmen – vielleicht nur am Kaufzeitpunkt der Aktie..

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    • Hallo Hans-Jürgen,

      Continental und Gentex hatte ich hier bereits gegenübergestellt:

      Warum die Daimler-Aktie in den letzten 20 Jahren eine schlechtere Geldanlage war als das Festgeldkonto


      Wie man sieht, ist Gentex von weitaus höherer Qualität, und das nicht nur anhand dieser wenigen, wenngleich wichtigen Kennzahlen, sondern zusätzlich aufgrund anderer Faktoren (Umgang mit Aktionären; Erfahrung des Managements; Marktanteil usw).
      Nichtsdestotrotz sehe ich auch Continental als Qualitätsunternehmen, sonst wäre ich nicht daran beteiligt.

      Den Grund, aus dem ich das KUV hier für eine furchtbare Vergleichskennzahl halte, hatte ich hier dargelegt:

      Public Storage: Einer der profitabelsten Blue Chips der Welt

      Mir scheint, dass du Top-Down-Investing betreibst. Ich bevorzuge Bottom-Up-Investing. Dazu zwei Zitate.

      „Geben Sie den Versuch auf, die Bewegungsrichtung des Aktienmarktes, der Wirtschaft, der Zinsen oder Wahlergebnisse vorherzusagen, und hören Sie auf, Geld an Menschen zu verschwenden, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Studieren Sie die Fakten und die finanzielle Situation, bewerten Sie die Zukunftsaussichten des Unternehmens und wenn alles zu Ihren Gunsten steht, kaufen Sie. Viele Menschen investieren ungefähr so, als würden Sie den ganzen Abend pokern, ohne ihre Karten anzuschauen.“ (Peter Lynch, Oktober 1994)

      „Ich komme auf das Kapitel Marktprognose nur deshalb zurück, weil mich ein paar Partner anriefen, nachdem der Dow Jones von 995 im Februar auf 865 im Mai gefallen war. Sie vermuteten, dass die Aktien noch deutlich tiefer fallen würden. Das wirft bei mir immer zwei Fragen auf: (1) Wenn sie im Februar wussten, dass der Dow Jones im Mai auf 865 sinken würde, warum haben sie mir das nicht dann mitgeteilt, und (2) Wenn sie im Februar nicht wussten, was in den folgenden drei Monaten passieren würde, wie wollen sie das dann jetzt im Mai wissen?“ (Warren Buffett, Juli 1966)

      Viele Grüße, Stefan

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  2. Hallo Stefan,

    interessante Analyse, ich bin über Gentex bisher noch nicht gestolpert.

    Wie schauts denn aktuell bei Gentex aus, welche Probleme gibt es?? Der Wert marschiert seit einiger Zeit ja fleißig abwärts und am Freitag gab es nun einen deftigen -8 % Rücksetzer. Lediglich Quartalszahlen, oder wo drückts??

    Beste Grüße
    JK

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  3. In den nächsten Jahren kommen immer mehr selbstfahrende Autos auf den Markt. Tesla und co. sind nur der Anfang. In 10-20 Jahren wird kaum noch jemand selber fahren und der Markt für solch Spiegel z.B. wird Jahr zu Jahr immer weiter einbrechen.

    Im Moment sicher noch eine gute Firma, aber schon mittelfristig sehe ich den Bereich im Abwärtstrend. Ich persönlich würde da keine größeren Summen investieren.

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    • 1. Wie kommst zu der Aussage, in 10-20 Jahren würde kaum noch jemand selbst fahren?
      2. Über die paar Autos, die Tesla verkauft, können die großen Hersteller nur müde lächeln. Tesla soll erst mal unter Beweis stellen, beträchtliche Mengen absetzen zu können und damit Profite zu erzielen. Und selbst dann wäre die Automobilproduktion weiterhin eine schreckliche Branche für Privatanleger. Wie in den letzten 50 Jahren.
      3. Nehmen wir mal an, im Jahr 2035 fährt der Großteil der Autos in Nordamerika und Europa fahrerlos. Glaubst du, bei Gentex legt man bis dahin die Hände in den Schoß? Man hat bereits 2x einen Markt revolutioniert. Einige der besten amerikanischen Chemiker, Elektrotechniker und Softwareentwickler arbeiten für Gentex. Man stellt Glas und Kameras selbst her. Der Grad an Automation sucht seinesgleichen und wurde intern entwickelt.
      4. Siehst du in 15 Jahren Millionen selbstfahrende Autos durch Indien, Brasilien, Russland, Mexiko, Indonesien und Argentinien fahren? Ich irgendwie nicht. Dass selbstfahrende Autos womöglich bald durch Beverly Hills fahren werden, bedeutet nicht automatisch, dass die Umsätze von Gentex zurückgehen werden.
      5. Ein Unternehmen kann seine Cash Flows nicht nur durch einen Anstieg der verkauften Mengen erhöhen, sondern auch durch Preissteigerungen, Übernahmen, Kostenreduzierung usw.
      6. Ich investiere nicht auf Sicht von 20 Jahren, sondern auf Sicht von 6 bis 10 Jahren. Dafür ist Gentex besser aufgestellt als 97% der anderen Unternehmen.

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      • Obwohl man immer offen für die Contra-Punkte der eigenen Investition sein sollte, gefällt mir deine Argumentationskette hier ausserordentlich gut, Stefan.

        Ohne dem Zinsenmann zu nahe treten zu wollen, fällt mir doch auf, wie oft einfache Aussagen nach gut dünken getroffen werden, ohne in die Tiefe zu gehen. Man hat halt etwas gehört und prognostiziert es in die Zukunft (ich nehme mich da gar nicht aus!).

        Es weiß aber schlußendlich niemand, wie weltweit der Verkehr in 20 Jahren aussieht. Es gibt nur Mutmaßungen. Es kann so oder so kommen.

        Da muß ich an „Back to the future“ denken. Zur Reise ins Jahr 2015 – 30 Jahre in die Zukunft – heißt es sinngemäß vom Doc: „Straßen? Da wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen!“.

        Auf die fliegenden Autos warten wir noch. Dafür hat jeder mit einem Handgerät Zugang zum weltweiten Wissen….

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  4. Stefan, ich betreibe kein Top-Down Investing, sondern bin Contrarian und Value-Anleger.
    Die Sicherheitsmarge bei Gentex ist mir beim derzeitigen Kurs zu gering, denn fundamental ist die Aktie nicht billig, sondern bestenfalls fair bewertet (KGV, EV/EBITDA) – so schätze ich das ein. Die Bilanzqualität und Profitabilität stelle ich nicht in Abrede. Nehmen wir an, fundamental wäre die Aktie billig und die Unternehmensqualität hoch, so würde ich trotzdem nicht die Rahmenbedingungen außer Acht lassen. Was den Markt angeht sieht es so aus: die US-Auto Absatzzahlen sind bereits rückläufig, die Rückgänge sind für einige Marken bereits zweistellig (-10…-15%). Die US-Autokredite sind in einer Blase, es hat sich ein riesiges Volumen aufgebaut und immer mehr Kredite werden nicht mehr bedient. Damit geht ein Auto-Kaufboom zu Ende, der 2010 begann und fast 8 Jahre anhielt. Selbst eine Normalisierung (statt eines Zusammenbruchs) würde deutlich weniger Verkäufe bedeuten. Daher ist es doch logisch anzunehmen, dass Gentex in 2017 und Folgejahren weniger Stückzahlen absetzen kann, weil weniger Neuwagen abgesetzt werden und damit die Erwartungen der Anleger vielleicht enttäuschen wird, was die Gewinne angeht? Das hat überhaupt gar nichts mit Markt Timing zu tun, von dem Du sprichst, sondern sind die Fakten, die auf dem Tisch liegen. Nix für ungut, wünsche dir trotzdem alles Gute mit der Aktie.

    Quellen zum Beispiel: http://de.reuters.com/article/usa-autoabsatz-idDEKBN17Z0BX oder
    https://www.welt.de/finanzen/article164191010/Amerikas-neues-Schreckenswort-heisst-Peak-Auto.html

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  5. Hallo Stefan,

    schöne Analyse (auch deiner erster Artikel). Die Zahlen sehen wirklich gut aus. Aber das tun sie meistens auf oder nahe dem Höhepunkt eines Zyklus.

    Ich schaue mir auch immer mal gerne an, was Shortseller so schreiben und was ich unter http://www.sprucepointcap.com/gentex-corp/ lesen konnte, hat mich eher abgeschreckt. Ich habe einfach schon genug Unternehmen gesehen, die nach vielen sehr erfolgreichen Jahren dann doch irgendwie auf die Fresse geflogen sind.

    Und Covacoros Kommentar zum US-Autoabsatz ist auch nicht von der Hand zu weisen. Beim Lesen des letzten Quartalsberichts des Autofinanzierers Nicholas Financial (NICK) wurde auch was von erhöhten Ausfallzahlen bei Krediten geschrieben, was man durchaus als erstes Warnzeichen sehen könnte…

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    • Hey!

      „Aber das tun sie meistens auf oder nahe dem Höhepunkt eines Zyklus.“

      Ist das so? Mir ist kein Automobilzulieferer oder Automobilhersteller bekannt, der fundamental auch nur annähernd mit Gentex mithalten kann.

      „Ich habe einfach schon genug Unternehmen gesehen, die nach vielen sehr erfolgreichen Jahren dann doch irgendwie auf die Fresse geflogen sind.“

      Was schließt du daraus? Einfach keine Unternehmen mehr analysieren vor dem Aktienkauf?

      „was von erhöhten Ausfallzahlen bei Krediten“

      Von Top-Down-Investing halte ich nichts. Wie sagte Morgan Housel so schön? „Rezessionen vorherzusagen ist einfach. Nur nicht, was den Zeitpunkt, die Ursache, Tiefe und Dauer angeht.“

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      • Hallo Stefan,

        ich verstehe deine Argumente durchaus. Aber aus deiner Antwort entnehme ich, dass du das Dokument des Short-Autoren wohl nicht angeschaut hast. Dieser zweifelt nämlich in gewisser Weise die Richtigkeit aller Zahlen von Gentex an. Und dort, wo Zahlen geschönt werden, sehen sie halt manchmal zu gut aus, um wahr zu sein.

        Deinen beiden Artikeln zu Gentex entnehme ich, dass du diesem Unternehmen gegenüber extrem positiv eingestellt bist. In solch einem Zustand kann es durchaus mal vorkommen, dass man für Gegenargumente weniger empfänglich ist. Es kann sein, dass du am Ende Recht behältst. Es kann aber auch sein, dass die Short-Autoren Recht behalten, die in ihrem über 100 Seiten langen Dokument eben ihre Sicht der Dinge auch ganz gut dargelegt haben.

        Wir werden sehen, sprach der Blinde 🙂

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        • Ich habe das Dokument nicht gelesen, da ich nicht daran interessiert bin, mir die Meinungen derer anzuhören, die Millionen von Dollar mit der Verbreitung von Gerüchten verdienen.

          Solltest du die 100 Seiten gelesen haben, würde ich mich aber freuen, wenn du zusammenfassen würdest, welche Kennzahlen gefälscht wurden, seit wann, welche Beweise es dafür gibt und warum keine Behörde gegen Gentex ermittelt.

          „Gegenargumente“ sind schön und gut. Mutmaßungen, jemand habe betrogen, ohne jeglichen Beweis zu haben, sind jedoch keine Argumente. Zudem sollte man immer hinterfragen, welches Ziel jemand verfolgt.

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  6. Es tut sich etwas bei Gentex:

    Vor einer Stunde gab man bekannt, dass sich CEO und Mitgründer Fred Bauer (74) zum Jahreswechsel in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat.

    Neuer CEO ist Steve Downing (39). Ich hatte ihn vor 7 Monaten hier bereits 2x erwähnt: https://stefansboersenblog.com/2017/06/03/gentex-corporation/

    Meldung:
    https://seekingalpha.com/pr/17039340-gentex-corporation-announces-retirement

    Infos zu Mr. Downing:
    http://ir.gentex.com/management/steve-downing

    Seit 2002 arbeitet der junge Downing für Gentex, seit Mai 2013 als CFO.

    Bauer ist 74. Es sieht für mich so aus, als sei dieser Wechsel von langer Hand geplant gewesen. Bauer hat Downing als Nachfolger aufgebaut. Bauer war ja nicht nur CEO, sondern auch Chairman of the Board of Directors, hatte also alle Fäden in der Hand.

    Ich sehe es positiv: Nach 31 Jahren mit Bauer als CEO kommt nun, wo die Automobilindustrie vor einem großen Wandel steht, mit dem jungen Downing frischer Wind in die Hütte. Zudem hat Downing bereits 16-Jahre Gentex-Erfahrung und war 4,5 Jahre lang CFO.

    Wichtig wird nun sein, Downings alte CFO-Rolle vernünftig zu besetzen.

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  7. Spannend: Der neue CEO Steve Downing hat sich heute zur Kapitalallokation geäußert: http://www.4-traders.com/GENTEX-CORPORATION-9464/news/Gentex-Announces-Capital-Allocation-Strategy-Additional-Share-Repurchase-Authorization-and-10-Incr-26137211/

    1.) Zum Ende der Geschäftsjahre 2016 und 2017 lag die Höhe von Cash und Cash-Äquivalenten bei rund 720 Mio. USD, was mit 31% der Bilanzsumme recht viel war. Der neue Zielwert sind 525 Mio. USD.
    2.) Die Dividende wird um 10% erhöht.
    3.) Es wurden zusätzliche Aktienrückkäufe i.H.v. 425 Mio. USD für 2018 genehmigt. (in den letzten 12 Monaten lagen die Rückkäufe bei 230 Mio. USD.
    4.) In den ersten drei Quartalen 2018 werden 80 Mio. USD an alten Schulden zurückgezahlt.
    5.) Der Aufsichtsrat hat zusätzliche Kreditaufnahmen bis zu 150 Mio. USD genehmigt.

    Klingt erst mal nicht unvernünftig. Wobei Aktienrückkäufe (vor allem schuldenfinanzierte) nur zu bestimmten Bedingungen sinnvoll sind. Aber spätestens in der nächsten Rezessionsangstwelle werden sich sicher schöne Einstiegskurse dafür finden.

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  8. Leser Covacoro war sich hier vor 9 Monaten scheinbar sicher, dass der US-Autoabsatz in 2017 und Folgejahren sinken würde.

    Es kam anders:

    https://www.fool.de/2018/04/10/wie-sehr-sollten-sich-die-investoren-ueber-die-starken-us-autoabsaetze-freuen/

    Jeder liebt eine gute Überraschung, und wie kann die US-Automobilindustrie den Frühling besser beginnen als mit einer überraschenden Umsatzsteigerung von 6,4 % gegenüber dem Vorjahr? Es war ein besseres Ergebnis als erwartet und der größte Umsatzzuwachs der Branche seit Februar 2016. Nach mehr als einem Jahr des Pessimismus, der stagnierenden Umsätze und der rückläufigen Pkw-Verkäufe kann man es den Anlegern nicht verübeln, dass sie das Ergebnis des letzten Monats überbewertet haben, aber wie stark war es wirklich? Lass uns in einige der Höhepunkte genauer betrachten, um zu sehen, warum die Investoren nicht zu viel erwarten sollten.

    Frühlingsgefühle
    Es dauerte nicht lange, bis 2018 besser aussah als 2017, denn im März gab es bereits den zweiten Zuwachs im Vergleich zu 2017, als es erst im September aufwärts ging. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate (SAAR) des letzten Monats lag bei 17,49 Millionen, was die Schätzungen von den Analysten, die 16,8 Millionen vorhersagten, deutlich übertraf.

    „Die Verbraucher halten die US-Wirtschaft am wachsen und die Autoverkäufe sind sehr gut“, sagte Mustafa Mohatarem, Chefökonom von General Motors, in einer Pressemitteilung. „Der Arbeitsmarkt ist stark, das Verbrauchervertrauen ist auf einem jahrzehntelangen Hoch, und wir sehen deutliche Anzeichen dafür, dass die Unternehmer die Steuerreform nutzen, um ihre Flotten zu modernisieren“.

    Alles in allem, sind die Umsätze im März um 2 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, und einige Investoren sind optimistischer, als noch vor Monaten — aber ein Quartal bildet noch keine Tendenz.

    Individuelle Highlights
    Zum ersten Mal seit 18 Monaten hatten die Investoren von Fiat Chrysler Automobiles (WKN:A12CBU) Grund zum Jubeln, da der Autohersteller seinen monatlichen Umsatzrückgang mit einem Plus von 14 % gegenüber dem Vorjahr stoppte. Der starke Monat der FCA wurde von der Marke Jeep getrieben, die ihren besten Verkaufsmonat aller Zeiten und eine unglaubliche Steigerung von 45 % gegenüber dem Vorjahr auf fast 100.000 Fahrzeuge verzeichnen konnte. Jeep war in der Lage, die Popularität von SUVs zu nutzen und FCA schaffte es mehr Fahrzeuge im Einzelhandel zu verkaufen als sein Rivale Ford Motor Company (WKN:502391), eine außergewöhnliche Leistung für den kleineren Autohersteller.

    Apropos Ford: Detroits zweitgrößter Automobilhersteller übertraf im März die Erwartungen mit einem Umsatzplus von 3,4 %. Die Leute im Blue Oval konnten einen Umsatzrückgang von 8,1 % im Pkw-Segment mit einem Plus von 7,5 % bei SUVs und 6,7 % bei LKWs ausgleichen. Auch wenn Ford’s SUVs nicht die beeindruckenden Umsatzzuwächse erzielen konnte , wie sie Jeep erreichte, war es gut genug für den besten März der Unternehmengeschichte in diesem Segment. Ein wichtiger Punkt, an dem Ford sich messen kann, sind die durchschnittlichen Verkaufspreise (ATPs). Ford verzeichnete im März mit 36.300 US-Dollar pro Fahrzeug die höchsten Verkaufspreise aller Automobilhersteller, angetrieben von einem starken Anstieg der ATP-Werte für seine Trucks der F-Serie, die durchschnittlich 46.800 US-Dollar pro Truck einbrachten. Fords durchschnittliche Verkaufspreise waren etwa doppelt so hoch wie der durchschnittliche Zuwachs in der Industrie, der 700 US-Dollar betrug.

    Die starken Umsatzzuwächse im März beschränkten sich nicht nur auf die Detroiter Automobilhersteller, da Toyota (WKN:853510) in aller Stille das beste erste Quartal seit einem Jahrzehnt abschloss. Der Absatz von Toyota stieg im März um 3,5 % auf 507.000 verkaufte Fahrzeuge im ersten Quartal. Der japanische Automobilhersteller, historisch bekannt für seine Kleinwagen, konnte sich dem Rückgang der Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen nicht entziehen, bei seinen PKWs Camry und Corolla musste das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 1,1 % bzw. 4 % verzeichneten. Glücklicherweise konnten Rav4, Highlander, Tacoma und Tundra mit soliden Zuwächsen von 9,1 %, 19 %, 21 % bzw. 14 % aufholen.

    Nicht so schnell
    Während das erste Quartal 2018 für die Automobilindustrie besser war als erwartet, gibt es sicherlich Gründe, die Erwartungen für die Zukunft zu dämpfen. Ein Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, und der das Umsatzvolumen ab März leicht überhöht erscheinen lassen könnte, ist, dass es im letzten Monat 28 Verkaufstage gab, verglichen mit 27 im März 2017.

    Während wir die kommenden Monate auf uns zukommen lassen, werden die Zinssätze im Laufe des Jahres 2018 voraussichtlich steigen, was die Kreditaufnahme verteuern und auch die potenziellen monatlichen Zahlungen der Verbraucher erhöhen wird. Darüber hinaus wurden die Verkäufe in letzter Zeit durch verstärkte Anreize und Angebote vorangetrieben, die so gesteuert werden müssen, dass eine solide Rendite gewährleistet ist, so dass geringere Preise bei diesen Geschäften den Absatz drosseln könnten.

    Wenn diese Faktoren nicht ausreichen, um die Erwartungen der Auto-Investoren zu mildern, solltest du bedenken, dass jahrelange aggressive Leasingstrategien Millionen von Leasingrückläufern auf den Markt spülen werden, die den Verbrauchern eine interessante Alternative zu Neufahrzeugen bieten.

    Der März war ein überraschend starker Monat für die Automobilindustrie, und das erste Quartal war besser als das Vorjahr – aber die Anleger wären aus den oben genannten Gründen klug, ihre Umsatzerwartungen für 2018 zu dämpfen.

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  9. Cool, dass du regelmäßig mit Updates glänzt, Stefan.

    Das Beispiel zeigt mir wieder deutlich, dass der ganze Prognosekram nichts bringt. Keiner kennt die Zukunft. Ich kaufe weiter ertragsstarke Markenunternehmen zu günstigen Preisen und halte einfach ewig. Lethargie ist Trumpf.

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