Warum ich lieber Church & Dwight kaufe als Procter & Gamble

Gefühlt findet man Procter & Gamble im Depot jedes langfristig orientierten Privatanlegers, der sich in die Karten schauen lässt.

Im August vergangenen Jahres – als ich mich entschied, fortan zu investieren anstatt zu traden – war Procter & Gamble eines der ersten 2 Unternehmen, die mir in den Sinn kamen und die ich genauer unter die Lupe nahm. (das andere war Johnson & Johnson)

Meine Analyse endete nach wenigen Minuten. Ich entschied mich klar gegen einen Kauf. In den Konkurrenten Church & Dwight verliebte ich mich später hingegen sofort.

Schauen wir uns beide Konsumgüter-Hersteller genauer an.

Church & Dwight verkauft Waschmittel, Zahnpasta, Katzenstreu, Fleckentferner, Deos, Shampoos, Kondome, Schwangerschaftstests und Vitaminpräparate. Damit erzielte das Unternehmen im letzten Jahr einen Umsatz von 3,4 Milliarden USD. In Europa bekannte Marken sind OxiClean und Trojan.

Procter & Gamble erzielte einen Umsatz von 76 Milliarden USD und vereint Marken, die die Augen jedes Anlegers zum Leuchten bringen:

  • Always Hygieneprodukte
  • Alldays Slipeinlagen
  • Ariel Waschmittel
  • Blend-a-dent Zahnhygiene
  • Blend-a-med Zahnhygiene
  • Braun Elektrogeräte
  • Charmin Toilettenpapier
  • Fairy Spülmittel
  • Febreze Textilerfrischer
  • Gillette Rasierer
  • Head & Shoulders Haarpflege
  • Herbal Essences Haarpflege
  • Lenor Weichspüler
  • Meister Proper Waschmittel und Haushaltsreiniger
  • Oil of Olaz Kosmetik
  • Oral-B Zahnhygiene
  • Pampers Windeln und Feuchttücher
  • Pantene Haarpflege
  • Wick Erkältungsprodukte

Wow! Und das sind nur die Marken, die in Deutschland eine hohe Bekanntheit genießen. Doch bevor ihr euren Broker anruft, wartet die Zeit ab.

Entwicklung Umsatz (2006-2015)

P&G: +12%
C&D: +74%

1:0 für Church & Dwight!

Entwicklung operativer Gewinn (2006-2015)

P&G: +15%
C&D: +167%
Nein, hier fehlt kein Komma 🙂 Holy Shit – was für ein Unterschied!

2:0 für Church & Dwight!

Dividende pro Aktie (2006-2015)

P&G: +125%
C&D: +931%

3:0 für Church & Dwight!

Auszahlungsquote (2015)

P&G: 69%
C&D: 43%

Je geringer, desto besser, weil mehr Luft nach oben bleibt.

4:0 für Church & Dwight!

EBIT Marge (2015)

P&G: 16%
C&D: 19%

5:0 für Church & Dwight!

5-Jahres-Wachstumsschätzung pro Jahr (Morningstar)

P&G: 5%
C&D: 9%

6:0 für Church & Dwight!

PEG Ratio

KGV geteilt durch Wachstumsschätzung. Dies ist eine gute Kennzahl, um herauszufinden ob eine Aktie teuer ist. Je geringer, desto besser.

P&G: 4,5
C&D: 2,9

7:0 für Church & Dwight!

Eigenkapitalquote (2015)

P&G: 47%
C&D: 48%

8:0 für Church & Dwight!

Kurssteigerung (31.12.2003 – 31.12.2015)

P&G: +59%
C&D: +551%
Auch hier fehlt kein Komma 😉

9:0 für Church & Dwight!

Maximaler Verlust der Aktie (seit 2003)

P&G: 42%
C&D: 31%

10:0 für Church & Dwight!

Im Fußball wäre das ein Schützenfest bzw. eine Blamage, die die Fans viele Jahre nicht vergessen würden.

Ich habe die Kategorien nicht danach ausgewählt, wo Church & Dwight besser abschneidet. Das 10:0 hat mich selbst überrascht.

Klar: Ein 3-Milliarden-Unternehmen hat es vermutlich leichter, hohe Wachstumsraten zu erzielen als ein 76-Milliarden-Unternehmen. Aber Church & Dwight gibt es nicht erst seit vorgestern, sondern seit 169 Jahren. Seit 114 Jahren hat das Unternehmen in keinem einzigen Quartal versäumt, eine Dividende zu zahlen.

Den Hype um Procter & Gamble kann ich nicht nachvollziehen. Bei allen 13 Unternehmen, an denen ich beteiligt bin, haben sich Umsätze, Gewinne und Aktienkurs im Betrachtungszeitraum besser entwickelt.

Die Argumente „das ist alles im aktuellen Kurs eingepreist“ und „am Aktienmarkt zählt die Zukunft und nicht die Vergangenheit“ sind mir natürlich bekannt.

Ich setze lieber auf Gewinner als auf Verlierer.
Aber jeder hat ja so seine eigene Strategie 😉

Schaut euch auch gern meine Branchen-Analyse an:

Church & Dwight – Mein Defensiv-Champion auf dem Prüfstand

 

11 Gedanken zu „Warum ich lieber Church & Dwight kaufe als Procter & Gamble

    • Hi Felix,

      die Kurssteigerung und den maximalen Kursverlust habe ich auf http://go.guidants.com/#c/Analyse ermittelt.

      Beim Chart zum Vollbildmodus wechseln. Unternehmen in der Suche eingeben. Beim 12. Symbol von links öffnet sich ein Dropdown. Dort wählst du „Preisbereich“ aus. Dann klickst du auf 2 Punkte im Chart und dir wird direkt die Kursentwicklung in Punkten und auch in Prozent angezeigt. Manchmal klappt es im ersten Versuch nicht. Dann musst du nochmal „Preisbereich“ auswählen.
      Mit dem Mausrad kannst du rein- und rauszoomen. Wenn du die linke Maustaste gedrückt hältst, kannst du den Chart verschieben.
      Ein nettes Tool mit vielen Funktionen. Kaum zu glauben, dass es kostenlos angeboten wird.

      Willst du einen längeren Zeitraum betrachten, geh auf http://www.finanzen.net/ und such ein Unternehmen. Unter „Historisch“ kannst du dir dann die Kurse für einen sehr langen Zeitraum anzeigen lassen. Um die Steigerung zu ermitteln, muss man kurz rechnen.
      Von dieser Seite habe ich auch die Eigenkapitalquoten übernommen (unter „Bilanz/GuV“).

      Alle übrigen Zahlen stammen von http://www.morningstar.com/. Dort gibt es 2 Suchfelder: „Quote“ und „Search“. Gib bei Quote ein Unternehmen ein und du wirst jede Menge Daten finden, die 10 Jahre zurückreichen.

      Beste Grüße, Stefan

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  1. Hallo Stefan,

    interessante Gegebüberstellung, außerdem kannte ich das Unternehmen bisher nicht. Vielen Dank. Beim Vergleich des KGV fällt aber auf, dass das KGV von Church & Dwight in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, und jetzt deutlich über dem KGV von Procter liegt. Das wäre eine Erwähung wert gewesen, finde ich.

    Grüßen Tim

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    • Hallo Tim,

      aussagekräftiger als das KGV finde ich die erwähnte PEG Ratio, die dem KGV die Wachstumsschätzung gegenüberstellt. Zieht man diese Kennzahl zur Bewertung heran, ist C&D deutlich günstiger.
      Doch nicht nur die Wachstumsschätzung – auch die anderen 9 Kriterien rechtfertigen ein höheres KGV bei C&D, finde ich.

      Ob eine Aktie günstig oder teuer ist, ist nicht so einfach zu sagen. Ich habe hier versucht, mich dem Thema zu nähern: https://stefansboersenblog.com/2016/03/25/aktien-bewerten/

      Grüße, Stefan

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  2. Hallo Stefan,

    vielen Dank für Deine Antwort. Das macht Sinn. Da das KGV aber sehr beliebt ist, wäre ein entsprechender Hinweis im Artikel für mich als Leser hilfreich gewesen.

    Ich würde im Moment wohl weder Procter noch Church kaufen. Habe das Gefühl, dass die inzwischen einfach zu beliebt sind. Mich erinnert das ein bisschen an die Zeit um 2007/8. Damals wollten alle unbedingt Value Titel haben. Als dann der Peak erreicht war, waren plötzlich Growth Aktien (FANG) und Dividententitel in Mode. Und sind es seither. Entsprechend hoch sind inzwischen die Bewertungen. Bin mir nicht sicher, ob es trotz hoher Dividendenrendite noch Sinn macht diese Preise zu zahlen.

    Ich setze zwar auch stark auf Dividendentitel (und habe u.a. Procter), denke aber darüber nach, wieder mehr in Valueaktien zu gehen (über Fonds, die Einzelauswahl bzw. vor allem die Bewertung von Valuetiteln erscheint mir zu anspruchsvoll). Denn: Ich werde das Gefühl nicht los, dass es langsam mal wieder Zeit für ein neues Thema (= Value) wird.

    Kann mich aber auch täuschen.

    Grüße,
    Tim

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  3. Interessanter Bericht und ich sehe Deine Argumente.

    Nichts desto trotz habe ich persönlich lieber P&G im Depot.
    Warum? P&G schlägt C&D in allen für mich relevanten Werten wie KGV,KBV,KUV und KCV.
    Zudem hat P&G eine wesentlich höhere Dividendenrendite (3,5% zu 1,5%),
    was für mich als dividendenorientierter Langfristanleger von großer Bedeutung ist.

    Ausserdem sind für mich nicht alle Deiner o.g. Punkte ein Pluspunkt für C&D.
    Alle o.g. Punkte beziehen sich auf die Vergangenheit, also im Kurs eingepreist.
    P&G hat hier also für mich „mehr Luft nach oben“ als C&D.

    Beide Unternehmen sind jedoch nicht gerade günstig und kein Schnäppchen mehr.

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  4. Du meine Güte. Was war denn heute los? So sieht wohl ein Short Squezze aus. Auch wenn die Aktie teuer ist, shorten ist gefährlich. Na, mal sehen welche Erklärung korrespondiert wird.

    Ich muß leider weiter auf den Kauf warten. Obwohl…. nach den -20% (seit heute Mittag) ist sie ja gut vom Hoch zurückgekommen :))) .

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  5. Pingback: Gedanken zum Portfolio (Teil 1) | Stefans Börsenblog

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