Die Deutschen sind Versager

… beim Vermögensaufbau.

Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt. Doch wenn es darum geht, privat Vermögen aufzubauen, landen wir im internationalen Vergleich auf den hinteren Rängen – hinter Ländern wie Slowenien, Portugal und der Slowakei. (Quelle)

Die Deutschen lassen sich bei der Altersvorsorge gern bemuttern.

Demografischer Wandel? Firlefanz! „Mutti“ Merkel wird es schon richten. Wir schaffen das. Und zwar ohne die Renten zu kürzen, ohne die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer zu erhöhen und ohne das Renteneintrittsalter nach hinten zu verschieben. Ist doch klar.

Bei der privaten Vorsorge geht es weiter. Riester? Was ist das? Oh, es gibt staatliche Zuschüsse. Her mit dem Kugelschreiber, ich unterschreibe! Auf den Seiten 12, 34 und 47? Alles klar.

Der SPIEGEL brachte es in der Print-Ausgabe vom Februar auf den Punkt:

„In Finanzkreisen wird schon länger über das „stupid german money“ gelästert, über die doofen Deutschen, die nicht mit Geld umgehen können. Die ihr Erspartes lieber den Banken ausliefern, als dem eigenen Urteil zu vertrauen. Die es viel seltener zu Wohneigentum bringen als Holländer, Franzosen oder Spanier. Und die sich von Börsenturbulenzen wie in den vergangenen Wochen darin bestärkt fühlen, von Aktien die Finger zu lassen – auch wenn die Kurse zuvor jahrelang gestiegen waren.

Man könnte das kollektive Sparversagen als eine verzeihliche Schwäche des deutschen Nationalcharakters abtun, wäre es nicht längst zum politischen Problem geworden. Das Unvermögen der Bundesbürger, sich ein Vermögen aufzubauen, verschärft die sozialen Spannungen im Land. Es wird dazu führen, dass in einigen Jahren Millionen Senioren dem Staat auf der Tasche liegen, weil ihre Rente nicht reicht.

Wenn es um Geldanlage geht, fehlt den Deutschen Maß und Mitte – und häufig auch das nötige Interesse. Sie lesen fünf Testhefte, um einen Toaster zu kaufen. Wenn es dagegen um eine zusätzliche Altersvorsorge im Wert von mehreren Zehntausend Euro geht, verlassen sie sich lieber auf den Staat oder die Finanzindustrie. Auch wenn sie ahnen, dass sie dabei bevormundet oder abgezockt werden.“

Dagobert Duck
Dabei ist es so einfach. Ich möchte das an einem Beispiel durchrechnen.

Max Mustermann ist 20 Jahre alt und Raucher. Täglich raucht er ein Päckchen.

Er ist Stammleser von Stefans Börsenblog und entschließt sich, mit dem Rauchen aufzuhören und das gesparte Geld in einen kostengünstigen ETF auf den MSCI World Aktienindex zu investieren.

Annahmen:

  • Investition von 180 Euro pro Monat (ein Päckchen kostet heute 6 Euro)
  • Erhöhung der Investition um 2,89% pro Jahr (Zigarettenpreise stiegen in Deutschland von 2002 bis 2016 um 4,69% pro Jahr – zur Inflationsbereinigung des Endvermögens werden davon 1,8% abgezogen, was eine ordentliche Schätzung der künftigen Inflation sein sollte) Quelle
  • Keine Realisierung von Kursgewinnen bis zum 65. Lebensjahr
  • Zinssatz von 7,2% pro Jahr (MSCI World stieg in den vergangenen 40 Jahren um 7,4% pro Jahr, wovon 0,2% laufende Kosten abgezogen werden)
  • Thesaurierender ETF (also mit automatischer und kostenloser Reinvestition von Dividenden)

Max kommt am 65. Geburtstag auf ein (inflationsbereinigtes!) Endkapital von 1.000.000 Euro.
200.000 Euro hat er eingezahlt.
800.000 Euro hat er an Zinsen angesammelt. Diese müssten nach aktueller Gesetzeslage noch versteuert werden.

Zinsrechner
An diesem Beispiel seht ihr, welch gewaltigen Einfluss eine einfache Entscheidung wie die, mit dem Rauchen aufzuhören und dieses Geld sinnvoll zu investieren, langfristig mit Hilfe des Zinseszinseffektes haben kann.

Liebe Zweifler,
eine jährliche Rendite von 7,2% nach Abzug von Gebühren ist am Aktienmarkt nicht ungewöhnlich. Unter folgendem Link könnt ihr mit den Renditen des S&P 500 Aktienindex selbst ein wenig herumspielen. Durch die Anpassung des Zeitraumes werdet ihr feststellen, dass 7,2% eher eine pessimistische Annahme ist.

http://thume.ca/indexView/

Entscheidet euch: Wollt ihr bis zum 70. Lebensjahr als Arbeitssklaven einen Großteil eurer Lebenszeit gegen Geld eintauschen, um dann euren Kindern und den Steuerzahlern auf der Tasche zu liegen, weil eure Rente nicht zum Leben reicht? Oder wollt ihr Geld für euch arbeiten lassen und finanziell unabhängig werden?

7 Gedanken zu „Die Deutschen sind Versager

  1. Hey Stefan, schöner Beitrag, gerade weil ich momentan auch versuche, das Rauchen zu beenden 🙂 bin zwar schon 37, aber besser zu spät als nie…. Wo kann man denn den o.a. Rendite Rechner finden,,gibt es den Online? Falls ja, könntest du mal kurz den Link posten? Danke.
    Was ich an diesem Beispiel auch schön finde, dass man auch mit „kleinen“ Sparsummen über einen langfristigen Zeitraum ein beachtliches Vermögen aufbauen kann, dieser Punkt wird leider immer unterschätzt.
    Gruß Michael

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    • Hallo Michael,

      den Rendite-Rechner findest du hier:
      http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php

      Stimmt, auch kleine Sparbeträge können zu bemerkenswerten Vermögen führen, wenn sie regelmäßig, langfristig und breit gestreut in Produktivkapital angelegt werden.

      Der Zinseszinseffekt wird leider völlig unterschätzt. Dabei sagte schon Albert Einstein, der Zinseszins sei die stärkste Kraft im Universum.

      Viel Erfolg beim Aufhören!

      Beste Grüße, Stefan

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  2. Es stimmt schon. Es ist die Vollkaskomentalität in Deutschland. Die Erwartung dass sich der Staat um alles kümmern muss und der Bürger selbst keine Verantwortung übernehmen muss.

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  3. Die Dummheit Rauchen habe ich übrigens noch nie begonnen und das wird auch so bleiben. Habe beruflich genug unter Rauchern zu leiden. Der Nichtraucherschutz existiert in D offenbar nur auf dem Papier.

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  4. Weiterer Beweis für die deutschen Vermögensaufbau-Versager:

    Laut Global Wealth Report lagen die Deutschen bei der Vermögensverzinsung 2016 auf Platz 27 von 28 EU-Staaten. Nur Österreich war schlechter (und hat eine noch niedrigere Aktionärsquote).

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